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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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wird man noch lange davon berichten.«
    Sigurd peilte die Steinkante an, die das Leben des Dryk ruckartig und schmerzlos beenden konnte. »Es gibt nicht mehr viele. Dryk, meine ich.«
    »Jede Jagd fordert Opfer«, sagte Eolind lächelnd. »Und wir jagen den Dryk seit Anbeginn der Zeit.«
    »Aber wenn ... wenn wir sie alle töten – was werden dann unsere Nachfahren jagen?«, keuchte Sigurd und stemmte den Fuß gegen einen der Findlinge, um das Tier auf dem Boden zu halten. Es war ein ungleicher Ringkampf, den er bald verlieren würde.
    Eolind strich sich über den stoppeligen Bart, als hätte ihn die Frage überrascht, was natürlich nicht stimmte. »Es liegt in unserer Natur, dem was war mehr zu gedenken als dem, was kommen wird.«
    Der Dryk bäumte sich auf, und Sigurd wurde fast vom Rücken des Tiers geschleudert. Er spürte seine Muskeln beben, fühlte seine Kraft schwinden. »Meine Söhne sollen dereinst auch den Dryk jagen können.«
    Eolind blickte auf seinen reich verzierten Stock, als ginge ihn der Kampf seines Schülers nichts an. »Dann solltet Ihr jetzt Sorge tragen, dass sie auch einen Vater haben, der sie zeugen kann. Denkt mit Eurem Verstand, nicht dem des Gegners, wenn Ihr den Sieg erringen wollt.«
    Sigurd kämpfte ein paar Augenblicke lang nicht nur mit dem Biest, sondern mit sich selbst. Dann legte er alle verbliebene Kraft in seine Arme und drehte den Kopf des Dryk so hoch, dass er dem Tier in die Augen sehen konnte.
    »Hörst du, was Eolind sagt?«, zischte er. »Dieses Spiel ist für einen Sieger gemacht. Wenn du noch siegen willst, muss ich dich nun töten.«
    Es war ein seltsames Schauspiel, und sicher einzig in der Geschichte der Insel. Der Dryk war eine dumme und brutale Bestie, weder zur Zähmung noch zur Zucht tauglich. Doch nun hielten die strampelnden Beine des Bullenschweins still, und sein Schädel presste nicht mehr ganz so stark gegen Sigurds Arme. Dieser brachte seine Lippen ganz nah an das verquaste Ohr des Dryk: »Respektiere den Kampf und nicht den Tod.«
    Dann ließ er los.
    Der Dryk lag still.
    Sigurd rappelte sich auf und ging ein paar Schritte zurück. Er achtete darauf, Eolind hinter sich zu haben, um ihn bei einem erneuten Angriff mit seinem Körper schützen zu können.
    Mit einer kräftigen Pendelbewegung kam der Dryk wieder auf die Beine. Er sah Sigurd kurz an. Es lag kein Verstehen in seinem Blick, das tumbe Tier begriff nicht wirklich die Worte des Prinzen. Aber er spürte die Nähe seines Todes – und die Gnade seines Henkers.
    Der Dryk drehte sich um und trottete ohne Eile in den Wald davon.
    Nun erst gestattete sich Sigurd die Schwäche seines Körpers und lehnte sich zitternd an den Findling, der mit den Kratzern des Dryk-Horns übersät war. Seine Hände brannten, und aus vielen kleinen Wunden tränkte Blut sein Hemd.
    Eolind kam hinzu, um Sigurd zu stützen. Aus einer Tasche, die er um die Schulter trug, zog er ein grobes, aber sauberes Hemd. »Hier.«
    Sigurd zog den zerrissenen Stoff von seinem Oberkörper, wischte Blut und Schweiß hinein und zog das frische Hemd über den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ob je ein isländischer Krieger einen besiegten Dryk am Leben gelassen hat«, murmelte Eolind, und seine Stimmlage verriet nicht die Wertung, die in seinen Worten lag.
    »Du hast es selbst gesagt – darum gibt es nur noch so wenige«, entgegnete Sigurd. »Ich habe gesiegt. Welcher Triumph liegt noch im Tod?«
    »Welcher Gewinn liegt im Leben?«, hielt Eolind dagegen.
    Sigurd grinste. »Das Tier soll fleißig Nachkommen zeugen, und ich will es auch tun. Dann haben die künftigen Generationen noch Freude an der Jagd.«
    Er hielt einen Moment lang inne. »War das – dumm?«
    Eolind lachte. »Was fragt Ihr mich? Nur weil ich alt bin, muss ich das Geschenk der Weisheit haben?«
    »Nein«, gab Sigurd zu, »nicht dank des Alters. Deine Weisheit ist hart erarbeitet.«
    »Die Jahre werden Eure Entscheidung werten«, sagte Eolind. »Und sie werden es Euch wissen lassen.«
    Sie wandten sich schon zum Gehen, als Sigurd etwas ins Auge fiel. Es war das abgebrochene Horn des Dryk. Er nahm es auf und warf es Eolind zu. »Hier. Wenn ich schon den Kopf nicht als Trophäe bringe, so kann wenigstens das Horn den Kampf bezeugen.«

    Sie fanden Jon und Gelen dort, wo der Dryk den jungen Isländer gegen den Baum geschleudert hatte. Gelen hatte seinem Freund ein paar Blätter auf den blau gequetschten Brustkorb gelegt und dann mit Lederriemen fest verbunden. Als Jon Sigurd und Eolind

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