Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sah, schien sich sein Schmerz zu verdoppeln. »Nun sagt mir nicht, dass der Dryk euch entkommen ist! Ich will mir die Knochen nicht umsonst gebrochen haben!«
    Sigurd hielt das abgebrochene Horn hoch. »Entkommen ist das falsche Wort. Das Bullenschwein und ich – wir haben uns friedlich geeinigt.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Gelen.
    Eolind stieß Gelen mit seinem Stock an den Kopf. »Frag nicht dumm, was dich nichts angeht. Wie steht es um Jon?«
    Gelen verzog das Gesicht und rieb sich die Schläfe. »Ein paar Rippen sind wohl durch, und einen ruhigen Schlaf werden die Schmerzen in den nächsten Wochen sicher nicht erlauben. Aber er hatte wieder das Glück des dümmsten Ochsen.«
    Jon gab Gelen für die Beleidigung eine Ohrfeige, stöhnte dafür aber auch im Schmerz. »Ist das der Dank für meine Mühen?«
    Sigurd klopfte seinem Freund lobend auf die Schulter und half ihm dann auf. »Glaub mir – wir werden in der Burg gebührend von deinem Mut erzählen.«
    Sie wollten Jon von beiden Seiten stützen, doch Eolind hielt seinen Stab zwischen Sigurd und seinen verletzten Freund. »Wir gehen vor. Gelen kann Jon alleine helfen.«
    »Aber dann brauchen die beiden doch eine halbe Ewigkeit bis zur Burg«, protestierte Sigurd. »Wenn wir alle mit anfassen ...«
    »Wir beide werden es noch bis zum Abend schaffen, dann können wir einen Reiter schicken, der Gelen und Jon holt. Der König und die Königin machen sich schon Sorgen – und ihnen gilt unsere erste Pflicht.«
    Sigurd wollte das nicht hinnehmen, aber Gelen und Jon warfen ihm einen Blick zu, der besagte: Es ist den Streit nicht wert.
    So sehr Sigurd Eolind als Ratgeber, als Lehrer und auch als Freund schätzte, so sehr wunderte er sich manchmal, dass der alte Knochen auf der Einhaltung des Hofzeremoniells bestand. Gelen und Jon waren Sigurds Kumpane, doch keiner von beiden hätte es je gewagt, Eolind direkt anzusprechen. Und Sorge trug der alte Mann nur für den Prinzen – in Gefahr hätte er dessen Freunde ohne Reue zurückgelassen.
    »Nun?«, fragte Eolind, und in der Frage lag die Aufforderung, nicht länger zu warten.
    Sigurd nickte seinen Freunden entschuldigend zu. »Sobald wir in der Burg sind, schicken wir Hilfe.«
    Gelen und Jon sahen ihn ohne Groll an.

    Sigurd und Eolind schwiegen eine Weile, während sie zurück zur Burg gingen. Dabei sah der isländische Prinz seinen Lehrer verstohlen an. Dieser tat, als merke er es nicht – was Teil seines Spiels war.
    Eolind war ein komischer alter Kauz. Elsa und Gernot erzählten, dass er Teil der Burg war und seit Generationen den Herrschern von Island diente, wenn es galt, ihre Kinder aufzuziehen. Sein ledernes Gesicht mit den grauen Stoppeln, die zu rasieren er sich nicht mehr die Mühe machte, erschwerte die Einschätzung, wie alt er genau war. Auf jeden Fall hatte Sigurd noch keinen anderen Menschen in Island getroffen, der so viele Jahre zählte. Zwar erstattete sein Körper den Tribut an die Zeit, aber seine Hand teilte immer noch kräftige Ohrfeigen aus, und seine klare Stimme duldete selbst bei Heerführern und Kriegern keinen Widerspruch. Auch der König hörte auf das Wort des Ratgebers, der niemals von den früheren Herrschern erzählte, so sehr die Kinder auch bettelten.
    Schließlich hielt Sigurd es nicht länger aus. »Was hast du gegen Gelen und Jon?«
    Eolind sah ihn nicht an, sondern konzentrierte sich auf seine Schritte. »Ich muss nichts gegen sie haben.«
    »Sie sind meine Freunde. Ich erwarte, dass du sie mit Respekt behandelst.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Eolinds Gesicht. »Mein Prinz, den Respekt für Eure Person könnt Ihr verlangen, den Respekt für andere jedoch nicht. Was käme als Nächstes – Respekt vor Steinen oder Bäumen?«
    »Aber warum respektierst du mich – und meine Freunde nicht?«
    »Ihr seid der Prinz. Euer Wohl und Euer Wille sind meine Aufgabe.«
    Sigurd dachte kurz darüber nach, bevor er antwortete: »Dann respektierst du nicht mich, sondern die Rolle, in die ich geboren wurde.«
    »So ist es.«
    Eolind sagte es, als sei es selbstverständlich, als gäbe es keine Möglichkeit, wie dieser Satz den Prinzen verletzen könnte.
    Sigurd blieb stehen. Nach ein paar Augenblicken merkte Eolind es und hielt ebenfalls inne. Er sah den Prinzen an. »Wir können gerne streiten, wenn Euch danach ist, aber wir sollten den zügigen Schritt dabei nicht vernachlässigen. Ich bin sicher, Eure Eltern wünschen Euch beim Abendmahl an ihrer Seite.«
    Verärgert

Weitere Kostenlose Bücher