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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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vermaledeiten Fahrradsatteltaschen fielen auf den Boden.
    » Sattelträger! « , spottete eine Stimme.
    » Was wollt ihr von uns? « , fragte Kanura nun mit eisiger Ruhe. » Wir haben euch nichts getan. «
    Raues Gelächter war die einzige Antwort.
    Von links und rechts packten zwei Kentauren Kanura an den Armen. Der Graue trat vor ihn.
    » Wo ist dein Horn? « , fragte er.
    Kanura schwieg.
    » Du gibst mir jetzt sofort dein Horn! « Die Faust des Grauen traf Kanura mitten ins Gesicht. Vielleicht wäre er gefallen, wenn die beiden anderen Kentauren ihn nicht gehalten hätten.
    Der Graue holte noch einmal aus, und schlug erneut zu. Kanura stöhnte auf, aber er sagte nichts und bewegte sich nicht. Blut lief ihm aus der Nase. Una wäre ihm gern zu Hilfe geeilt, doch sie konnte sich nicht bewegen.
    Torgar wandte sich von Kanura ab und ging gemächlich zu Una hinüber. Er blickte sie abschätzend an.
    » Verletze sie! « , befahl er dem Kentauren, der sie hielt. » Fürs Erste nur leicht. Vielleicht brauchen wir sie noch. «
    Er wandte sich ab, sah nicht einmal zu, wie das Messer von Unas Hals genommen wurde. Einen Augenblick später schrie sie auf, als die Klinge ihr in die Schulter schnitt. Sie spürte, wie ihr Blut am Arm hinunterlief. Es tat höllisch weh. Als sie den Kopf drehte, sah sie, wie ihre Strickjacke sich an der Schulter rot färbte. Blut rann ihr vom Arm bis zur Hand und tropfte gemächlich auf den Boden.
    » Der nächste Schnitt geht tiefer, Hornfresse! Meinst du, sie braucht den Arm noch? «
    » Nicht! « , rief Kanura. » Tut ihr nicht weh! «
    Er machte eine kaum wahrnehmbare Bewegung und hielt mit einem Mal den langen Elfenbeindolch in der Hand.
    Der Graue griff sofort danach. Einen Augenblick hielt Kanura ihn fest, dann sah Una, wie sich Verzweiflung und Resignation auf seinem Gesicht ausbreiteten. Er ließ los, und Torgar hielt nun die Waffe in der Hand. Eine Sekunde lang schien er selbst fassungslos, dann hob er den Dolch über seinen Kopf und brüllte in die Runde:
    » Wir haben ein Horn! «
    Lautes Gejohle und Gewieher erfüllte den Hof. Nach einer Weile verklang es, und es folgte eine betretene Stille, in der die Kentauren plötzlich missmutig und nervös aneinander vorbeisahen.
    Endlich brüllte Torgar wütend: » Nun macht schon, werft sie in den Kerker! «
    Der Aufforderung folgte zunächst Durcheinander. Una wurde das Gefühl nicht los, dass die Kentauren nicht wussten, ob und wo sich hier ein Kerker befand. Einige von ihnen liefen suchend in die verschiedenen Durchgänge des ersten Hofs. Schließlich kehrten zwei zurück und flüsterten mit dem Grauen. Dann wurden Una und Kanura rau über den Hof zu einem schmalen dunklen Eingang geschleift und eine Steintreppe hinuntergestoßen. Una fiel beinahe, stolperte über ihre eigenen Füße. Sie war wie benommen. Völlig überfordert von den Ereignissen und dem Schmerz in ihrem Arm. Außerdem hatte sie entsetzliche Angst. Sie hatte im Grunde schon seit gestern Angst, aber jetzt schien diese Angst neue Dimensionen anzunehmen, belegte jede Faser ihrer Seele mit Beschlag.
    Es hatte fast etwas Klischeehaftes, wie sie in einen dunklen Raum gestoßen wurden. Die einzige Lichtquelle war eine weit oben liegende, enge Öffnung in der Steinmauer. Una fiel der Länge nach auf die kalten Steine. Kanura landete neben ihr auf den Knien. Eine schwere Tür fiel ins Schloss.
    Huftritte entfernten sich. Es wurde still. Una konnte Kanuras schweren Atem hören. Er schnappte schmerzhaft nach Luft. Mühsam kam auch sie auf die Knie, stellte fest, dass diese noch zerschundener als gestern waren und wehtaten, blickte auf ihren blutverschmierten Arm. Dann ging ihr Blick weiter zu dem Einhorn.
    Kanura zitterte am ganzen Körper. Auf allen vieren kauerte er auf dem Boden. Sein Blick ging in die Weite. Das Blut an seiner Nase war mittlerweile getrocknet. Seine linke Wange war geschwollen.
    Una wusste nichts über Körper und Seele von Einhörnern, doch einen Schock erkannte sie. Ihr Gegenüber war totenbleich, Schweiß rann ihm von der Stirn. Kanuras langes Haar klebte ihm am Körper.
    » Kanura! « , flüsterte sie. Er antwortete nicht.
    Schnell schob sie sich die Jacke und den T-Shirt-Ärmel hoch, um ihre eigene Verwundung zu begutachten. Der Schnitt war nicht tief. Sie zog sich vorsichtig den kleinen Rucksack vom Rücken. Man hatte ihn ihr nicht genommen. Nur die Satteltaschen lagen vermutlich noch im Hof. Schade, da war das Verbandszeug drin.
    Sie kroch näher an das

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