Die Rache der Horror-Reiter
existierten weder Mauern noch Sperren, sie ritten sie kurzerhand um.
Der Pfleger Carlos war unfähig, sich zu bewegen. Er stand da, starrte und staunte, wobei er das Geschehen wie in einem Zeitlupenfilm sah, der vor seinen Augen ablief.
Ein Teil der Wand brach ein, als hätte ihn eine Bombe zerrissen. Die Horror-Reiter waren nicht in ihrer Formation geblieben, sie ritten hintereinander.
AEBA war nicht mehr zu stoppen. Die Rösser brachen durch die Mauern, gewaltige, pechschwarze Pferde. Auf ihnen hockten die Reiter, mit Lanzen bewaffnete, grinsende Skelette, schwarz wie die Nacht.
Dunkle Umhänge flatterten im Reitwind. Die Pferde sprengten über die Trümmer, Flammen und Rauch quollen aus den Nüstern, und eine wahre Hölle fauchte dem schreckensstarren Carlos entgegen.
Don Alvarez, der ehemalige Mönch, war in seinem Element. Er riß die Arme hoch und schrie, wobei sich seine Stimme überschlug und kaum noch zu verstehen war.
»Meine Retter! Ich habe es gewußt, daß ihr kommt! Nein, ihr laßt eure Diener nicht im Stich!«
Er tanzte wie verrückt und stieß immer wieder seine Arme in die Luft.
Auch die Zellen waren nicht mehr heil. Längst hatten sich Risse im Mauerwerk gebildet. Decken zersprangen, das uralte Gestein hielt diesem Druck nicht mehr stand.
Die Horror-Reiter waren stärker.
Nur Sekunden konnte Carlos den Eindruck in sich aufsaugen. Doch diese Zeit kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor.
Dann war es vorbei.
Der erste Reiter riß dicht vor ihm sein Pferd hoch. Die Hufe tanzten plötzlich vor dem Gesicht des Pflegers und schlugen zu.
Es waren harte Schläge, die seinen Kopf trafen, ihn nach hinten schleuderten, wo er zu Boden krachte. Noch einmal spürte er den Schmerz, der ihm sein Bewußtsein raubte und ihn in den tiefen, unergründlichen Schacht des Todes zerrte.
Carlos lebte nicht mehr.
Sein Kollege aber war geflohen. Pedro wollte weg vom Ort des Grauens.
Er hetzte durch den Trakt und hörte weiterhin das Schrillen der Alarmglocken. Sie begleiteten seine Flucht wie Musik aus der Hölle.
Er stolperte, raffte sich wieder auf, und die Angst trieb ihn weiter. Sein Ziel war der Ausgang.
Er schaffte es nicht mehr. Kurz bevor er mit der Hand nach der großen Tür fassen konnte, befand sich der erste Reiter in seinem Rücken. Er trug eine Lanze. Wie auch die drei anderen.
Und die hob er an.
Dann erfolgte der Wurf. Ungeheuer hart, zielgenau.
Die Lanze traf den Rücken des Flüchtenden. Der Schlag drosch Pedro nach vorn, wo er gegen die Tür fiel und daran herabrutschte. Blutige Nebel umwallten sein Sichtfeld. Er merkte längst nicht mehr, daß eine knochige Hand nach dem Lanzenschaft griff und die Waffe aus seinem Körper zog. Pedro war tot.
Der Horror-Reiter zog seinen Gaul herum. Er lachte auf. Eingehüllt in nach Schwefel stinkendem Rauch ritt er wieder an und schwenkte seine Lanze.
Das Zeichen. Die Aufgabe dieser schrecklichen Wesen aus einer anderen Welt war erfüllt.
Die vier Reiter hatten den Erzdämonen den Gefallen getan und einen ihrer Diener befreit.
Don Alvarez konnte wieder in den großen Kampf eingreifen. Der vierte Reiter hatte sich seiner angenommen und ihn auf das feuerspeiende Roß gezogen.
Wild hämmerte die Gestalt ihre glühenden Sporen in die Flanken des Tieres.
Dann ritten die vier davon.
Alvarez aber nahmen sie mit.
Der ehemalige Mönch war außer sich. Als die vier Reiter nach draußen und hoch in die Lüfte ritten, da schrie er nur einen Namen. »Sinclair! Sinclair, ich komme! Und dann wird abgerechnet!«
***
In der breiten Glastür des Eingangs spiegelte sich das helle Sonnenlicht, als ich die rechte Hälfte aufdrückte und mich darüber wunderte, wie leicht das ging.
Die Stufen lagen hinter mir, ich betrat eine große Halle, wo zahlreiche Bankangestellte hinter Schaltern, Schreibtischen und Kassen arbeiteten.
Die Menschen waren durch Panzerglas geschützt, und für die Kunden gab es Sprechschlitze.
Der normale Bankablauf interessierte mich an diesem Tag herzlich wenig, ich wollte den Direktor sprechen, einen gewissen Gordon Essex.
Einen Augenblick blieb ich stehen, um mich zu orientieren. Ich konnte wählen. Rechts befand sich eine geschwungene Treppe. Sie führte in die Etage des Managements, wo ich sicherlich auch meinen Gesprächspartner finden würde. Unterhalb der Treppe befanden sich die Fahrstühle. Darauf verzichtete ich, denn Treppensteigen hat bekanntlich noch keinem geschadet.
Während ich die Stufen hinaufschritt, dachte ich noch einmal
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