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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal in Form gewesen war, und musste sich hinlegen, wenn er einen eingerissenen Nagel hatte. Dennoch bewachte er dienstbeflissen die Shuttleplattform, bis Holly auf dem Weg nach oben an ihm vorbeischoss.
    Sobald sie in der Luft war, riss sie den Klettverschluss über der Tastatur an ihrem Handgelenk auf und startete den Routenplaner. Der Computer fand das Hotel Kronski und bot ihr drei verschiedene Flugstrecken an. Holly wählte die kürzeste, obwohl sie damit mehrere große Bevölkerungszentren der Menschen überfliegen musste. Wieder ein paar ZUP-Vorschriften im Eimer. Aber das scherte Holly mittlerweile nicht mehr. Ihren Job konnte sie ohnehin vergessen. Nicht, dass ihr das viel ausmachte, sie war nie eine Karriereelfe gewesen. Und ohne den Commander wäre sie sowieso längst aus der ZUP rausgeflogen. Er hatte ihr Talent erkannt, aber jetzt war er tot.
    Unter ihr raste die Erde vorbei. Europäische Gerüche drangen durch ihren Helmfilter: das Meer, Wälder, Wein, der Duft von frischem Schnee. Normalerweise war das für Holly das pure Lebenselixier, aber nicht heute. Heute empfand sie keine Spur der sonstigen Euphorie. Sie fühlte sich einfach nur einsam. Der Commander war für sie eine Art Familienersatz gewesen. Und nun war er nicht mehr da. Vielleicht weil sie den Sensor nicht getroffen hatte. Hatte sie den Commander tatsächlich selbst getötet? Es war zu schrecklich, um darüber nachzudenken, aber auch zu schrecklich, um es zu vergessen.
    Holly klappte ihr Visier hoch, um sich die Tränen abzuwischen. Sie musste Artemis Fowl retten. Und zwar nicht nur um seiner selbst willen, sondern auch wegen des Commanders. Sie schloss das Visier wieder, streckte die Beine und schaltete auf Vollgas. Zeit zu testen, was Foalys neue Flügel so draufhatten.
    Nach einer guten Stunde erreichte sie den Münchener Flugraum. Sie ging auf dreißig Meter herunter und schaltete den Helmradar ein. Es wäre ein Jammer, so weit zu kommen und dann von einem Flugzeug im Landeanflug erwischt zu werden. Das Kronski leuchtete als roter Punkt in ihrem Visier. Foaly hätte ihr ein Livebild aus einem Satelliten schicken können, oder zumindest die neueste Videoaufzeichnung, aber sie hatte keine Möglichkeit, den Zentauren zu kontaktieren, und selbst wenn, würde der Rat sie sofort ins Polizeipräsidium zurückbeordern.
    Holly steuerte auf den roten Punkt in ihrem Visier zu. Das war das Ziel der Biobombe, also musste sie dorthin. Sie ging noch tiefer, bis das Dach des Kronski unter ihr war, und landete auf der ebenen Fläche. Jetzt war sie ganz auf sich gestellt. Zu Artemis' Zimmer konnte der eingebaute Zielsucher sie nicht leiten, also musste sie es allein finden.
    Holly kaute einen Moment auf ihrer Unterlippe, dann tippte sie einen Befehl in ihre Handgelenktastatur. Sie hätte auch die Stimmsteuerung benutzen können, aber die neue Software war noch nicht ganz ausgereift, und für irgendwelche Fehlermeldungen hatte sie jetzt keine Zeit. Innerhalb von Sekunden hatte sich ihr Computer in den des Hotels eingeloggt und zeigte ihr die Gästeliste und einen Grundriss an. Artemis war in Zimmer 304. Dritter Stock, Südflügel. Holly sprintete über das Dach. Nur noch wenige Sekunden trennten sie von Artemis' Rettung. Von einem mythologischen Wesen aus dem Hotelzimmer geschleift zu werden, würde für ihn vielleicht ein gewisser Schock sein, aber nicht halb so schlimm, wie von einer Biobombe in seine Atome zerlegt zu werden.
    Dann blieb sie abrupt stehen. Vom Horizont steuerte ein Lenkflugkörper auf das Hotel zu. Er war zweifelsfrei unterirdischer Herkunft, aber ein neues Modell. Schlanker und schneller, mit einem stärkeren Raketenantrieb, als sie es je gesehen hatte. Offensichtlich hatte Opal Koboi ihr Arsenal aufgestockt.
    Holly stürzte los und schaltete im Laufen die Flügel ein, obwohl sie ahnte, dass es zu spät war. Schlagartig begriff sie, dass Opal sie wieder geleimt hatte. Sie hatte nie eine Chance gehabt, Artemis zu retten, so wie sie nie eine Chance gehabt hatte, den Commander zu retten.
    Noch bevor die Flügel Zeit hatten, sich in Bewegung zu setzen, zuckte unterhalb der Dachkante ein greller, blauer Lichtblitz auf, und das Dach erbebte leicht, als die Biobombe explodierte. Eine perfekte Waffe: Die Umgebung wurde nicht beschädigt, und der Körper der Bombe löste sich vollständig auf, sodass nichts darauf hinwies, dass es sie je gegeben hatte.
    Frustriert sank Holly auf die Knie und nahm den Helm

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