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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Spanien und Frankreich. Aus der Wolle verfertigten die Juden von Safed einen vorzüglichen Stoff, färbten ihn nach ihren altbewährten Verfahren und verschifften ihn über Akka nach Europa zurück. Das Einkommen des Städtchens stieg jäh von zehntausend Florin im Jahr auf zweihunderttausend, ja sogar sechshunderttausend Florin und die Zahl der jüdischen Einwohner von zweihundert auf zwanzigtausend. Was die Matrosen in Akka geflunkert hatten: »die führende Stadt Palästinas« - es hatte sich bewahrheitet. Kamelkarawanen sind im Lauf der Zeit in viele Städte gekommen und haben dafür gesorgt, daß sich ihr Reichtum vervielfacht hat -vorübergehend. Dann sind diese Städte sang- und klanglos wieder in Vergessenheit geraten. Gleiches wäre in Safed geschehen, hätten die Juden nicht außer dem Spinnrad eines der außergewöhnlichsten Bücher aller Zeiten mitgebracht. Dieses Buch hat den Namen der Stadt Safed bis in die entferntesten jüdischen Gemeinden der ganzen Erde getragen und Gelehrte aus einem Dutzend verschiedenster Nationen, aus
    Ägypten und Polen, aus England und Persien, in die Stadt am Berg gelockt. Allerdings haben auch andere Städte bedeutende Bücher empfangen, doch wenig mit ihnen anzufangen gewußt. Der Stadt Safed gereicht es zum Ruhm, daß sie außerdem drei Rabbinen aufnahm, die dem Buch zu Bedeutung verhelfen sollten: Rabbi Zaki aus Italien, Rabbi Elieser aus Deutschland und den begnadeten Rabbi Abulafia aus Spanien. Der erste der drei Rabbinen, der nach Safed kam, war Zaki der Schuhmacher. Nach sieben Jahren mühsamen Broterwerbs in Afrika und an den Küsten Griechenlands landete er mit seinem Weib und seinen drei Töchtern im verfallenen und verschlammten Hafen Akka. Dort schlossen sie sich einer Karawane nach Damaskus an. In der ersten Nacht lagerten sie auf dem unbewohnten Hügel von Makor, von wo Zakis Vorfahren vor mehr als tausend Jahren nach Babylonien geflohen waren. Doch die Häuser seiner Ahnen lagen unter den Trümmern einer Kreuzritterburg, und die Burg lag unter Sand und Gestrüpp.
    Tags darauf, am Nachmittag gegen vier Uhr, gelangte die Karawane zum Paß, der von den Tälern hinaufführt zu den Bergen von Safed. Und dann sahen Zaki und die Seinen zum erstenmal die schöne Stadt, die ihre neue Heimat werden sollte. Auf dem Gipfel glänzten einige große Steinblöcke der einstigen Burg in der hellen Sonne, auf den steilen Hängen unter ihnen lag eine Anzahl kleiner Häuser verstreut gleich abgefallenen Blütenblättern.
    Zaki, dem der wunderbare Anblick das Herz schwellen ließ, sprach die Worte des HErrn, mit denen Er Lot vorantreibt: »>Errette deine Seele und sieh nicht hinter dich; auch stehe nicht in dieser ganzen Gegend. Auf den Berg rette dich, daß du nicht umkommst!<« Zaki war in den Niederungen gewesen; nun winkten ihm die Berge.
    »Es sieht so aus, als ob es dort oben kalt ist«, nörgelte Rachel. »In Saloniki haben sie uns gesagt, daß sich hier gut leben läßt«, antwortete er. »Es sieht so aus, als ob die Leute aus ihren Häusern fallen müßten, den Berg hinunter«, jammerte sie. »Es sieht nur so aus«, tröstete er sein Weib.
    In Safed führte die Straße auf einen großen Platz zu Füßen der Burgruine, den Marktplatz der Stadt. Hier nahm man den Kamelen ihre Lasten ab und sortierte die Waren für die Kaufleute. Türkische Beamte drängten sich um die Karawanenführer, fragten nach Neuigkeiten aus Akka. Um Rabbi Zaki kümmerte sich niemand. Er blickte um sich auf die Stadt, flüsterte ein Dankgebet und sah dann über die Stadt hinweg. Zwischen den Bergen im Süden färbte die untergehende Sonne die Wasser des Jam Kinneret - des Galilaeischen Meeres.
    Eine kräftige Hand packte seinen Arm, und eine rauhe, befehlende Stimme fragte: »Bist du für Safed bestimmt?« Zaki drehte sich um und sah sich einem stattlichen Mann mit dichtem schwarzem Bart gegenüber, der sich wie ein Arbeiter trug. »Rabbi Jemuel aus Konstantinopel hat mich geschickt«, antwortete Zaki. »Gesegnet sei sein Andenken«, entgegnete der andere barsch. »Ist das deine Familie?«
    »Mein Weib Rachel und meine Töchter.«
    »Dann brauchst du ein großes Haus«, sagte der Mann aus Safed. »Zur Zeit steht keines frei.«
    »Ich hab’ dir ja gesagt, du sollst nicht nach Safed gehen«, jammerte Rachel schon wieder. »In Saloniki waren wir glücklich und zufrieden.«
    »... bis wir eines finden«, fuhr der Bärtige fort, ohne auf das Klagen zu achten, »wirst du bei mir wohnen. Alle Fremden kommen

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