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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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vier Reisenden aus den Bergen hungrig, durchgefroren und müde in Freistatt ankamen.
    Die Bewohner der Stadt musterten sie und lachten, aber sie lachten hinter vorgehaltener Hand oder nachdem die kleine Gruppe vorbeigegangen war. Jeder der vier trug Waffen, sie wirkten jedoch nicht kriegerisch. Verwundert blickten sie sich um, stubsten sich gegenseitig an, und deuteten mit den Fingern, als hätten sie noch nie eine Stadt gesehen. Und das war auch tatsächlich so.
    Ohne sich der Belustigung, die sie bei den Leuten auslösten, bewußt zu sein, schritten sie über den Marktplatz in Richtung Stadtmitte. Es dämmerte. Die Bauern klaubten ihre Ware zusammen und holten an ihren Ständen den Sonnenschutz ein. Welke Kohlblätter und faulende Früchte verdreckten das grobe Kopfsteinpflaster. Was in dem offenen Kanal trieb, hatte Form und Farbe bereits verloren.
    Chan rückte die schwere Last auf seinem Rücken zurecht und sagte zu Wess, die an seiner Seite ging: »Laß uns stehen bleiben und etwas zu essen kaufen, ehe hier alle heimgehen.«
    Wess verlagerte ihr eigenes Bündel ein wenig, ging aber weiter. »Nicht hier«, antwortete sie. »Ich habe die altbackenen Brotfladen und das rohe Gemüse satt. Heute möchte ich etwas Warmes essen.«
    Sie stapfte weiter. Sie wußte, wie Chan sich fühlte. Ihr Blick fiel auf Aerie, deren äußerst dünne hohe Gestalt — sie war so groß wie Chan — in einen dunklen, langen Mantel gehüllt war. Das Gewicht ihrer Trage ließ sie nach vorne gebeugt gehen. Ihr Gesicht war gezeichnet vom Kummer und der anstrengenden Reise. Wess kannte eine freiere Aerie.
    »Du bist unermüdlich, Wess«, sagte Chan.
    »Ich bin auch erschöpft«, gab sie zurück. »Möchtest du vielleicht wieder versuchen, auf der Straße zu übernachten?« »Nein«, war die Antwort. Hinter ihnen kicherte Quartz.
    In dem ersten Dorf, das sie jemals gesehen hatten — es schien ihnen, als läge das Jahre zurück, aber es waren erst zwei Monate seither vergangen —, machten sie sich auf einem, wie es ihnen schien, freien Feld für die Nacht bereit. Es war jedoch der Marktplatz. Sie wären gewiß im Gefängnis gelandet, hätte es im Dorf eins gegeben. Ein anderer Reisender machte ihnen klar, was Gasthöfe — und Gefängnisse — waren, und nun lachten alle ein wenig beschämt über diesen Vorfall.
    Aber all die Ortschaften, durch die sie gezogen waren, hatten nicht annähernd die Größe von Freistatt gehabt, hier lebten anscheinend viel mehr Menschen, und es ging wesentlich lauter zu. Wess konnte kaum glauben, daß Häuser so hoch und Gestank so widerwärtig sein konnte. Sie hoffte, die Luft würde wieder besser, sobald der Marktplatz hinter ihnen lag. Als sie an einem Fischstand vorbeikamen, hielt sie den Atem an und beschleunigte ihre Schritte. Wess bedachte, daß die Ware am Ende des Tages nicht so frisch sein konnte wie am Morgen, dies aber war der Abend eines kühlen Herbsttages. Sie fragte sich, wie es hier wohl nach einem heißen Sommertag riechen mochte.
    »Wir sollten in der ersten Herberge, die wir finden, einkehren«, schlug Quartz vor.
    »In Ordnung«, erwiderte Wess.
    Als sie das Ende der Straße erreichten, war es vollständig dunkel und der Marktplatz leer. Wess staunte, wie schnell alle verschwunden waren, wahrscheinlich waren auch die Händler müde und eilten nach Hause an ein warmes Feuer, zu einem guten Essen. Plötzlich verspürte sie Heimweh und fühlte sich ein wenig verloren. Ihre Suche dauerte nun schon so lange, und die Aussicht auf Erfolg schien sehr gering.
    Die Gebäude standen jetzt dichter um sie, als die Straße unversehens schmaler wurde. Wess hielt an. Der Weg verzweigte sich vor ihnen in drei verschiedene Richtungen, und einer teilte sich erneut, nur etwa zwanzig Schritte weiter.
    »Wohin nun, Freunde?«
    »Wir müssen jemanden fragen«, schlug Aerie vor. Ihre Stimme klang müde.
    »Falls wir jemanden finden«, gab Chan zu bedenken.
    Aerie schritt auf eine finstere Ecke zu.
    »Bürger«, sprach sie, »wollt Ihr uns den Weg zur nächsten Herberge weisen?«
    Die anderen starrten angestrengt in die düstere Nische. Tatsächlich kauerte dort eine vermummte Gestalt. Sie erhob sich. Wess fiel der irre Glanz in den Augen auf, sonst erkannte sie fast nichts.
    »Eine Herberge?«
    »Die nächste hier. Wir haben einen langen Weg hinter uns.«
    Die Gestalt kicherte. »Ihr findet in diesem Teil der Stadt gewiß kein solches Haus. Aber die Schenke ums Eck hat Zimmer im ersten Stock. Vielleicht ist das für

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