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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wegzunehmen. Torgar hatte viele Waffen, mehr als er je gebraucht hatte.
    » Das Horn! « , wiederholte sich der Befehl in seinem Kopf.
    Es war seine Entscheidung gewesen, dem Tyrrfholyn das Horn zu nehmen. Alleine seine Entscheidung. Er hatte es für sich haben wollen. Sein Horn. Nun begehrte SIE es. Wozu?
    Die Frage war sinnlos. Er wusste ja nicht einmal, was er selbst genau damit anfangen sollte. Doch er hatte es unbedingt besitzen wollen. Es war das Symbol der Macht, zu der er keinen Zugang hatte. Auch hier war sein Gedächtnis unvollständig. Doch er wusste, dass so ein Horn Macht bedeutete. Darum ging es immer, um Macht.
    War es je um etwas anderes gegangen?
    Er wollte es nicht hergeben. Schon gar nicht IHR ! Es war sein Horn. Er hatte es sich genommen. Es gehörte ihm.
    Eine Melodie erfüllte seinen Kopf, die so scharf und beklemmend war, dass sich seine Hufe in Bewegung setzten, noch bevor er darüber nachdenken konnte. Er hatte den Hof nicht verlassen wollen, obgleich er seine Truppe in die weit ausladenden Gebäude geschickt hatte. Sie waren nur ungern seinem Befehl gefolgt.
    Er betrat die alten Gemäuer höchst ungern. Er wusste nicht genau, was ihn erwartete, doch den Tod konnte er spüren, auch wenn man dessen Anwesenheit nicht riechen konnte. Es war eine andere Art von Witterung, die ihm vom Unheil kündete, das Teil von Sto-Nuyamen war. Bei aller Wissbegier sagte ihm hier doch sein Instinkt, dass es Dinge gab, denen man besser aus dem Weg gehen sollte.
    Doch er war der Kopf der Herde, und es stand ihm nicht zu, Angst zu haben. Und wenn Wissen mit Schmerz verbunden war, so musste er diesen ertragen. Sein Leben bestand schließlich aus nicht viel mehr als der Frustration über das eigene Unvermögen.
    Eine Menschenfrau. Sie hatte so schön ausgesehen. Ihre roten Haare hatten im Sonnenlicht geglänzt. Ihre hellgrünen Augen hatten vor Leben geglitzert. Klein und hellhäutig war sie. Ein Sehnen erfüllte ihn, das ihn wütend machte. Selbst wenn er sie finden sollte, würde sein Begehren unerfüllt bleiben. Seine Männlichkeit war so unvollkommen wie sein Gedächtnis, und seine körperliche Beschaffenheit verlangte nach einer Kentaurin. Doch es gab keine. Er hatte noch nie eine gesehen. Niemand hatte das.
    Aus Steinen geboren waren sie und hatten keine Mütter. Sie erschienen in einer Welt, die sie nicht verstanden. Niemand erklärte sie einem außer der Herde. Und doch war da immer dieses Gefühl, das es anders sein sollte und einst anders gewesen war.
    Eine Bardin in Sto-Nuyamen. Bei weiterem Nachdenken konnte er doch nichts mit ihr anfangen, egal, wie hübsch oder begabt sie war. Doch der entmachtete Tyrrfholyn sollte sie auch nicht haben. Selbst jetzt, wo dieser nur noch wenig mehr war als ein Mensch, konnte er immer noch das, was Torgar versagt blieb: lieben.
    Das galt es zu unterbinden , auch wenn es unwahrscheinlich war, dass sich ein stolzer Tyrrfholyn mit einem Menschen abgab.
    » Das Horn! « , klang es wieder in seinem Kopf.
    » Schon gut. Das verfluchte Horn! « , zischte Torgar zornig. SIE wollte sein Horn. Und er wollte seine Gefangenen wieder, und sei es nur, um ihnen das Leben zu nehmen.
    Er würde das Horn verdammt noch mal so lange behalten, wie er es brauchte. Eine Möglichkeit, dessen magische Kraft auszuprobieren, hatte er zumindest: Die Sperrtüren, die ihm bislang verschlossen gewesen waren, sollte er mit Hilfe des Horns jetzt öffnen können. Das Feld oben in diesen Türen diente dazu, den Öffnungsmechanismus mit Magie zu betätigen. Mit dem Horn in seinem Besitz war er nicht mehr ausgesperrt aus der Welt der Mardoryx.
    Jetzt konnte er alles erreichen.

Kapitel 53
    Das Bandelier klebte an Kanuras Oberkörper. Der süßliche Geruch von Blut war allgegenwärtig. Kanura hasste sich dafür, dass er dem toten Kentauren die Ausrüstung abgenommen hatte. Sie gehörte ihm nicht. Wenn die Kentauren ihn jetzt fanden, würden sie vermutlich denken, er hätte ihren Gefährten auf dem Gewissen.
    Una und er schlichen die Gänge entlang. Sie hatten ihr Wissen ausgetauscht, doch aus den Mosaiksteinchen des Geschehens erschloss sich immer noch kein Gesamtbild. Flüsternd hatten sie sich wieder gestritten, ob es nach oben oder nach unten gehen sollte. Kanura drängte es, die Räume der Burgherren genauer zu untersuchen, um mehr über die Mardoryx in Erfahrung zu bringen, denn ihre Unwissenheit war gefährlich und behinderte sie bei jeder Entscheidung. Una wollte nur raus und die Burg hinter sich

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