Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock

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dem Chaos, mit Herzog Arioch selbst. Und mit dem Chaos an der Seite herrschten sie zehntausend Jahre lang; ihre Grausamkeiten verfeinerten sich, ließen jedoch niemals nach.
    Davor, so dachte Elric, davor hatte mein Volk niemals an Krieg oder Macht gedacht. Und er wußte, daß es diese ursprüngliche Achtung vor allem Leben war, die die ursprüngliche Verbindung zwischen Melniboneern und Drachen zustande gebracht hatte. Und als er über dem natürlichen Sattelknopf lag, der Erhebung über dem Hals seiner Dame, weinte er angesichts der Verzückung plötzlich erinnerter Unschuld, einer Unschuld, die er so verloren geglaubt hatte, wie ihm alles andere verlorengegangen war, was ihn, wenngleich nur in diesem Augenblick, daran glauben läßt, daß das Verlorene vielleicht wiederhergestellt werden kann…
    Dann war er frei! Frei in der Luft! Teil jenes unmöglichen Ungeheuers, dessen Flügel es trugen, als ob es ein auf dem Wind tanzender Turmfalke gewesen wäre, leicht wie die Morgenröte am sich verdunkelnden Himmel. Die Haut gab eine Süße wie Lavendel ab, und der Kopf zeigte einen Ausdruck, der in gewisser Hinsicht Elrics Miene nachempfunden zu sein schien, und sie drehte sich und tauchte, sie stieg und wirbelte, während sich Elric scheinbar mühelos an ihrem Rücken festhielt und die wilden alten Lieder seiner Vorfahren sang, die als Weltennomaden kamen, um sich hier niederzulassen und, wie einige behaupteten, von einem noch älteren Volk willkommen geheißen wurden, das sie verdrängten und mit dem sich das königliche Geschlecht vermischte. Hoch stieg Narbenschnauze, hoch flog sie, und als die Luft so dünn wurde, daß sie sie nicht länger tragen konnte und Elric trotz seiner Kleidung erschauerte und sein Mund in der Atmosphäre keuchte, ging sie in einem mächtigen rasenden Sturzflug hernieder, bis sie sich abfing, als ob sie auf den Wolken landen wollte, dann drehte sie langsam zu einem mondbeschienenen Tunnel in der Wolkendecke, und hinab stieß Narbenschnauze, während hinter ihr ein einziger Blitz aufflammte und ein Donnerschlag den Tunnel zu versiegeln schien, als sie in eine unnatürliche Kälte hinabstiegen und Elrics Haut sich kräuselte und seine Knochen sich so anfühlten, als ob sie in ihm splittern und bersten müßten, und trotzdem fürchtete sich der Albino noch nicht, weil der Drache sich nicht fürchtete.
    Über ihnen sind die Wolken jetzt verschwunden. Ein blauer Samthimmel wurde von einem großen gelben Mond weiter gemildert, dessen Licht ihre langen Schatten auf die dahinhuschende Graslandschaft unter ihnen warf, derweil sich am Horizont ein Funkeln der mitternächtlichen See zeigte und sich mit den Smaragdpunkten der Sterne füllte, und erst, als er die Landschaft unter ihm wiedererkannte, empfand Elric Furcht.
    Die Drachin hatte ihn zu den Ruinen seiner Träume, seiner Vergangenheit, seiner Liebe, seiner Ziele, seiner Hoffnung zurückgebracht.
    Sie hatte ihn nach Melnibone zurückgebracht.
    Sie hatte ihn nach Hause gebracht.

DAS ZWEITE KAPITEL

    Das von widersprüchlichen Treueiden und ungerufenen Geistern, von Fesseln und Bestimmung handelt.

    Nun vergaß Elric seine vor kurzem genossene Freude und erinnerte sich nur noch seiner Schmerzen. Verstört fragte er sich, ob dies ein schierer Zufall war; oder war die Drachendame ausgesandt worden, um ihn hierherzubringen? Waren seine überlebenden Verwandten auf eine Möglichkeit gestoßen, ihn gefangenzunehmen, um so seinen langsamen Foltertod auszukosten? Oder verlangten die Drachen selbst seine Anwesenheit?
    Bald wurden die vertrauten Hügel von der Ebene von Imrryr abgelöst, und vor sich sah Elric eine Stadt - einen zackigen Umriß aus niedergebrannten und zerstörten Gebäuden. War dies seine Geburtsstadt, die Träumende Stadt, die er und seine Plünderer ermordet hatten?
    Als sie näher heranflogen, bemerkte Elric, daß er die Gebäude nicht wiedererkannte. Zuerst dachte er, daß sie sich durch Feuer und Belagerung verändert hätten, doch waren sie, wie ihm jetzt auffiel, nicht einmal aus dem gleichen Material erbaut. Und er lachte sich selbst aus. Seine geheimen Sehnsüchte, die ihm vorgegaukelt hatten, der Drache werde ihn nach Melnibone bringen, erstaunten ihn.
    Doch dann erkannte er die Hügel und Wälder wieder, die Küstenlinie hinter der Stadt. Er wußte, daß dies - zumindest früher - die Stelle war, an der Imrryr stand. Als Narbenschnauze zu einer sanften Landung hinabsegelte und einmal hüpfte, um das Gleichgewicht zu