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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Das Wohl der Menschen liegt in meiner Verantwortung. Jener, die ich liebe, ganz besonders. Ich habe versagt. «
    » Noch ist sie nicht tot, mein Fürst. Hörst du sie nicht? «
    Esteron lauschte. Ganz leise hörte er eine Melodie sich durch die Quelle winden. Ihr Rhythmus hatte etwas Verzweifeltes. Er trat an das Wasser heran und berührte es mit seinem Horn.
    » Irene … « , flüsterte er.
    » Lass ihr Opfer nicht umsonst sein, Esteron. Wir müssen los. Wir können nicht alle gleichzeitig retten. Vielleicht nacheinander. «
    » Wenn sie dann noch lebt. «
    Entschlossen trat er von der Quelle fort.
    » Meine tapfere Menschenfrau! « , murmelte er. » Spiel. Spiel, damit wir wissen, dass du noch lebst. « Er trat noch einen Schritt zurück. » Wie lange noch? « , flüsterte er dann.
    Perjanu blickte skeptisch, sagte nichts. Er log nicht leichtfertig.
    Sie rannten los, kamen aber nur wenige Schritte weit. Esteron schaffte es gerade noch, einem Speer auszuweichen, der direkt auf sein Auge zugeflogen kam. Dann hagelte es Pfeile aus dem Dickicht.
    Schon standen die beiden Tyrrfholyn dicht beieinander, Seite an Seite, Flanke an Schulter, zeigten jeder in die entgegengesetzte Richtung, drehten sich aneinander, um den ganzen Kreis des Hinterhalts abzudecken. Esterons Horn zeigte gen Himmel, das Perjanus gen Boden. Sie summten.
    Hatte man sie erwartet? Wer war hier der Feind? Wo waren Enygme und die anderen Einhörner?
    » Menschen! « , murmelte Perjanu, und wurde fast von einem Pfeil getroffen. Schnell summte er weiter. Die Pfeile schlugen vor seinen Füßen in den Boden, als trauten sie sich nicht näher an die Einhörner heran. Alsbald ragte ein Ring aus Pfeilschäften aus dem Boden. Dann wurde es still. Man hatte den Beschuss eingestellt, um keine weiteren Pfeile zu verschwenden.
    » Was soll das? « , fragte Esteron ungehalten. » Ich bin euer Fürst. Warum greift ihr mich an? «
    Aus dem Dickicht des Waldes kam keine Antwort. Perjanu summte. Seine Melodie formte die Luft um sie herum. Talunys gab ihm Kraft, doch ewig würde er das nicht durchhalten können. Wer griff sie an? Warum? Hatten die Menschen sich mit den Uruschge verbündet? Waren sie es, die diesen Krieg angezettelt hatten?
    » Ich weiß, dass ihr da seid. Ihr untersteht dem Schutz der Tyrrfholyn. Ist euch das nichts wert? « , fragte der Fürst wieder.
    Eine Weile war es still.
    » Der Schutz der Tyrrfholyn ist wie ein Strick um den Hals! « , antwortete schließlich eine Männerstimme. » Ihr könnt ihn zuziehen, wann immer es euch beliebt. «
    » Und ihr könnt auf uns schießen, wann immer es euch beliebt! « , gab Esteron zurück. » Doch bislang habt ihr nie im Strick gehangen, und wir wurden nicht erschossen. Weil Frieden zwischen uns herrscht, geherrscht hat und herrschen wird. Zeige dich! « , befahl Esteron jetzt.
    Niemand trat vor.
    » Die Menschen von Kerr-Dywwen fühlen nicht so wie ihr! « , fuhr Esteron ungehalten fort.
    » Kerr-Dywwen ist weit weg « , kam als Antwort. » Und die Großzügigkeit der Einhörner misst sich nicht an den Ra-Yurich, die sich bequem im Frieden räkeln, sondern an den Mardoryx und ihren Regeln. «
    » Die Mardoryx haben südlich der Trutzberge nichts zu sagen « , gab Perjanu zurück. » Ihnen gehört seit Generationen der Norden. Talunys selbst hat uns getrennt. «
    » Die Mardoryx leben in euch. Ihr seid von gleicher Art. Macht verdirbt. Und wer sollte euch schon Einhalt gebieten, Tyrrfholyn von Talunys? Sollen wir warten, bis ihr jede Gabe, die wir haben, aus uns herausgepresst habt, um mächtiger zu werden? «
    » Wer hat euch etwas getan, Mensch? Wer seid ihr? Ihr solltet nicht im Reich der Einhörner diejenigen bekriegen, die eure Sicherheit garantieren! «
    » Drohst du uns, Fürst? «
    » Drohst du mir, Mensch? «
    Wieder flogen Pfeile. Sie kamen erschreckend nahe an die Einhörner heran.
    » Ich will euch nichts tun. Für mich gilt der Friede « , sagte er begütigend. » Doch ihr solltet mich nicht aufhalten. Nordwärts tobt eine Schlacht. «
    » Ja. Und egal, wer siegt, es werden immer Einhörner sein. « Die Stimme aus dem Wald klang verzweifelt und wütend.
    Esteron versuchte, diese Worte zu begreifen. Sie schienen abstrus. Das konnte doch nicht sein?
    » Die Mardoryx? « , fragte er, während sich Entsetzen in seinem Gemüt breitmachte. » Die Tyrrfholyn kämpfen gegen die Mardoryx? «
    War es das, was hinter alldem stand? Hatten die Feinde aus dem Norden einen Weg durch das Gebirge gefunden? Sich

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