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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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war.
    »Fahren wir bald?«, fragte er ungeduldig. »Ich habe genug geübt. Ich will Grünhaare töten.« Sein schiefes Gesicht nahm einen bedrohlich düsteren Ausdruck an, die reine Mordlust und unversöhnlicher Hass waren in die Linien eingegraben. »Alle Grünhaare.«
    Beruhigend fuhr ihm Zvatochna über die intakte Gesichtshälfte. »Gedulde dich noch ein wenig, Bruder. Du wirst deine Rache früh genug bekommen, das verspreche ich dir.« Sie seufzte und täuschte ein Weinen vor.
    Wie ein tapsiger Bär nahm Krutor sie in die starken Arme und drückte sie vorsichtig an sich, wie er es immer tat, um sie zu trösten. »Ich vermisse Vater auch sehr«, sagte er traurig. »Warum haben die Grünhaare das getan? Vater wollte doch nichts Böses. Er wollte doch alle Bewohner auf Ulldart zu Freunden machen.« Gequält blickte er in die braunen Augen seiner Schwester. »Ist das so schlimm?«
    Die Tadca lächelte schwach. »Nein, das ist nicht schlimm.«
    »Wenn wir die Grünhaare getötet haben, machen wir dann alle zu Freunden?«, wollte er von Zvatochna wissen. »Wie Vater es wollte?«
    »Wir werden es versuchen«, sagte sie ausweichend, zog seinen Schädel nach unten und gab ihm einen langen Kuss auf die Stirn. »Zuerst krönen wir Govan zum Kabcar, dann sehen wir uns das Turnier an, und anschließend reisen wir sofort zu unseren Soldaten. Und nun geh ins Bett, Krutor.«
    Der Krüppel nickte zögernd. »Gut, Schwester.« Er strich ihr liebevoll über den Schopf. »Du musst keine Angst haben, wenn wir unterwegs sind. Ich beschütze dich. Niemand wird dir etwas zu Leide tun.«
    Krutor winkte ihr und ging hinaus; dafür eilte sein Bruder ins Zimmer. Sofort richtete sich sein Blick begehrlich auf die geöffneten Haken des Mieders.
    »Du möchtest dich wohl bald zurückziehen?«, schätzte er.
    »Ich habe eben die Karten durchgeschaut«, gab sie gähnend zurück und reckte sich. »Eigentlich bin ich nicht mehr hier.« Die Tadca legte den Kopf in den Nacken. »Diese ständige Sitzerei sorgt nur für einen steifen Nacken. Ach ja, denkst du daran, dass die Modrak umgehend mit ihren Aufklärungsflügen beginnen? Je eher ich mir die Korridore einzeichnen kann, desto besser für die Planung.«
    Mit einem Laut des Missfallens setzte sich Govan in den Sessel. »Es wird keine Modrak geben.« Er faltete die Hände zusammen und biss sich leicht auf den Knöcheln herum. »Mein Vorgänger hatte das Amulett bei sich, mit dem man die Kreaturen herbeirufen kann.«
    »Das heißt, meine Kavallerie muss blind in unbekanntes Gelände reiten?«, fragte Zvatochna bestürzt.
    »Unsere Kavallerie. Es ist nicht unbekannt«, knurrte der Thronfolger gereizt. »Wir haben Karten.«
    »Die beinahe vierhundert Jahre alt sind, geschätzter Bruder«, entgegnete sie etwas härter als beabsichtigt. »Weißt du, was man auf dieses Material geben kann? Weißt du, was sich in dieser Zeit alles ändern kann?«
    »Sie können auch keine Berge versetzen!«, rief Govan wütend. »Wenn meine Leute Feiglinge sind, gehe ich eben allein nach Kensustria.«
    Zvatochna wollte ihn nicht weiter reizen, sie fürchtete einen unkontrollierten Ausbruch seiner Kräfte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und stellte sich hinter ihren Bruder, um ihn durch eine Massage zu entspannen. Sanft drückten ihre schlanken Finger die stahlharten, verkrampften Muskeln und lockerten sie.
    »Natürlich haben wir genügend Freiwillige, aber wir müssen sie so einsetzen, dass wir etwas davon haben. Die berittenen Einheiten und die Bombarden sind kostbar, sie zu opfern wäre töricht. Deshalb muss ich wissen, wie es dort aussieht.«
    »Ich kann die Modrak nicht beihexen«, grummelte Govan. »Wir müssen warten, bis sie die Leiche unseres Vaters gefunden haben.«
    So ungern sie es tat, aber sie musste dem Tadc Recht geben. »Ich lasse den Aufmarsch wie geplant weiterlaufen«, erklärte sie. »Aber ich werde mir etwas einfallen lassen, falls die Leute den Toten nicht finden.«
    »Nicht auszudenken«, stöhnte der Thronfolger auf.
    »Die Leute würden ihn gewiss zum Heiligen machen, der nach seinem Tode von Ulldrael dem Gerechten geholt wurde oder so etwas in der Art. Notfalls schlagen wir einen Bettler tot und stecken seinen Kadaver in eine Uniform, damit die Einfaltspinsel etwas zum Beerdigen haben.«
    Ein Leuchten entstand auf ihrem Gesicht. »Mir kommt da eine Idee.« Rasch ging sie um den Stuhl herum und kniete sich vor ihren Bruder. »Du hattest mir doch etwas von diesen seltsamen Holztrümmern

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