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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Euch das Richtige.«
    »Habt Dank.« Aerie wandte sich ab, eine leichte Brise fuhr durch ihr kurzes, schwarzes Haar. Sie zog den Mantel enger um sich. Sie gingen in die Richtung, die ihnen die Gestalt gewiesen hatte und sahen nicht, wie diese sich vor stillem Gelächter bog.
    Vor der Schenke entzifferte Wess die ungewohnten Schriftzeichen: Zum Wilden Einhorn. Ein seltsamer Name, selbst im Süden, wo alle Schenken merkwürdige Namen trugen. Sie öffnete die Tür. In der Wirtsstube war es fast so dunkel wie draußen und rauchiger. Es wurde still, als Wess und Chan eintraten -dann erhob sich ein erstauntes Murmeln, als Aerie und Quartz folgten.
    Wess und Chan unterschieden sich kaum von den Bewohnern der südlichen Berge, seine Haut war ein wenig heller, ihre etwas dunkler. Wess fiel unter den Bewohnern der verschiedenen Ortschaften nicht auf, wohingegen Chan, seiner Schönheit wegen, oft bestaunt wurde. Aeries hochgewachsener, eleganter Körper, ihre weiße Haut und die schwarzen Haare erregten jedoch stets Aufsehen. Wess lächelte; sie stellte sich vor, was wohl geschähe, nähme Aerie ihren Mantel ab und zeigte sich, wie sie wirklich war.
    Und Quartz: Sie mußte sich bücken, um in den Raum zu gelangen. Sie überragte jeden in der Schenke. Der Qualm unter der Decke bildete einen Kranz um ihr Haar. Sie hatte es vor Antritt der Reise geschnitten, nun fiel es in Löckchen um ihr Gesicht, rot, gold und sandig bleich. Ihre silbergrauen Augen spiegelten den Schein des Feuers wider. Ohne die Blicke, die ihr galten, zu beachten, nahm sie ihren blauen Wollmantel ab und ließ ihr Gepäck zu Boden gleiten.
    Der Duft von gebratenem Fleisch und gezapftem Bier hing in der Luft. Wess rann das Wasser im Mund zusammen. Sie wandte sich an den Wirt.
    »Bürger«, sagte sie, wobei sie sich bemühte, die Sprache Freistatts, die auch die Handelssprache des gesamten Kontinents war, so genau wie möglich zu artikulieren. »Seid Ihr der Besitzer der Schenke? Meine Freunde und ich brauchen einen Raum für die Nacht und ein Mahl.«
    Ihr Anliegen schien ihr nicht ungewöhnlich, der Wirt aber sah einen seiner Kunden an, und beide lachten lauthals.
    »Ein Zimmer, junger Herr?« Er kam hinter dem Schanktisch hervor. Anstatt Wess zu antworten, wandte er sich an Chan. Wess lächelte. Wie alle Freunde Chans war sie daran gewöhnt, daß sich die Leute auf den ersten Blick in ihn verliebten. Mir wäre es nicht anders ergangen, dachte sie, hätten wir uns erst als Erwachsene kennengelernt. Aber sie waren zusammen aufgewachsen, und die Freundschaft, die sie verband, war tiefer als bloßes Verlangen.
    »Ein Zimmer?« wiederholte der Wirt. »Ein Mahl für Euch und die Damen? Ist das alles, was unser bescheidenes Haus Euch bieten kann? Wollt Ihr tanzen? Einen Gaukler? Harfen und Oboen? Nennt Eure Wünsche, sie sollen erfüllt werden.« Die Stimme des Wirtes aber klang alles andere als freundlich.
    Chan warf Wess einen düsteren Blick zu, als alle Zecher in Hörweite in Gelächter ausbrachen. Wess war dankbar, daß ihre dunkle Hautfarbe die Zornesröte verbarg. Chan war hellrosa, vom Kragen seines handgesponnenen Hemdes bis unter die Haarwurzeln des blonden Schopfes. Wess wußte wohl, daß man sie beleidigt hatte, aber sie verstand nicht wie oder warum, also erwiderte sie höflich.
    »Nein, Bürger, habt Dank für Eure Gastfreundschaft. Wir brauchen nur ein Zimmer, wenn Ihr eins habt, und eine Mahlzeit.«
    »Ich würde auch ein Bad nicht ablehnen«, fügte Quartz hinzu.
    Der Wirt schien ein wenig aus der Fassung gebracht, als er sich erneut an Chan wandte.
    »Der junge Herr läßt die Damen für sich sprechen. Ist das Sitte in Eurem Land, oder ist Eure Herkunft so erhaben, daß es unter Eurer Würde ist, mit einem einfachen Wirt zu sprechen?«
    »Ich verstehe Euch nicht«, erwiderte Chan. »Wess sprach für uns alle. Oder müssen wir im Chor reden?«
    Kopfschüttelnd wies der Wirt den Reisenden mit übertriebener Verbeugung einen Tisch an.
    Wess stellte ihr Bündel aufatmend neben sich ab und nahm Platz. Die anderen taten es ihr gleich. Aerie sah aus, als hätte sie sich keinen Augenblick länger auf den Beinen halten können.
    »Dies ist ein einfaches Haus«, sagte der Wirt. »Bier, Ale oder Wein. Fleisch und Brot. Könnt Ihr zahlen?«
    Er sprach wieder zu Chan. Wess, Aerie und Quartz nahm er scheinbar nicht zur Kenntnis.
    »Nennt den Preis.«
    »Drei Mahlzeiten, einen Raum — Ihr nehmt Euer Frühstück andernorts, ich öffne nicht sehr zeitig. Ein Silber

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