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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Sie haben einen vertrauenswürdigen Freund dafür bezahlt, daß er ihn im Hotel aufsuchte, auf eigene Gefahr, um ihm zu sagen: >Geh zurück nach Hause und sage hier niemanden, daß du mit uns verwandt bist. Und wenn du wieder in Israel bist, lasse nichts gegen Rußland in den Zeitungen verlauten, sonst werden wir eines Tages verschwinden, und nie wieder wird man etwas von uns hören.< Glauben Sie nicht auch, daß, wenn Rußland die Juden auswandern ließe, Millionen nach Israel kämen?
    AMERIKANER: Ich glaube an die Großzügigkeit meines Landes. Ich möchte, daß Israel bestehen bleibt, für andere. Ich möchte, daß der Wodscher Rebbe seine Synagoge behält, für die anderen. Und ich will zur Erhaltung seiner Synagoge beitragen. Aber meine Heimat, meine gesamte Zukunft, ist Amerika und muß Amerika bleiben.
    I sraeli : Aber Ihre geistige Heimat wird hier sein.
    A merikaner : Dessen bin ich mir nicht sicher. Die Entscheidungen Ihrer Rabbiner, wie in meinem Scheidungsfall, werden uns wahrscheinlich immer weiter voneinander entfernen. Wir werden zwei jüdische Heimstätten haben: die geistige hier und die große tatsächliche in Amerika, mit nur geringem Kontakt zwischen beiden.
    I sraeli : Für uns alle sollte es keine wichtigere Aufgabe geben, als diesen Kontakt aufrechtzuerhalten.
    A merikaner : Vered und ich müssen jetzt aufbrechen, um die beste Heimat aufzusuchen, die es für die Juden dieser Welt jemals gegeben hat.
    I sraeli : Und wenn das Unheil hereinbricht, wird Israel hier auf Sie warten.
    An dem Abend, an dem dieser Wortwechsel stattfand, hielt sich Schwartz in der Nähe des Tisches auf und hörte zu. Die gegensätzlichen Meinungen waren schließlich, wie nach einer formvollendeten Debatte zwischen zwei Herren mit schwarzer Krawatte, hübsch ordentlich dargelegt, da schreckte er die am Tisch Sitzenden mit harten Worten auf: »Sie reden, als ob die Zukunft genauso aussieht wie die Vergangenheit. Es hat sich aber alles geändert, Zodman. Sie leben in einer sehr anderen Welt. Und Sie auch, Eliav.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Zodman.
    »Nur eins. Vor ein paar Jahren hat man in Florida gegen eine Reihe von Synagogen Bombenanschläge verübt. Erinnern Sie sich?«
    »Was hat Florida mit mir zu tun?«
    »Es sah ganz so aus, als ob sich da ein kräftiger Antisemitismus ausbreiten wollte. Meine Gruppe hier in Israel hat das alles sehr genau verfolgt. Und vielleicht wird es Ihnen jetzt noch einen Schrecken einjagen, wenn Sie hören, daß wir schon vorbereitet waren, bewaffnete Freiwillige nach Florida zu schmuggeln, falls diese Bombenanschläge noch eine Woche länger angehalten hätten. Wir wollten die dortigen Juden ausbilden, um die Angelegenheit mit Waffengewalt aus der Welt zu schaffen. für immer.«
    Zodman schluckte. Cullinane lehnte sich vor und fragte: »Sie wollten in Florida.?«
    »Warum nicht? Deutschland hat sechs Millionen Juden umgebracht, und die Welt hat nie aufgehört zu fragen: >Warum hat niemand zurückgeschlagen?<« Er rieb sich die Unterarme, und zum erstenmal bemerkte Cullinane, daß beide einmal übel gebrochen gewesen waren. »Ich habe zurückgeschlagen. und viele andere auch. Die meisten sind tot. Aber wenn sich die guten Leute in Miami, Quebec oder Bordeaux eines Tages entschließen sollten, ihre Juden zu liquidieren, werde ich für meine Person in der betreffenden Stadt auftauchen und zurückschlagen.« Ein betroffenes Schweigen herrschte im Raum. Zodman und Cullinane versuchten sich vorzustellen, was diese Kampfansage, auf Amerika bezogen, bedeutete. Sie kamen aber nicht dazu, denn Schwartz fuhr fort: »Sie, Zodman, Sie werden nicht zurückschlagen. Leute Ihrer Sorte tun das nie. Sie haben es weder in Berlin getan noch in Amsterdam oder Paris. Und Sie auch nicht, Cullinane. Sie werden beten und herzbewegende Äußerungen vom Stapel lassen. Sie werden die ganze Sache furchtbar bedauern, aber nicht einen Finger dafür rühren. Und Eliav, den die Regierung abgerichtet hat wie ein Zirkuspferd, wird verkünden: >Die verantwortungsbewußten Nationen der ganzen Welt müssen etwas unternehmen<, aber er wird keinen Schimmer haben, wie oder was.« Schwartz schaute mit Verachtung auf die drei und sagte: »Aber keiner wird jemals wieder fragen müssen: >Warum haben die Juden nicht etwas unternommen?< Denn genau das wird meine Gruppe tun.«

Er ging zu Zodman und sagte: »Falls es also einmal in Chicago unangenehm wird und Sie glauben, es wird schon alles vorübergehen, wenn die Juden nur den

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