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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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nicht. Aber ich interessiere mich sehr für Esoterik. Magische Orte, Leylinien und Ähnliches sind etwas, womit ich mich befasse. Der Einfluss des Übernatürlichen auf die Menschen. Das Übernatürliche, das mit dem Natürlichen verschränkt ist. «
    Ganz plötzlich fiel ihr das Kunststück mit der rasch trocknenden Kleidung wieder ein. Sie hatte es völlig vergessen. Wie konnte man so etwas Ungeheuerliches vergessen?
    » Du hast Magie benutzt! « , rief sie aufgeregt. » Und ich werde den Verdacht nicht los, dass du mich irgendwie manipulierst. Ich vergesse dauernd, was ich fragen will … Und ich tue Dinge, die ich sonst nicht tue. Esteron, was genau machst du mit mir? Und wer seid ihr wirklich? «
    Es hatte aller ihrer Gedankenkraft bedurft, um bei der Sache zu bleiben. Mitten in ihren Fragen hatte sie plötzlich das Bedürfnis verspürt, über das Wetter zu reden. Es war ja auch schönes Wetter. Sie blickte durch das kleine Fenster nach draußen und hatte ihren Blick schon fast im Blau verloren, als sie sich wieder zur Sache zurückzwang.
    » Bitte rede mit mir, Esteron. Treib keine Spielchen. Ich bin kein Kind. Vielmehr habe ich ein Kind, und das ist unauffindbar. «
    Ganz automatisch griff sie wieder nach ihrem Handy und drückte auf Unas Kurzwahl, doch nur die Mailbox antwortete.
    » Sie geht nicht ran. « Irene blickte in das fragende Gesicht ihres Gastes. » Sie antwortet nicht, ruft nicht zurück. «
    » Sie würde dich damit hören? « , fragte er.
    » Wenn sie erreichbar wäre. «
    » Ist sie vielleicht zu weit entfernt? «
    » Das ist egal. Handy ist Handy. Wenn ich nicht bald etwas höre, muss ich wohl ihren Vater informieren. Er hat ein Recht zu erfahren, dass seine Tochter vermisst wird. «
    » Wo ist er? «
    » In Deutschland. Wir leben getrennt. « Es war ihr nicht gänzlich gelungen, die Bitterkeit aus ihrer Stimme zu halten.
    Er sah sie lange an, sagte dann aber nichts dazu.
    » Deine Tochter, Una. Was hat sie gesucht? Interessiert sie sich auch für … Magie? «
    » Nein. Ein junger Mann hat ihre Gefühle verletzt, und sie wollte allein sein. Esoterik geht ihr … in Hüfthöhe vorbei. Ich denke nicht, dass sie das, was ich tue, besonders ernst nimmt. «
    » Kinder sind überall gleich. « Er lächelte wehmütig.
    » Sie ist kein Kind mehr. «
    » Kanura ist auch kein Kind mehr. Dennoch bin ich nicht überzeugt, dass er immer genau weiß, was er tut. «
    » Weißt du denn immer, was du tust und warum? «
    Er grinste ertappt. Irene betrachtete ihn mit der ganzen Intensität ihres – wie sie hoffte – wohlverborgenen Verlangens. Solche Gefühle verschwanden schließlich nicht einfach mit dem vierzigsten Geburtstag, und ihre schienen gerade eine größere Herausforderung zu erleben. Dann riss sie sich zusammen. Sie glotzte gut aussehende Männer an, während ihre Tochter vermisst wurde. Sie sprang von dem Sessel auf, in den sie sich gesetzt hatte, und lief unruhig auf und ab.
    » Wo kann sie nur sein? Sie wird doch nicht mit einem wildfremden jungen Mann mitgegangen sein! – Nichts gegen deinen Sohn, aber man kann sich doch nicht einfach mit wildfremden Menschen einlassen! «
    Der wildfremde Mensch stand von ihrem Sofa auf und trat zu ihr. Er berührte ihre Schulter, und ganz plötzlich fand sie sich in seiner Umarmung wieder. Irene versuchte, nicht in seine Schulter zu heulen, denn es war ihr zutiefst peinlich. Dann küsste der große Mann ihr Haar. So standen sie eine Weile.
    » Du hast mir nicht versichert, dass schon alles gut werden wird « , stellte sie nach einiger Zeit fest.
    » Weil ich nicht weiß, ob es so ist. Kanura war zusammen mit Perjanu und mir in einen Kampf verwickelt – mit sehr gefährlichen Gegnern. Sie haben uns fast umgebracht. Und sie haben ihn sicher verfolgt. Ich hoffe sehr, deine Tochter ist ihnen nicht begegnet. «
    Seine Hände streichelten beruhigend über ihren Rücken, als hätte er nicht gerade mit seinen Worten alles noch viel schlimmer gemacht.
    » Doch wenn Kanura und Una sich begegnet sind, wir er auf sie achtgeben. Es ist seit vielen Generationen unsere Aufgabe, Menschen zu schützen. Und wenn diese Quelle gefährlich ist, werden sie vielleicht versuchen, eine andere zu finden. Damit er zurück kann. «
    » Zurück – wohin? «
    » Dahin, wo wir herkommen. «
    » Und wo kommt ihr her? «
    » Der Name würde dir nichts sagen. Erzähl mir lieber mehr über die heiligen Orte. Gibt es viele? «
    Sie löste sich aus seinen Armen und holte zwei Bücher von der

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