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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Gouverneur und den Polizeichef bei guter Laune halten, dann erwartet niemand von Ihnen, daß Sie etwas tun, Zodman. Sie müssen uns nur einen Gefallen erweisen. Wenn Sie mich in Zeiten der Gefahr auf der Straße treffen und Sie begreifen daß ich von Israel herübergekommen bin, um die jüdische Widerstandsbewegung anzuführen, dann verraten Sie mich nicht. Schauen Sie einfach schweigend an mir vorbei. Denn ich bin lediglich da, um Sie zu retten.«
    Er nickte brüsk zu den drei Männern hinüber und ging fort -ein soldatisch harter Mann, der die Welt bewußt leidenschaftslos sah, ein Mann, den Cullinane zu respektieren und sogar sehr zu schätzen gelernt hatte. Dieser Schwartz war fest entschlossen, es mit der gesamten christlichen Kirche, den vereinten Arabern, den zaghaften Juden Floridas, den wankelmütigen Nichtjuden und allen aufzunehmen, die sich in irgendeiner Form einmischen wollten. Es war beruhigend zu wissen, daß es solche Männer im neuen Israel gab. Und Cullinane fand für Schwartz’ selbstbewußt trotzige Haltung die anerkennenden Worte: »Wenn Sie seinen Mut richtig einsetzen, Eliav, wird dieses Land einmal großartig.«
    Zodman war empört: »Wenn ich ihn jemals auf den Straßen von Chicago antreffen sollte, werde ich sofort einen Polizisten rufen.« Vered aber sagte ruhig: »Vielleicht denkst du anders darüber, Paul, nachdem wir uns darüber unterhalten haben.«
    Am nächsten Morgen nahm Zodman, der amerikanische Jude, Vered, die Sabra, mit nach Zypern, wo sie von einem Geistlichen der Kirche von England getraut wurden. Es war ein blühendes Geschäft, Paare zu vereinen, die sich ehrlich liebten, aber nach jüdischem Gesetz nicht heiraten durften. Der Geistliche, ein dürrer kleiner Mann mit schlecht sitzendem
    Gebiß, sagte: »Richten Sie nur allen meinen guten Juden aus, sie sollen sich nicht an diesem Affentheater stören. Vor Zeiten gab es in meiner Kirche die gleichen törichten Vorschriften, die nur zur Folge hatten, daß die Leute aus England flohen und sich in Gretna Green trauen ließen. Aber das ist nun vorbei. Möchte wetten, Sie wußten gar nicht, daß Gretna Green in Schottland liegt.« Mit großem Feingefühl gestaltete er die Trauung zu einem wahrhaft bewegenden religiösen Erlebnis. Am Ende fragte er scheu: »Da wir keinen Brautführer haben, gestatten Sie mir, die schöne Lady zu küssen?« Er war nicht einmal so groß wie Vered.
    Die unerfreulichen Umstände, unter denen Zodman und Vered aus Makor abgereist waren, hatten einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Cullinane meinte: »Im Jahre 70 n. Chr. nach der Einnahme von Makor durch Vespasian, erbeutete sein Sohn Titus in Jerusalem die Symbole des Judentums und schleppte sie nach Rom. Heutzutage werden sie von Zodman zwecks unverzüglicher Verschiffung nach Amerika aufgekauft.« Eliav setzte düster hinzu: »Vielleicht hat er recht gehabt. Vielleicht wird die Führung des Judentums in amerikanische Hände übergehen.« Die Stimmung der beiden wurde so gedrückt, daß Cullinane beinahe erleichtert war, als er einen Vorwand fand, sich nach Jerusalem zu flüchten. Ohne weitere Erklärungen kam er aus seinem Arbeitszimmer, rief nur kurz über die Schulter: »Ihr solltet besser schon anfangen, die Papiere zu verpacken« und verschwand. Tabari aber, dem Eliavs Trauer naheging, dachte: Es wäre weit besser, wenn Cullinane hier bliebe und Eliav ein paar Tage fortgehen ließe. Teilnahmsvoll bemühte sich der Araber deshalb krampfhaft, Eliavs Gedanken an Vered durch neue Arbeit abzulenken. Als er eines Morgens auf der Sohle des Grabens B stand, unter der sich weiter nichts befinden konnte als blanker Stein, sah er zufällig am nordwestlichen Ende des freigelegten
    Felsuntergrunds eine kaum wahrnehmbare Senkung nach Westen. Mit einem kleinen Pickel begann er vorsichtig, die senkrechte westliche Grabenwand zu unterhöhlen. Genau wie er vermutet hatte, fiel der Felsuntergrund in Richtung des Wadi ab. Nachdem er sich über diese Sachlage als Ausgangspunkt seiner Überlegungen vergewissert hatte, hockte er mehr als zwei Stunden im Graben und betrachtete sinnend den massiven Fels. Noch einmal rief er sich die verschiedenen Siedlungen ins Gedächtnis, aus denen der Tell entstanden war. Und er dachte daran, daß man in einer Frage noch völlig im Dunkeln tappte: Wo hatte sich der erste Brunnen befunden? Und so begann er über die früheste Siedlung nachzugrübeln - Schicht XV, vor etwa elftausend Jahren. Damals hatten die Menschen gerade erst

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