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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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ab, um frische Luft zu schnappen. Die Münchener Luft war zwar von Giften durchzogen, aber sie schmeckte immer noch besser als die gefilterte Luft in Erdland. Doch diesmal bemerkte Holly ihre Süße nicht. Julius war tot. Artemis war tot. Butler war tot. Wie sollte sie weitermachen? Und wozu? Tränen tropften von ihrem Wimpern und fielen in die winzigen Risse im Beton.
    Steh auf! , sagte ihr eiserner Kern. Der Teil von ihr, der sie zu so einer erstklassigen Einsatzelfe machte. Du bist ein ZUP-Officer. Hier geht es um mehr als deinen persönlichen Kummer. Später ist noch Zeit genug zum Weinen. Gleich. Noch einen Moment, dann stehe ich auf. Holly fühlte sich, als hätte der Schmerz ihr die Eingeweide herausgerissen. Hohl. Taub. Außer Gefecht gesetzt.
    »Wie rührend«, sagte eine Stimme. Elektronisch und vertraut.
    Holly blickte nicht einmal auf. »Koboi. Sind Sie hier, um sich an Ihren Taten zu weiden? Macht Mord Sie glücklich?«
    »Hmm«, sagte die Stimme, als denke ihre Besitzerin ernsthaft darüber nach. »Ja, in der Tat. Es macht mich wirklich glücklich.«
    Holly schniefte und drückte sich die letzten Tränen aus den Augen. Sie beschloss, nicht mehr zu weinen, bis Koboi hinter Gittern saß.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie und erhob sich. Auf Kopfhöhe vor ihr schwebte eine kleinere Biobombe. Dieses Modell war kugelförmig, ungefähr so groß wie eine Melone und mit einem Plasmabildschirm ausgestattet, aus dem Opals fröhliches Gesicht strahlte.
    »Oh, ich bin Ihnen nur aus dem Schacht gefolgt, weil ich sehen wollte, wie restlose Verzweiflung aussieht. Nicht sehr vorteilhaft, oder?«
    Für einen kurzen Moment erschien Hollys unglückliches Gesicht auf dem Bildschirm, dann wechselte er wieder zu Opal.
    »Zünden Sie einfach die verdammte Bombe, und fahren Sie zur Hölle«, knurrte Holly.
    Die Biobombe stieg ein wenig höher und umkreiste Hollys Kopf. »Nein, noch nicht. Ich glaube, in Ihnen ist immer noch ein Fünkchen Hoffnung. Und das möchte ich erst auslöschen. Dann zünde ich die Biobombe. Ein hübsches Teil, nicht? Wie gefällt Ihnen das Design? Acht separate Triebwerke, wissen Sie. Aber viel wichtiger ist, was nach der Detonation kommt.«
    Trotz der widrigen Umstände war Hollys berufliche Neugier geweckt. »Und was kommt danach? Lassen Sie mich raten - die Weltherrschaft.«
    Koboi lachte so laut, dass der Ton aus den Minilautsprechern der Bombe verzerrt wurde. »Weltherrschaft? Sie sagen das, als wäre sie unerreichbar. Der erste Schritt ist ein Kinderspiel. Dazu brauche ich nur die Menschen mit dem Erdvolk zusammenzubringen.«
    Holly spürte, wie ihre persönlichen Sorgen sofort in den Hintergrund rückten. »Die Menschen mit dem Erdvolk zusammenbringen? Aber warum?«
    Opals Gesichtszüge verloren ihre Fröhlichkeit. »Weil die ZUP mich eingesperrt hat. Ihre Leute haben mich beobachtet wie ein Tier in einem Käfig, und jetzt wollen wir mal sehen, wie denen das gefällt. Es wird einen Krieg geben, und ich werde den Menschen die nötigen Waffen zur Verfügung stellen, damit sie gewinnen. Und damit werde ich natürlich die mächtigste Person in dem Volk.«
    Holly schrie fast: »Und das alles, um die Rachegelüste einer kindischen Wichtelin zu befriedigen!«
    Hollys Frustration heiterte Opal sofort wieder auf.
    »O nein, ich bin keine Wichtelin mehr.« Langsam löste sie den Verband um ihren Kopf, bis zwei chirurgisch gerundete Menschenohren zum Vorschein kamen. »Ich gehöre jetzt zu den Menschenwesen. Ich ziehe es vor, auf der Seite der Gewinner zu sein. Mein neuer Papa besitzt eine Ingenieurfirma. Und diese Firma wird eine Sonde runterschicken.«
    »Was für eine Sonde?«, rief Holly. »Was für eine Firma?«
    Opal wackelte mit dem Zeigefinger. »Nein, nein. Schluss mit den Erklärungen. Ich will, dass Sie einsam und unwissend sterben.« Wieder erlosch die falsche Fröhlichkeit in ihrer Miene, und Holly konnte den Hass in Opals großen Augen sehen. »Sie haben mich ein Jahr meines Lebens gekostet, Short. Ein Jahr hervorragenden Lebens. Meine Zeit ist zu kostbar, um sie zu vergeuden, erst recht mit den Verfahren einer so armseligen Organisation wie der ZUP. Bald werde ich niemandem mehr Rechenschaft schuldig sein.«
    Opal hob eine Hand in den Bildschirmbereich. Sie hielt eine Fernbedienung. Ein Finger drückte auf den roten Knopf. Und wie jeder weiß, kann der rote Knopf nur eins bedeuten. Holly blieben nur noch Tausendstelsekunden, um sich einen Plan auszudenken. Der Bildschirm schaltete sich aus,

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