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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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ich dich an den Krieg verlieren möchte, so wenig möchte ich dich an die Kälte verlieren.«
    Sie ließ sich von ihm führen, wie sie es immer getan hatte. Doch sie drehte sich noch einmal um und blickte in Richtung des Landesinneren. »Ich frage mich, wo Sigurd bleibt.«
    Gernot lachte, und diesmal hatte sein Lachen einen warmen und väterlichen Ton. »Ich bin sicher, er hat seinen Spaß. Außerdem sind Eolind und seine beiden Freunde bei ihm. Was soll schon geschehen? Wahrscheinlich nehmen sie das Untier bereits aus.«

    Es sah nicht gut aus.
    Sigurd hatte sich etwas erholt, sein Atem beruhigte sich, und auch sein Herz schlug nicht mehr so wild, dass er sein Blut in den Ohren rauschen hören konnte.
    Was nun? Er hatte keine Waffe dabei, das war äußerst misslich. Flucht war unmöglich. Der Dryk konnte tagelang laufen, ohne zu ermüden. Warten? Hoffen, dass das Tier irgendwann das Interesse verlieren würde? Darauf wollte sich Sigurd nicht verlassen. Außerdem wäre er als Versager in die Burg zurückgekehrt. Er mochte den Krieger-Stolz nicht so hoch schätzen wie andere Männer, aber feige schimpfte ihn niemand.
    Sigurd sah einen Findling, der drei, vier Schritte zu weit entfernt war, um ihn mit einem Sprung zu erreichen. Mit
einem
Sprung ...
    Der Dryk stapfte immer noch umher, seinen Gegner nicht aus den Augen lassend. Sigurd drehte ihm den Rücken zu, seine Augen auf den Findling gerichtet, den er erreichen wollte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich der massige Leib des Dryk zwischen die Steine schob, um Sigurd zu stellen.
    Jetzt!
    Der Königssohn drückte sich ab, und bevor der Dryk reagieren konnte, spürte Sigurd unter seinem Stiefel das Fleisch und das Rückgrat seines Gegners. Doch nur für eine Sekunde, dann machte er einen weiteren Satz und landete auf dem benachbarten Findling.
    »Ha!«, schrie er so erleichtert wie triumphierend.
    Der Dryk fühlte sich genarrt, sogar verhöhnt, und warf wieder brüllend den Kopf herum. Gegen jede Vernunft schlug er den Schädel gegen den Findling, auf dem Sigurd nun saß. Horn traf auf Stein – und Horn verlor. Es brach knirschend – und sicher nicht ohne Schmerz.
    Der Dryk warf den Kopf hin und her, wütend und gedemütigt. Sein Brüllen war so laut, dass man es vermutlich bis zur Burg hören konnte.
    Jetzt nutzte Sigurd die Gunst der Gelegenheit. Er warf sich von oben auf den Rücken des Dryk, packte die Hörner von hinten und zog mit Schwung nach links. Die starken Nackenmuskeln des Bullenschweins widersetzten sich mit aller Kraft, und als genügend Gegendruck da war, lockerte Sigurd den Griff und ließ sich vom Dryk nach rechts herunterschütteln, ohne dabei die Hörner loszulassen. Es war ein gewagtes Manöver, denn nun stand der Prinz unmittelbar zwischen Stein und Bestie und hätte durch schiere Masse zerquetscht werden können. Die Chance bestand, den Kampf nun zu seinen Gunsten zu wenden. Er zog den Kopf des Dryk an den Hörnern in seine Richtung, und als das Tier einen wütenden Schritt auf ihn zu machte, trat Sigurd ihm das vordere Standbein zur Seite.
    Wie ein gefällter Baum krachte der schwere Körper des Dryk zur Seite auf den Boden. In der Enge zwischen den Findlingen würde es schwer sein, sich wieder aufzurichten, und Sigurd wusste das. Er warf sich auf den strampelnden Körper, das Knie gegen die Halsmuskeln, und zog den Kopf an den Hörnern nach oben, damit der Dryk sich nicht mit der Schnauze aufstemmen konnte. Unter dem Kiefer des Tiers lag ein scharfkantiger Stein, geformt wie eine Stufe. Mit genügend Wucht darauf geschlagen, sollte sich das Genick brechen lassen.
    Ende des Kampfes. Held Sigurd. Jubel bei Hofe.
    »Ihr solltet es tun«, ertönte plötzlich Eolinds Stimme. »Eure Kraft, ihn zu halten, lässt nach. Und sobald er sich erholt hat, wird er Euch abschütteln.«
    Sigurd hatte aufgehört sich zu wundern, wie Eolind so schnell von einem Ort zum anderen kam. Oder woher er gewusst hatte, dass Sigurd den Kampf auf der Lichtung suchen würde.
    Der Schweiß perlte von seinen Armen und machte seine Hände feucht, während er antwortete: »Was ist mit Jon?«
    Eolind winkte ab. »Jon wird leben. Unter Schmerzen eine Weile, aber er wird leben. Ihr solltet danach trachten, es ihm gleichzutun.«
    Der massige Körper unter Sigurd fing an zu zittern. Der Dryk sammelte seine Kräfte.
    »Ich habe ihn besiegt«, knurrte Sigurd.
    »Das habt Ihr«, bestätigte Eolind. »Und in einem fairen Kampf noch dazu. Wenn Ihr mit dem Haupt des Dryk heimkehrt,

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