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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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vermittelte den Eindruck, dass der NRO -Direktor entweder nicht ganz bei der Sache war oder dass er das Signal der Videokonferenz mit zeitlicher Verzögerung erhielt. » Sie meinen doch eine Arche Noah oder ein Schiff wie das, das im Gilgamesch-Epos beschrieben wird, Mr Owen, oder?«
    » Ja… So etwas Ähnliches«, brummte der stämmige NSA -Direktor. » Wir haben nichts Vergleichbares, was uns retten kann.«
    Allmählich wurde der Präsident nervös. Scott wirkte abgelenkt. So als wäre er nicht auf diese Videokonferenz konzentriert, sondern mit etwas ganz anderem beschäftigt.
    » Was meinen Sie damit, Dr. Scott?«
    » Sehen Sie doch… Der HMBB funktioniert. Und schickt uns gerade live die neuesten Daten der X-Strahlung vom Berg Ararat. Leider hat sich alles so schnell ereignet, dass wir keine Zeit mehr hatten, rechtzeitig seine Umlaufbahn zu verändern und zu verhindern, dass er über den Norden der Türkei fliegt. Und wir konnten ihm auch nicht mehr den Befehl schicken, die Frequenz der Steine loszulassen, die er verfolgte. Er hätte in der Hitze kaputtgehen müssen, aber dieser Satellit funktioniert bestens, also…«
    » Also…« Owen stand die Ungeduld ins Gesicht geschrieben. » Lassen Sie bitte diese Exkurse und kommen Sie endlich auf den Punkt!«
    » Der HMBB funktioniert, Sir. Und er schickt uns nach wie vor seine Daten von den Ararat-Gipfeln.«
    » Sie sagen, er funktioniert noch? Sind Sie sicher?« Die Frau vom Goddard Center wandte sich anscheinend einem Mitarbeiter zu, dem sie mit einer Handbewegung bedeutete, den Sachverhalt zu überprüfen.
    Scott hatte die Brille abgesetzt und rieb sich nervös die Augen. Seine Miene war sehr ernst.
    » So ist es. Unsere Daten besagen, dass es am Hauptgipfel des Ararat zu einem Erdbeben der Stärke 6 , 3 gekommen ist. Und noch etwas: Das Signal der Steine ist verschwunden… Und die Plasmawolke auch!«
    Eine Sekunde lag verstummten die Teilnehmer der Konferenz.
    » Wie bitte, der Protonenregen hat aufgehört? Sind Sie sich sicher, Dr. Scott?«
    » Ja, Mr President.«
    Roger Castle hatte nicht einmal Zeit tief durchzuatmen. Auf dem Schreibtisch begann sein verschlüsseltes Mobiltelefon zu vibrieren. Unter anderen Umständen hätte er den Anruf nicht entgegengenommen, doch der Name, der auf dem Display stand, ließ ihn auffahren: Das waren weitere gute Nachrichten. Zumindest sagte ihm das die digitale Identifikation der Person, die mit ihm sprechen wollte:
    Thomas Jenkins. Eingehender Anruf.

101
    Jenkins’ Gespräch dauerte keine drei Minuten. Diese 180 Sekunden voller Herzlichkeit und Freude übertrugen sich sogleich auf unsere Gruppe. Noch ehe sie die Einzelheiten erfuhren, umarmten sich Nick und Ellen, als wären sie alte Freunde. Tom war es gelungen, eine Verbindung mit dem Präsidenten herzustellen, und dieser, so berichtete er sofort, hatte ihnen zugesichert, uns mit einer Sondereinheit hier rauszuholen. Anscheinend gab es in den nahe gelegenen Ebenen von Yenid o ˇ g an eine NATO -Abhörstation, die sogleich einen Einsatz koordinieren würde. Eine Sondereinheit, die auf Rettungen im Hochgebirge spezialisiert war, würde in den nächsten drei bis vier Stunden zu uns stoßen und uns zurück in die Zivilisation bringen. Das war die beste Nachricht, die Jenkins erhielt, nachdem er aufgeregt wie ein kleiner Junge festgestellt hatte, dass sein Satellitentelefon wieder funktionierte.
    Alle beglückwünschten sich.
    Doch ich musste mich gewaltig anstrengen, um die Fassung zu bewahren.
    Ich begriff immer noch nicht so recht, wie ich aus dem Gletscher gekommen, und auch nicht, was mit den Engeln passiert war. Hier draußen, bei uns, war keiner von ihnen. Ich glaube, ich war die Einzige, die es gar nicht so eilig hatte, vom Ararat abgeholt zu werden. Ich wollte lieber weiter mit meinem Blick diesen Nebel durchdringen und versuchen mir vorzustellen, wo der eingestürzte Gletscher war, in dem ich Martin zum letzten Mal gesehen hatte.
    Aber ich konnte ihn nicht entdecken.
    Meine Sinne waren nach wie vor betäubt. Fragmente von Bildern und Gefühlen gingen mir durch den Kopf, wie ein chaotischer Haufen Puzzleteile: William Faber von einer Art strahlendem Kokon umgeben. Artemi Dujok mit ekstatischem Blick und seinem bebenden Schnauzbart. Martin, wie er in dem Strudel sanfter Farben schwebt, sein Körper von einem milden, tröstenden Licht umhüllt. Sein Blick verströmte Glück und Dankbarkeit. Und als er ihn auf mich richtete, genau in dem Moment, bevor er von dem Ding

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