Die Rache
einer riesigen Sonnenbrille auf einem Liegestuhl lag. Sie las den Lifestyle-Teil der Zeitung und James fand, dass sie in den Shorts und dem limonengrünen Bikini-Top wirklich sexy aussah. Er hatte ihr bereits am Abend zuvor telefonisch alles erzählt, was rund um die Tea Party vorgefallen war â abzüglich der Zeit, die er mit Reina in ihrem VW-Bus verbracht hatte.
»Na, gut nach Hause gekommen?«, fragte Chloe.
»Völlig problemlos«, nickte James. »Und das Hotel war herrlich, ich habe gut geschlafen.«
»Vor einer Stunde hat jemand für dich angerufen. Dirty Dave.«
James grinste. »Er betreibt jetzt so eine Art Heldenkult mit mir, weil ich ihm gestern an der Raststätte den Arsch gerettet habe. Ich sage dir, wenn ich das richtig ausnutze, könnte ich ziemlich dicht an die Bandits herankommen.«
»Genau deshalb bist du ja hier«, lächelte Chloe und tastete nach einer Tube Sonnencreme, die etwas auÃerhalb ihrer Reichweite stand. »Würdest du mir die bitte mal geben?«
»Bloà keine Ãberanstrengung, was?«, grinste James und kickte die Tube zu ihr hinüber. »Hast du seine Nummer?«
»Auf dem Block neben dem Telefon«, nickte Chloe und drückte auf die Sonnencreme-Tube, die ein furzendes
Geräusch von sich gab. James ging ins Wohnzimmer, nahm das Telefon und rief Dave auf seinem Handy an.
»Bist du gut nach Hause gekommen?«, fragte Dave.
»Gerade eben«, erwiderte James. »Tut mir leid, dass ich abgehauen bin, aber da drin wurde es mir echt zu heiÃ. Meine Mum wird mir noch in den Hintern treten: der Helm ist hin, die Kawasaki braucht einen neuen Blinker und mein Zelt, der Schlafsack und alles andere wurde eingeäschert.«
»Niemand macht dir einen Vorwurf«, beruhigte ihn Dave. »Marlene, die Frau des Commanders, saà im Bus. Sie sagt, du seiest ein verdammter Held, weil du den Bitch Slapper mit der Fahrradkette erledigt hast.«
»Und wo bist du?«
»In einem Hotel in der Nähe von Cambridge«, erklärte Dave. »Hier sind etwa fünfzig von uns. Wir sind kurz nach dir und dem Bus abgehauen. Der Commander ist stinksauer auf Sealclubber. Der Ruf der Bandits ist im Eimer.«
»Sie hätten nicht so einfach aus dem Camp abziehen dürfen«, stimmte James zu. »Wir haben dagestanden wie die Muppets. Was ist mit deinem Bike?«
»Ich gehöre zu den Glücklichen«, antwortete Dave. »Der Commander hat seines verloren. Und Teeth hatte seine neue Sportster kaum einen Monat, und jetzt ist sie nur noch verkohlter Schrott. Das gibt Krieg. Innerhalb der Bandits und auÃerhalb.«
James war klar, was das bedeutete. In den Hintergrundberichten,
die er für die Mission gelesen hatte, war von den Kriegen zwischen den verschiedenen Bikergangs in Kanada, den USA, Holland, Australien und Skandinavien die Rede gewesen: SchieÃereien, Bombenanschläge, Dutzende von Toten. GroÃbritannien war das einzige Land mit einer groÃen Bikergemeinde, in dem es noch keinen schwerwiegenden Revierkampf gegeben hatte. Doch durch die Ereignisse der Rebel Tea Party würde sich das wahrscheinlich ändern.
»Du weiÃt, ich bin loyal«, erklärte James. »Hast du mich nur angerufen, um zu erfahren, wieâ²s mir geht, oder gibt es sonst noch etwas?«
»Ich hätte da einen Vorschlag«, bestätigte Dave. »Ein Job, bei dem du eine Menge mehr Geld machen kannst als beim Crêpewenden, aber das müssen wir unter vier Augen besprechen. Ich bin wahrscheinlich erst heute Abend wieder in Salcombe. Können wir uns morgen irgendwann in der Marina-Heights -Anlage treffen?«
»Ich habe zwar Schule«, erwiderte James, »aber gegen vier Uhr kann ich da sein.«
McEwen und Neil hatten die Nacht im BMW verbracht und den Schuppen abwechselnd im Auge behalten, um sicherzugehen, dass die Waffen nicht unbemerkt fortgeschafft wurden. Als sie bis ein Uhr mittags immer noch nicht abgelöst worden waren, rief Neil seinen Boss Ross Johnson an.
»Ich verstehe Ihre Situation, Sir«, sagte Neil ins Handy, »aber wir sind seit siebenundzwanzig Stunden ununterbrochen im Einsatz. Wir müssen dringend abgelöst werden. Wenn jetzt jemand kommt und die Waffen holt, sind wir nicht mehr in der Lage, ihm zu folgen. Wir sind hier drauÃen am Ende der Welt, und ich habe seit gestern Nachmittag kaum etwas gegessen.«
Mit dem Handy in der Hand gab Neil die
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