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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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mich Schwester?« Die dunkle Kapuze fiel nach hinten und enthüllte das lange, mit grauen Strähnen durchzogene Haar. Ein blauer Stern strahlte auf der Stirn der Frau, deren feine Gesichtszüge in seinem Licht erschreckend gefährlich erschienen.
    Wess starrte in die wütenden Augen der hochgewachsenen schlanken Frau. Ihre Halsschlagader pulsierte gegen die Schneide des Dolches. Ein Griff nach ihrem Messer oder eine Bewegung ihrer Freunde wäre ihr sicherer Tod.
    »Ich wollte nicht respektlos erscheinen ...« Fast hätte sie erneut »Schwester« gesagt. Es war jedoch nicht die Vertraulichkeit, mit der sie den Anstoß erregt hatte, es war das Wort selbst. Die Frau reiste verkleidet, und Wess hatte ihre Tarnung aufgedeckt. Eine Entschuldigung allein genügte da nicht.
    Ein Schweißtropfen rann ihre Wange hinunter. Chan, Aerie und Quartz waren bereit. Falls Wess ein weiterer Fehler unterlief, gäbe es mehrere Tote.
    »Ich bin mit Eurer Sprache nicht vertraut, junger Herr«, sagte Wess und hoffte, daß die Anrede, die der Wirt gebraucht hatte, in höflicherer Form vorgetragen, die Frau beschwichtigen würde. Meist beleidigte der Ton mehr als die Worte selber. »Junger Herr«, sagte sie erneut, als die Frau sie nicht umbrachte. »Man hat mich wohl falsch beraten, als man mir Frejöjan mit >Schwester< übersetzte.«
    »Vielleicht«, sagte die verkleidete Frau. »Was bedeutet Frejöjan?«
    »Es ist eine Bezeichnung, mit der wir Freundschaft anbieten, einen Gast begrüßen, es ist auch das Wort für ein anderes Kind unserer Eltern.«
    »Ah. Bruder ist das Wort, das Ihr sucht, das ist die Anrede für Männer. Einen Mann >Schwester< zu nennen, ist eine Beleidigung.«
    »Eine Beleidigung!« stieß Wess überrascht hervor. Aber das Messer wurde von ihrer Kehle entfernt.
    »Ihr seid eine Barbarin«, stellte die verkleidete Frau mit freundlicher Stimme fest. »Barbaren können mich nicht beleidigen.«
    »Seht Ihr, das ist das Problem«, sagte Chan. »Übersetzung — in unserer Sprache ist >Barbar< das Wort für Außenseiter oder Fremder.« Er lächelte sein wundervolles Lächeln.
    Wess zog ihren Stuhl wieder an den Tisch. Unter dem Tisch suchte ihre Hand nach der Chans. Er drückte sie sanft. »Ich wollte Euch nur diesen Platz anbieten, da er der letzte freie hier ist.«
    Die Fremde steckte ihren Dolch zurück und blickte Wess in die Augen. Wess schauderte. Sie stellte sich vor, die Nacht mit Chan auf der einen und der Frau auf der anderen Seite zu verbringen.
    Sie könnte gerne in der Mitte liegen, wenn sie wollte, dachte Wess, wich aber dem Blick nicht aus.
    Die Fremde lachte. Wess wußte nicht, ob der Spott ihr galt, oder ob sie sich einfach amüsierte.
    »So will ich hier Platz nehmen, da sonst nichts mehr frei ist.« Sie tat es. »Mein Name ist Lythande.«
    Sie nannten ihre Namen und boten ihm — Wess stellte sich Lythande als »er« vor, um nicht erneut anzuecken — Wein an.
    »Ich kann euren Wein nicht annehmen«, sagte Lythande. »Aber um euch nicht zu beleidigen, werde ich mit euch rauchen. Dann wickelte Lythande gehackte, trockene Krauter in ein trockenes Blatt, entzündete die Rolle und sog den Rauch ein, um sie dann weiterzureichen. »Westerly, Frejdjan.«
    Um nicht unhöflich zu erscheinen, nahm Wess einen tiefen Zug. Augenblicklich wurde sie von einem gräßlichen Hustenanfall geschüttelt, als der nachließ, war ihre Kehle wund, und der süßliche Rauch hatte ihr die Sinne verwirrt.
    »Es bedarf einiger Übung.« Lythande lächelte.
    Chan und Quartz erging es nicht besser, aber Aerie sog den Rauch mit geschlossenen Augen tief ein und hielt den Atem an. Danach teilten sie und Lythande das glimmende Röhrchen, während die anderen noch mehr Bier und eine weitere Flasche Wein kommen ließen.
    »Warum habt ihr ausgerechnet mich eingeladen, bei euch Platz zu nehmen?« wollte Lythande wissen.
    »Weil ...« Wess suchte nach Worten, die ihre instinktive Handlungsweise erklären konnten. »Ihr seht aus, als wüßtet Ihr hier Bescheid. Vielleicht könnt Ihr uns helfen.«
    »Wenn ihr Informationen braucht, so könnt ihr sie billiger haben und müßt nicht einen Zauberer bemühen.«
    »Ihr seid ein Zauberer?« fragte Wess.
    Lythande bedachte sie mit einem verächtlichen, aber auch mitleidigen Blick. »O Kind. Was denken sich eure Leute dabei, unschuldige Kinder hierherzuschicken?« Er zeigte auf den Stern, der seine Stirn zierte. »Was meint ihr wohl, was das bedeutet?«
    »Es ist wohl das Zeichen eines

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