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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und der Faszination ihres Wesens.
    Im letzten Augenblick fuhr der Fächer dazwischen, und der Vasruc zuckte erschrocken zurück.
    »Ich danke Euch, Tchanusuvo.« Die Tadca erhob sich und präsentierte ihm den Anblick ihrer tadellosen Figur in dem aufwändig geschneiderten, engen Kleid.
    Ganz langsam und provozierend dicht schritt sie an ihm vorüber, sodass er ihr Parüm riechen musste.
    Der Wunsch seiner nächtlichen Träume huschte zum Greifen nah an ihm vorbei und war dennoch unerreichbar für ihn. Aber die Hoffnung, vielleicht doch einmal ihre Haut oder die schwarzen Haare berühren zu dürfen und noch ganz andere Dinge mit ihr zu tun, würde zuletzt sterben.
    Zvatochna fasste seinen Arm und geleitete ihn zur Tür. Folgsam wie ein Lamm trottete er hinterher. »Und nun entschuldigt mich, mein lieber Vasruc. Ich habe noch andere Dinge zu erledigen. Zum Wohle unseres Reiches.«
    »Natürlich«, hauchte er und rannte beinahe gegen die Tür. Mit Mühe fand er die Klinke, drückte sie umständlich nach unten und verließ den Saal rückwärts gehend.
    Kaum schloss sich der Eingang, lachte die Tadca leise auf.
    Sie war mehr als zufrieden, als sie an den Tisch zurückkehrte und die Liste durchging. Auf ihr fanden sich alle Namen der »neuen« Adligen und Brojaken, die ihre Mutter gegen Zahlung erheblicher Mittel berufen hatte. Und genau diese schwor die junge Frau einen nach dem anderen auf sich ein. Bisher gestaltete sich das als einfaches Unterfangen.
    Weniger leicht würde es werden, die Schnitzer und Unachtsamkeiten ihres Bruders auszubügeln. Zvatochna beobachtete Govan sehr genau und fand, dass er eine gewisse Herzlichkeit im Umgang mit Menschen quer durch alle Schichten vermissen ließ. Noch kreidete es ihm niemand an.
    Vermutlich schieben sie sein Verhalten auf den Verlust des Vaters , überlegte die Tadca, während sie die Liste in die Schublade legte. Aber er muss sich auf Dauer ändern, wenn er die Gunst der Menschen nicht verlieren will. Spätestens mit der offenen Rückkehr zum alten System müsste er zum Schauspieler werden, und zwar in der gleichen Perfektion, die sie an den Tag legte.
    Niemandem war es möglich zu unterscheiden, ob sie sich tatsächlich in der nach außen gezeigten Stimmung befand oder diese nur spielte. Govan würde bei aller Macht, die er besaß und auf die er sich ihrer Meinung nach viel zu sehr verließ, lernen müssen, Freundlichkeit, Verständnis und Anteilnahme vorzutäuschen. Diese hervorstechenden Eigenschaften ihres Vaters würde das tarpolische Volk nicht vergessen und einen neuen Herrscher immer daran messen.
    Taktik ist eben nicht seine Stärke, grinste sie und holte aus dem mit drei Schlössern sowie einer magischen Sperre versehenen Schrank hinter sich eine Mappe mit Karten und Aufzeichnungen. Es waren die detaillierten Pläne für den Angriff auf den einzigen noch gefährlichen Gegner: Kensustria.
    Sie klatschte in die Hände, als sie die riesigen Zahlen der Freiwilligen las, die sich in den verschiedenen Garnisonen und Werberstuben zum Kampf gegen die Grünhaare gemeldet hatten. Sie würden nützlich sein, den Feind zu ermüden, bevor die eigentlichen Truppen zum Angriff übergingen, um die ausgelaugten Kensustrianer dann spielend zu besiegen.
    Zvatochna nickte in Gedanken und bestätigte innerlich die Auswahl der zehn Stellen, an denen die Freiwilligen beinahe gleichzeitig in Kensustria einfallen sollten, um die Streitmacht der Verteidiger zu teilen und in Atem zu halten. Erst am zweiten Tag würden die erfahrenen und gedrillten Truppen aus Tarpolern und Tzulandriern an einer ganz anderen Stelle zum Einsatz kommen. Ihre Aufgabe würde es sein, mit schneller Kavallerie und leichten Bombardenbatterien die kensustrianischen Einheiten von hinten auszulöschen.
    Die Tadca öffnete ihre Haarspangen und zog Nadeln aus dem Schopf, um die schwarzen langen Haare auf ihre nackten Schultern fallen zu lassen. Danach öffnete sie die ersten Haken ihres Mieders, um mehr Luft zu bekommen. Die engen Schuhe landeten polternd auf dem Teppich. So denkt es sich gleich viel besser.
    Sie stützte das Kinn auf eine Hand und ließ den Blick über die Karte schweifen, die, was das Gebiet des Feindes anging, erschreckend leer war. Es existierte lediglich das Wissen um die Küstenlinie und die Topographie vor dem Jahre 66 n. S., denn mit dem Einzug der Kensustrianer und der Abschottung des Landes war der Informationsfluss versiegt. Doch aus den Mooren und Sümpfen mussten Städte in den Himmel

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