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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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ersten Prüfung stechend und grausam gewesen, so fühlte er hier dumpfe Pein und mehr die Seele als den Leib um Hilfe strampeln.
    Wie tief war er wohl gesunken? Drei Ellen, vier? Konnte er mit der Hand die Oberfläche noch erreichen? Wozu? Niemand würde sie packen und ihn in Sicherheit zerren.
    Dem Unvermeidlichen sich hinzugeben
...
    Es war nicht nur die Entscheidung, dem Schlucksand keinen Widerstand zu leisten – es war, das Schicksal des Todes zu akzeptieren. Das Ende seines Lebens war hier, in völliger Stille, und geradezu gnädig zugedeckt, wo keiner es sehen konnte. Nicht nur der Körper musste aufhören zu zappeln – auch der Geist musste ruhen.
    Hatten bisher noch bunte Flecken hinter Siegfrieds Lidern getanzt, so wichen sie nun einer völligen Schwärze. Jeder Gedanke, den er versuchte, entwand sich seinem Griff, verschwand trudelnd im Nichts.
    Sich hinzugeben
...
    Wille und Stolz verließen ihn zuletzt, pieksten ihn ein letztes Mal, um dann schulterzuckend die Unendlichkeit zu suchen.
    Der Tod war nun Siegfrieds Freund, den es nicht zu fürchten galt ...

    ... und als er erwachte, schien es ihm nicht wie eine Rückkehr ins Leben, sondern als die Wiedergeburt im Tod. Von Dunkelheit umgeben, fühlte er nach seinen Augen, die offen waren. Es war ihm unmöglich zu sagen, ob kein Licht ihn traf oder ob er blind war.
    Er tastete vorsichtig umher. Der Boden war kalt, kalkig wie eine Eierschale, die seine Finger trocknete. Leicht gebogen, als säße er in einer flachen Grube.
    War das der Tod?
    Es widersprach allem, was seine Götter verhießen, und die Götter anderer Religionen sowieso. Wo war der Platz an Odins Seite, falls dieser ihn für einen ehrenvollen Krieger hielt? Wo waren die Dämonen, die an ihm rissen und zerrten, falls Utgard sein Platz für die Ewigkeit war? Die Hölle, von der die Christen sprachen – so sah sie sicher nicht aus.
    Er fühlte sich eingesperrt, auch wenn er nicht wusste, wo er sich befand. Vielleicht waren um ihn weites Land und ein prächtiger Himmel, den er nur nicht sehen konnte. Und doch sagte sein Gefühl, dass freier Lauf nicht möglich war.
    Er richtete sich auf, vorsichtig, wankend, weil die Augen ihm keine Hilfe waren. Es roch faul, abgestandener noch als in Utgard selbst, und als er die Arme nach links und rechts ausstreckte, fühlte er leicht gewölbte Wände vom gleichen Material wie der Boden. Über seinem Kopf war knapp eine Handbreit Platz.
    Eine kleine Hütte vielleicht, mit weiß getünchten Mauern?
    »Wo bin ich?«, murmelte er, ohne eine Antwort zu erwarten.
    »Am Ort deiner letzten Ruhe«, kam eine dröhnende Stimme, und der Boden zitterte so wie die Wände. Es schmerzte, und Siegfried musste sich die Ohren zuhalten. Zumindest sein Gehör war also noch in Ordnung.
    »Wer spricht da?«
    »Deine Gesellschaft für die Ewigkeit«, hallte es durch den kleinen Raum, den er lediglich abtasten konnte.
    Siegfried legte die Hand auf seine Brust und fand den vertrauten Schlag darunter. »Wenn ich Schmerz empfinden kann und mein Herz noch pocht, dann bin ich auch nicht tot!«
    »Tot nicht – nur auf ewig eingekerkert«, antwortete die Stimme. »Kein Hunger wird dich quälen, und kein Schmerz mehr. Nimm Platz, und keine Antwort will ich dir verweigern.«
    »Kein Kerker ist auf ewig«, hielt Siegfried dagegen. »Und solange mein Blut noch fließt, werde ich den Ausweg suchen. Ich habe eine Königin zu retten – eine Liebe.«
    »Xandria ist tot, und nicht mal ihren Leib könntest du mehr bergen«, klang die Stimme dumpf und ohne Mitleid.
    Siegfried wollte es nicht glauben, doch machte es ihm Sorge, dass sein unsichtbarer Gesprächspartner ihren Namen kannte. »Das kann nicht sein! Mir wurde versprochen, dass ich sie finden werde.«
    »Von Brunhilde, der Walküre«, sagte die Stimme. »Auch sie hat Odin grausam bestraft. Was in Utgard einen Tag ausmacht, das kann in Midgard viele Jahre dauern. Während du schliefst, wurde die Seele Brunhildes ins ewige Feuer geworfen, und der Leib Xandrias verfaulte in den Ketten, in denen sie auf deine Rettung wartete.«
    »Nein!«, schrie Siegfried. »Niemals will ich das glauben!«
    »Mir liegt nichts daran, dich zu belügen«, sagte die Stimme. »Mein Wort ist Wahrheit.«
    Mit einem Mal sah Siegfried wieder – doch nicht die Welt um sich herum. Bilder flackerten auf wie in einem Traum, doch tanzten sie im Raum vor seinem Auge, als hätten die Götter sie auf flackernde Flammen geworfen. Nicht realer als die Nibelungen selbst, doch

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