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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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mit den Uruschge verbündet? Kämpfte Enygme gegen die brutalen Schächer des Nordens und deren nicht minder mordlustige Verbündete? Er musste sofort los. Dringend. Sie brauchte Hilfe.
    » Wenn es so wäre « , fuhr er fort. » So wäre eure beste Chance, mit uns zu kämpfen und nicht gegen uns. Es ergibt keinen Sinn, dass ihr diejenigen angreift, die euch als Einzige schützen können. «
    » Die Mardoryx sind längst in den Köpfen der Tyrrfholyn angekommen. Ideen werden nicht durch Grenzen und Gebirge aufgehalten. «
    Langsam begriff Esteron und wehrte sich doch gegen das, was sich da in seinen Gedanken als Antwort manifestierte.
    » Verrat? « , fragte er. » Dies ist das Stammland der Re-Gyurim. Wollt ihr mir sagen, sie hätten uns verraten? Für eine Denkweise von Mördern, die längst nicht mehr in dieses Reich passt? Nie hierhergepasst hat? «
    » Wie wenig du weißt, Fürst! « Die Menschenstimme klang traurig und zynisch. » Du weißt nicht, wie deine Re-Gyurim in deinem eigenen Reich agieren. Hat es dich je interessiert, was sie in ihrem Clangebiet tun? «
    » Dann teile dein Wissen mit mir, Mensch! Tu es jetzt! Wenn ihr Menschen in Frieden und Freiheit leben wollt, dann müsst ihr mir vertrauen. «
    Statt einer Antwort gab es nur aufgeregtes Geflüster. Dann hörte man Zweige knacken, leise Geräusche, die sich entfernten.
    » Sie sind fort! « , sagte Perjanu.
    » Ich muss mit ihnen reden! Ich muss mehr wissen. «
    » Du kannst ihnen folgen – oder wir beeilen uns, um Enygme in der Schlacht beizustehen. «
    Esteron schlug vor Wut nach hinten aus.
    » Dung! « Sein Brüllen hallte zornig durch den Wald und ließ Äste und Blätter erzittern. Er wandte sich Perjanu zu.
    » Ich muss zu Enygme. Sie warnen. Wenn sie es nicht schon weiß. Aber du, du machst dich auf die Suche nach diesen Menschen und findest heraus, was sie wissen und was sie wollen. Ich weiß, das ist gefährlich … «
    » Alles ist gefährlich, mein Fürst. Und wir sollten uns nicht trennen. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei. «
    » Gibt es etwas, wobei du ein gutes Gefühl hast? «
    Einen Augenblick schwiegen sie beide. Das war Antwort genug.
    » Wir tun, was wir tun müssen « , sagte Esteron und schüttelte ungeduldig seine Mähne.
    Perjanu nickte resigniert. » Möge Talunys mit dir sein, mein Fürst. «
    Er begann zu galoppieren.
    » Und mit dir, Weisester der Weisen. «

Kapitel 84
    Eryennis konnte den spitzen Zähnen nur knapp ausweichen. Doch das war langfristig keine Option in einem engen Tunnel, in dem der Feind so breit war, dass man seitlich nicht an ihm vorbeikam. Schrate waren nur so gefährlich wie die Meister, die sie geschaffen hatten. Doch diese Meisterin war das Gefährlichste, was es in ganz Talunys gab. Eine plötzliche Vision füllte Eryennis’ Denken und ließ fast ihren Schädel platzen. Sie sah Einhörner gegen Einhörner kämpfen, erblickte ihren eigenen Clan die Ra-Yurich niedermachen, wo sie konnten.
    Und sie sah die Uruschge, jene unvermuteten Verbündeten, die so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht waren.
    Sie hatten Edoryas ermordet. Warum Edoryas – den sie so sehr gemocht hatte, dass er ihr vielleicht hätte wichtiger sein können als all die Macht von Talunys? War er genau deshalb gestorben? Damit es nichts mehr gab, was ihr wichtiger war?
    Der Schrat war nun über ihr, seine Zähne schon ganz nah. Seine vielen kleinen Gliedmaßen kratzten in ihr ascheschwarzes Fleisch bis Blut hervorquoll – dunkel und zäh.
    Jetzt war nicht der rechte Augenblick für Visionen, in die sie doch nicht eingreifen konnte – die auch falsch sein konnten, nur ein Trugbild, um sie zu täuschen. Sie sehnte sich nach Wirklichkeit, nach Sonne, nach dem Wind in ihrer Mähne und saftigen Wiesen unter ihren Hufen. Sie wusste nicht mehr zu sagen, wann die Realität aufgehört hatte, das zu sein, in dem man sich tatsächlich befand und auskannte.
    » Du bist nicht wirklich! « , schrie sie den Feind über sich an, der sich eben anschickte, sein breites Maul über ihren Kopf zu stülpen, um ihr diesen vom Hals zu beißen.
    Der Schrat fuhr zurück, waberte abwartend. Eryennis rutschte auf dem Rücken liegend nach hinten, ließ den Feind nicht aus den Augen. Nicht ablenken lassen.
    » Du bist nichts! « , schrie sie und streckte ihre schwarze Hornklinge nach ihm aus. Er fuhr zurück. Unvermutete Äuglein in gar mannigfacher Anzahl starrten aus dem dunklen Pelz auf die Waffe. » Du bist nur ein Konstrukt bösen Willens. Aus

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