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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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sich seine Arme, seine Hände, die vorher noch in Flammen gestanden hatten.
    Sie waren unversehrt.
    Er erinnerte sich daran, dass Brunhilde von Prüfungen gesprochen hatte, und er konnte nur vermuten, dass er die erste gerade bestanden hatte. Knapp war es gewesen – Siegfried war nicht sicher, wie lange er dem Schmerz noch hätte widerstehen können. Der Mensch war nicht dafür gemacht zu leiden, und irgendwann gab auch der stärkste Körper auf.
    Xandria.
    Der Gedanke an seine Geliebte ließ ihn nicht lange ausruhen, sondern trieb ihn weiter. Er blieb in etwa auf dem Weg, den der Schmerz ihm aufgezeigt hatte. Einen besseren Fingerzeig hatte er noch nicht bekommen.
    Es fiel ihm auf, dass von den Wesen, die er aus der Luft gesehen hatte, keines seinen Weg kreuzte. Man erzählte sich, dass die Dämonen von Utgard feige waren, ohne Tapferkeit. Doch irgendetwas sagte Siegfried, dass sie schauten, aus den Büschen, den Baumkronen, hinter den Felsen und Sträuchern hervor. Neugierde trieb sie, und wie in einer Arena wollten sie sehen, was der Gladiator Siegfried zu bieten hatte.

    Zuerst freute er sich, als der Boden unter seinen Stiefeln nicht mehr schleimig-weich war, sondern trocken und bröcklig. Es knirschte vertraut, und darauf lief es sich wie einst am Strand von Island, wenn die Ebbe das Wasser vom Sand gesogen hatte.
    Doch was zuerst warme Gedanken an die Heimat weckte, irritierte Siegfried in dem Moment, als der Sand nach seinen Knöcheln griff. Er hob den Fuß, schüttelte ihn frei und setzte ihn zurück – nur um noch weiter einzusinken. Er verlagerte das Gewicht auf das andere Bein, und wie zum Hohn steckte er damit bis zum Knie in fahlbrauner Erde.
    Der Boden – er fraß ihn auf wie mit einem hungrigen Maul!
    Siegfried hatte Geschichten von dieser Erscheinung gehört. Die Männer in den Tavernen nannten es Schlucksand, und die Legende ging, dass ihm nicht zu entkommen war. Wer einmal in ihm steckte, den gab der Sand nur als blank gelutschte Knochen wieder frei.
    Der Prinz sah sich um, suchte nach der Stelle, an der der Boden noch fest und sicher gewesen war. Vielleicht konnte er sich dort festhalten, womöglich an einem Ast zur Rettung zerren. Doch jede Bewegung ließ ihn weiter absacken, zog mehr von seinem Körper in das Erdreich. Selbst der Gedanke an Flucht wurde bestraft, und Siegfried sah die Schnalle seines Gürtels eintauchen.
    Um Hilfe zu rufen, mochte in Utgard sicher sinnlos sein. Kein Seil trug er bei sich, keinen Speer, dessen Spitze er als Widerhaken einsetzen konnte. Er nahm Nothung in der Hoffnung, vielleicht im Schlucksand den Boden zu ertasten und sich darauf abzustützen. Die Belohnung war, dass er bis zu den Schultern einsackte und nicht einmal mehr die Arme hochheben konnte.
    Es erschien ihm so fremdartig wie absurd, dass kein Gegner ihn bisher hatte bezwingen können, aber eine Grube Schlucksand sein Ende sein sollte. Wie war ein Gegner zu bezwingen, der nicht kämpfte?
    Siegfried versuchte es mit ganz langsamen Schwimmbewegungen. Vielleicht konnte er in Ruhe und Bedacht ...
    Schon reichte der Sand bis an sein Kinn, und nun gönnte sich der Verstand doch ein wenig Panik. Soweit er sich recht erinnerte, hatte keiner seiner Lehrmeister jemals einen Rat gehabt, wie eine tückische Sandgrube zu besiegen war, aus der es kein Entrinnen gab.
    Das träge schwappende Erdreich leckte an seinen Lippen und trug Knirschen zwischen seine Zähne, als Siegfried das dröhnende Lachen Wielands in seinem Kopf hörte.
    Wieland der Schmied?
    Siegfried atmete zum letzten Mal, bevor der Sand seinen Mund endgültig verschloss, und er versprach sich selbst, den Atemzug bis zur Bewusstlosigkeit zu nutzen, um sich an die langen Gespräche mit Wieland an der Esse zu erinnern.
    Da war etwas gewesen ... etwas über das, was nicht zu verhindern war ...
    Dem Unvermeidlichen sich hinzugeben, darin liegt Weisheit
.
    Siegfried hörte auf zu kämpfen. Er hatte keine Ahnung, wie ihm das helfen sollte, doch unvermeidlich war sein Versinken wohl, und Wieland hatte geraten, sich dem hinzugeben. An allen Stellen seines Körpers zog der Schlucksand nun mit gleicher Kraft, die Körner reinigten, was der Prinz an Schmutz mit sich brachte. In seinem Kopf begann es zu rauschen, weil die Luft dem Hirn zum Denken fehlte, und seine Lungen drückten verzweifelt in seinem Brustkorb. Es drängte Siegfried, den Mund aufzureißen, einzuatmen, was immer sich davor fand, auch wenn dann nur Sand in seinen Körper floss. War der Schmerz der

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