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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Wir brauchen meine Magie, um uns zu verteidigen. Und außerdem … «
    Er verstummte.
    » Was? « , fragte sie etwas genervt. Flucht schien ihr sinnvoller als die Suche nach einem Horn, das sonst wo sein mochte und vielleicht längst zerstört war.
    » … und außerdem werde ich ohne mein Horn nicht allzu lange überleben. Und dann bleibst du ganz allein hier. «
    Sie starrte ihn entsetzt an.
    » O mein Gott! « , murmelte sie schließlich. » Wenn du ohne das Horn nicht überleben kannst, warum hast du es hergegeben? «
    » Weil du sonst schon tot wärst, Una aus der Menschenwelt, die sogar die Seelen von Kentauren erweicht. «

Kapitel 52
    Torgar hatte Unas Lied gehört. Sie alle hatten das. Die Kentauren hatten sich daraufhin ratlos im Hof versammelt.
    Es gab wieder eine Bardin auf Sto-Nuyamen. Das hatte etwas zu bedeuten. Nur wusste er nicht, was. Keiner wusste es. Die Herde hatte sich dann gestritten. Sie stritt sich im Grunde immer. Das sollte anders sein. Eine Gemeinschaft sollte nicht nur aus Streit bestehen. Er hatte die Gefangenen zunächst im Kerker gelassen, weil er nachdenken wollte. Sollte man sie zum Schweigen bringen? Oder war ihr Talent wertvoll und nutzbar? Bevor er nicht wusste, was er mit ihnen anfangen sollte, wollte er sie nicht holen.
    Torgar durfte seine Ahnungslosigkeit nicht vor den anderen offenbaren. Nicht in der Machtposition, die er sich erkämpft hatte. Er fand er sollte mehr wissen, als die anderen.
    Doch das tat er nicht. Zumindest ging es nicht über die Grundkenntnisse hinaus, die vermutlich seine Herde auch hatte: So wie es war, war es schlecht. Es musste anders werden. Einst war es anders gewesen . S ie mussten etwas unternehmen, um diesen Zustand wieder zu erreichen, auch wenn sie nicht genau wussten, was das für ein Zustand war . S ie durften nicht rasten und keine Gnade zeigen, bis sie genau das erreicht hatten, von dem sie nicht wussten, was es war – SIE würde ihnen helfen – sie mussten IHR gehorchen – das glaubte er – das glaubten sie alle, denn SIE hatte gesagt, es würde anders werden . So wie es war, war es schlecht …
    So drehten sich seine Gedanken endlos im Kreis.
    Torgar hörte SIE am deutlichsten. Auch das untermauerte seine Führungsrolle. Zugleich machte es ihn auch zum Untertanen, denn er gehorchte IHR . Auf die Bardin hatte SIE ihn allerdings nicht vorbereitet. Vielleicht wusste SIE doch nicht alles?
    Als er sich entschlossen hatte, die Bardin doch aus dem Kerker holen zu lassen, waren sie und der Tyrrfholyn verschwunden. Wie sie entkommen waren, hatte er schnell herausgefunden. Doch niemand von den Kentauren konnte den Flüchtigen durch den engen Gang folgen. Also hatte er seine Truppe losgeschickt. Finden sollte sie die beiden und wiederbringen. Irgendwo mussten die Gefangenen schließlich wieder aus dem Tunnelsystem hervorgekrochen kommen.
    Er hätte den Tyrrfholyn töten sollen, nachdem er ihm sein Horn genommen hatte. Doch er hatte ihn für wertvoll erachtet, so wie er die Menschenfrau für wertlos gehalten hatte. Doch es war genau umgekehrt. Ein hornloses Einhorn mochte immer noch Ärger machen und war wahrscheinlich zu sonst nichts mehr zu gebrauchen. Eine Bardin aber mochte die Dinge ändern.
    Nur wie? Und warum glaubte er das überhaupt?
    Torgar verfluchte die Nebel, die seine Erinnerung unzugänglich machten, ihm aber doch erlaubten zu begreifen, dass es etwas zu wissen gab, das sich ihm nicht erschloss. Seine Herde verlangte Antworten, doch er konnte nur Befehle geben und Strafen austeilen. Beides war besser, als Befehle zu erhalten und Strafen zu erdulden, doch in der Gesamtheit des Möglichen war es einfach nicht genug.
    » Ich bin die Gesamtheit des Möglichen « , sagte IHRE Stimme in seinem Kopf, und die Nachtharfe ließ sein Gehirn schmerzhaft vibrieren wie eine zu straff gespannte Saite.
    Torgar zuckte zusammen. IHRE plötzliche Gegenwart in seinen Gedanken war jedes Mal aufs Neue erschreckend. Als bohrte sich auf einmal eine Kralle in seinen Kopf. Er empfing Befehle. Er war sich nie sicher, ob das, was er antwortete, jemals gehört wurde, oder ob seine Reaktion ohnehin unerheblich war, weil etwas anderes als Gehorsam von ihm nicht erwartet wurde.
    » Das Horn! « , erklang es nun. Er hatte es noch, hatte es in sein Bandelier geschoben als zusätzliche Waffe, die er einem Feind entrungen hatte. Da sich keiner in seiner Herde auf die Kunst verstand, eine Waffe zu schmieden, blieb ihnen nur die Möglichkeit, sie einem anderen

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