Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
der Kühle des Stollens. Aber es gelang ihm, seiner Erregung Herr zu werden. Jetzt war er wieder ganz der Archäologe. Er ließ den Pickel stecken und kroch langsam zurück. An der Stelle, an der die Knochen aus dem Gestein ragten, räumte er den Schutt Stück für Stück beiseite, bis das Licht seiner Lampe voll auf die Stirnwand des Stollens fiel. Sonderbar abgewinkelt hing sein Pickel dort. Eliav ging noch einmal zurück und drehte den Pickel vorsichtig nach verschiedenen Richtungen; die im Gestein steckende Spitze fand keinen Widerstand. Am liebsten hätte Eliav den Pickel herausgezogen und noch einmal zugeschlagen, um ein richtiges Loch nach dem geheimnisvollen Hohlraum zu hauen. Er ließ es sein - es wäre Tabari gegenüber unfair gewesen. So blieb der Pickel stecken. Die Laterne stellte Eliav so, daß sie nicht das Werkzeug, sondern die Knochen beleuchtete. Dann kroch er zum Graben B zurück.
    Dort wartete Tabari bereits mit der Zeichnerin und dem Fotografen. Eliav aber hatte vor, jetzt systematisch zu arbeiten. Deshalb ließ er zunächst einen Helfer mit einem Korb kommen, der den Schutt herausholen sollte. »Und fassen Sie mir ja den Pickel nicht an«, rief er mahnend. Als der Mann in den Stollen gekrochen war, wies er die Zeichnerin und den Fotografen an, die im Brekziengestein eingebetteten Knochen und den in der Stirnwand des Stollens steckenden Pickel so genau wie nur irgend möglich aufzunehmen. Erst nach dieser Besprechung zog er Tabari zur Seite und sagte: »Ich bin noch ein bißchen tiefer in die Wand hineingekommen. Beim letzten Schlag hat dein Pickel eine dünne Stelle in dem Gestein durchschlagen - und dahinter war es hohl.«
    Miete XIX ebuKL ¥0,000 v. Chr.
    d&3 Xalyöandö vergrößert)
    »Bist du sicher?«
    »Ich habe ihn gedreht. In verschiedenen Richtungen. Nichts. Aber ich wollte es dir überlassen.«
    »Eine Höhle? Ein Brunnen?«
    »Ich kann mich nicht einmal dazu äußern«, sagte Eliav.
    Beim Mittagessen nahm das Mädchen, das im Stollen eine Skizze angefertigt hatte, eine von Cullinanes Karten und zeichnete die vermutliche Lage des eingebetteten Skeletts auf. Es herrschte verhaltene Erregung, als die Karte herumgereicht wurde. Tabari fragte: »Wo haben Sie denn das Datum 70000 v. Chr. ausgegraben?«
    »Fachmännische Schätzung«, erklärte die Zeichnerin. »Die Feuersteine in der Brekzie scheinen denen gleicher Datierung bei Garrod und Stekelis zu entsprechen.«
    Nach gründlicher Diskussion äußerte Eliav die Ansicht, der Radiokarbontest werde wahrscheinlich eine Zeitstellung von etwa 30000 v. Chr. und nicht mehr ergeben. Tabari vertrat die gleiche Meinung. »Diese Knochen sind wohl doch nicht so alt wie die von Dorothy Garrod am Karmel gefundenen«, weissagte er. »Glauben Sie, daß die Brekzie auf eine Höhle hindeutet?« fragte der Fotograf. »Nach dem Essen wissen wir mehr«, antwortete Eliav. »Und was ist so spannend an dem Pickel?« wollte der Fotograf wissen. Tabari schob seinen Teller fort und beugte sich über den Tisch. Die Gespräche verstummten, die Kibbuzniks traten näher heran, denn es ging ja um ihren Tell. »Als ich die Knochen gefunden hatte«, sagte er, »habe ich noch ein wenig weitergegraben, und da glaubte ich, einen hohlen Klang zu hören. Und dann ist Doktor Eliav heruntergekommen, um sich das Skelett anzusehen, und er hat von sich aus noch etwas weitergegraben. Beim letzten Schlag.« Tabari holte wie mit einem Pickel aus, »war auf der anderen Seite. Leere.«
    »Noch eine Höhle?«
    »Laßt uns mal einen Augenblick überlegen«, sagte der Araber. »Wenn da ursprünglich eine Höhle war, sagen wir vor fünfzigtausend Jahren, und der Eingang war verschüttet, müßte er es dann nicht auch jetzt sein? Wie konnte dann überhaupt noch ein Hohlraum übrigbleiben?«
    »Er hat wahrscheinlich recht.« Eliav nickte zustimmend. Die Kibbuzniks erörterten diese Theorie noch eine Zeitlang sehr eingehend, kamen am Ende aber auch zu dem Schluß, daß dort keine Höhle gewesen sein konnte.
    »Ursprünglich jedenfalls keine Höhle«, meinte einer der Kibbuzniks, »warum aber keine gegrabene Höhlung, wie sie Kathleen Kenyon außerhalb der Mauern von Jericho gefunden hat?«
    »So etwas könnte man ebenfalls in Betracht ziehen«, sagte Tabari. »Was, meinen Sie, wäre die älteste Datierung, die man logischerweise für eine solche gegrabene Höhlung ansetzen könnte. für eine, die heute nicht mit Brekzie aufgefüllt wäre?«
    »Kathleen Kenyons Gräber waren von 2000 vor«,

Weitere Kostenlose Bücher