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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Raum.
    Fiorell prustete los. »Majestät, wollen wir wetten, wie lange er mit dem Fleck durch die Gegend läuft?« Er imitierte die strengen Züge und den gebieterischen Tonfall des Kriegers. »Soll ich dir deinen Schädel spalten? Da ist keine Schokolade.« Schelmisch lächelte er seinen Herrn an. »Vermutlich denkt er auch, wir hätten die Spiegel präpariert, an denen er entlangläuft.«
    »Irgendwann bröckelt es ab«, schätzte Perdór seufzend. »Was man auch tut, bei den Kriegern scheint wirklich so gut wie alles falsch zu sein.« Sein Blick fiel auf den Gelehrten, der sie mit offenem Mund anstarrte. »Ja?«
    »Nicht, nichts. Mich hätte Moolpár vermutlich schon längst getötet, wenn ich mir diese Umgangsweisen erlaubt hätte«, staunte der Kensustrianer beinahe schon ehrfürchtig.
    »Wenn Ihr wüsstet, wie oft er es bei mir schon versucht hat«, lachte der Hofnarr und klopfte dem Neuzugang auf die Schulter. »Ihr seid uns also für das geheime Unternehmen zugeteilt worden? Wie lautet Euer Name?«
    »Ich bin Mêrkos, Magister in Sprache und Schrift, Angehöriger der Gelehrtenkaste, wie Ihr an meiner Statur und meinen Kleidern sehen könnt.« Gehorsam verneigte er sich. »Und nun Euch zugeteilt.«
    Der kleine König hielt ihm mit Gönnermiene die falschen Rulana-Früchte hin. »Willkommen bei den Spionen, Mêrkos. Auch wenn wir uns bewusst sind, dass Euer Volk im Kastenwesen lebt, betrachten wir uns eher als gleichberechtigt, wenn wir zusammensitzen, einverstanden?«
    Der Kensustrianer schien zu zögern, die drohenden Worte Moolpárs klangen ihm noch in den Ohren.
    »Es hat ja auch praktische Gründe«, meinte Fiorell gedehnt. »Nehmt einmal an, Ihr würdet einen Stapel Bücher tragen«, dabei drückte er Mêrkos mehrere schwere Folianten in die Hände, »obenauf Feder, Tinte und Schreibpapier«, auch diese Utensilien wanderten auf den kleinen Berg, über den der Gelehrte kaum mehr hinweg sah, »und dazu hättet Ihr drei dieser Schokoladenbomben im Mund«, schon kaute der grünhaarige Mann auf dem Konfekt herum, »und ausgerechnet jetzt kämen das hochwohlgeborene Pummelchen und ich ins Zimmer.« Der Spaßmacher stemmte die Arme in die Seiten und schaute den Kensustrianer abwartend an. »Na, was ist? Los, auf die Knie, wie vorhin! Und zwar ein bisschen zackig. Oder auch ›Hopp, hopp‹, wie der Pralinige zu sagen pflegt!«
    Mêrkos gab einen unglücklichen Laut von sich, den keiner der beiden Ilfariten verstand, denn das Marzipan verklebte dem Gelehrten den Gaumen. Seine Arme zitterten gefährlich, der schwere Bücherturm drohte einzustürzen.
    »Seht Ihr?«, bemerkte Fiorell. »Das geht einfach nicht.«
    Mit einem Ächzen knickte der Kensustrianer ein. Der Hofnarr fing Tintenfass und Federkiel blitzschnell auf, während Mêrkos unter der Last der bedruckten und gebundenen Seiten zusammenbrach. »Ja, Ihr habt Recht«, meinte er hilflos.
    Der Spaßmacher befreite ihn zusammen mit dem König von den Büchern und stellte ihn auf die Beine. »Er hat es verstanden, Majestät«, sagte er zu Perdór. »Er lernt schneller als Ihr.«
    Ansatzlos ließ sein Herr den schweren Wälzer fallen, der mit bösartiger Genauigkeit den kleinen Zeh des Possenreißers traf. Fluchend und wehklagend hopste Fiorell durch den Raum.
    »Das war der Ausgleich für die Gemeinheit an dem armen Mêrkos. Und nenn mich nie wieder Pummelchen«, warnte ihn der Herrscher mit eiskaltem Blick, »sonst ist es das nächste Mal etwas Schwereres, das auf dir landet, mein leichtzüngiger Freund. Oder ein Worrpa wird dich in deinem Gemach erwarten.« Mit einem herzlichen Lächeln widmete er sich dem erschrockenen Gelehrten. »Und wir machen uns nun an die Arbeit, Mêrkos. Es wäre doch gelacht, wenn wir aus den Meldungen der wenigen Tapferen, die für uns die Augen und Ohren offen halten, nichts von Bedeutung ausmachen könnten.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Schon befand sich Mêrkos’ Oberkörper auf dem Weg nach unten in eine Verbeugung, doch mitten in der Bewegung bremste er ab und richtete sich wieder auf. »Und seid versichert, Majestät, ich meine es so.«
    Während Perdór und Fiorell sich schweigend daran begaben, die eigenen Nachrichten durchzusehen, übersetzte Mêrkos ihnen die Meldungen kensustrianischer Grenzposten und Patrouillen.
    Bis spät in die Nacht saßen und lasen die drei Männer, bis ihnen die Augen brannten und sämtliche Notizzettel mit Vermerken verkritzelt waren.
    Zwischendurch verschwand Fiorell, um mit Stoiko

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