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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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die zu dieser unsicheren Zeit Posten vor dem ständig offenen Portal bezogen hatten — vier gut bewaffnete Männer, die sofort die Hand um den Griff ihrer Schwerter legten, wenn sich ihnen jemand näherte. Die Dame warf ihre Kapuze zurück, die Schwerter blieben in der Scheide, die Hände unbewegt, die Männer benommen wie die Gäste im Einhorn.
    Da rührte sich ein anderer Schatten von der unbewachten Seite der Treppe her, ein Mann aus dem Dunkeln, Messer in der Hand, mit schnellen schleichenden Schritten ... Cappen fühlte sich nun noch unbehaglicher und dachte sich, ein wandernder Minnesänger hätte im Einhorn eine sicherere, trockenere Nacht verbringen können.
    Beschatte sie, hatte der Zauberer gesagt. Hanse drückte sich im knappen Schatten einer Verzierung dicht an die Wand und beobachtete schaudernd, blinzelte entsetzt, während es geschah, daß vier Männer starben, ohne die Klinge gezogen zu haben. Nur der letzte versuchte noch sich zu verteidigen, doch Mradhon Vis durchschnitt ihm in unverkennbarem, schnellem Zug die Kehle. Wieder blinzelte Hanse, als er zu seiner Bestürzung feststellte, daß die schwarzgewandete Dame verschwunden war. Mradhon Vis kauerte allein an der blutigen Schwelle. Hanse befingerte sein Gürtelmesser wie einen schützenden Talisman. Er wollte nichts weiter, als reglos hier stehenbleiben, doch die eisige Kälte an seiner Halsgrube gemahnte ihn daran, was er hier zu tun hatte und mit wem er sonst Schwierigkeiten bekommen würde. So wartete er und ließ sich nicht die geringste Bewegung Mradhon Vis' entgehen, der über den Leichen der Wächter kauerte — jede Bewegung des Mannes, der sich der Habseligkeiten der Toten bemächtigte, jeden Blick, den er auf nächtliche Fußgänger in der Tempelallee warf, von denen jedoch keiner ihn bemerkte, sah Hanse.
    Die Dame ließ sich Zeit im Tempel — aber vielleicht war auch erst eine Minute vergangen, Hanse hätte es nicht zu sagen vermocht. Unruhig verlagerte er sein Gewicht, schließlich wappnete er sich, schlich aus seiner sicheren Deckung — während Vis den Kopf einem Geräusch auf der Allee zuwandte —, vorbei an einer freien Stelle und in die Gasse neben dem Tempel,, aus der Vis und die Dame gekommen waren.
    Er erreichte die ersten drei vergitterten Fenster.
    Lautlos zog er sich an den Gitterstäben hoch, um ins Innere zu blicken. Der Atem pfiff durch seine Zähne, und sein Magen verkrampfte sich — eine, die Zauberer bestahl, hatte Enas Yorl gesagt, und nun eine Diebin, die Götter beraubte. Das traf ihn. Nicht, daß er sich in das Haus der Stadtgötter drängte oder ihnen Opfer brachte; aber er fand, daß es für die Verwegenheit eines Diebes Grenzen geben mußte — oder alle hatten darunter zu leiden. Es war sein Handwerk, seine Kunst, in die diese Dame sich hier einmischte. Sie waren alt diese Götter und gehörten zu Freistatt, wie es bei den neuen des rankanischen Kaisers nie der Fall sein würde. Dieses Weib, diese Ausländerin, diese Zaubererdiebin, kletterte doch wahrhaftig auf den Schoß des bärtigen Ils und hob die sagenhafte Halskette der Einigkeit über seinen Marmorkopf.
    »Shalpa«, fluchte Hanse lautlos. Vorsichtig ließ er sich wieder in die Tiefe gleiten, während die Metallträne eisig an seinen Hals drückte und ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Enas Yorl wollte also einen Bericht. Und die Götter des alten Ilsig wurden von einer ausländischen Hexe beraubt, während die Rankaner mit ihren neuen Gottheiten daherkamen, mit Baugerüsten für neue Tempel, mit ihren Plänen und der offensichtlichen Absicht, den alten Göttern von Ilsig die Macht zu rauben. Prinz Kadakithis und die rankanischen Götter; und »empfohlen«, hatte Enas Yorl gesagt und einen Dieb ausgeschickt, um auf diesen Diebstahl an Göttern zu achten.
    Mit einem Gefühl, als geriete die Welt aus den Fugen, drückte Hanse sich in sein Versteck. Hier gingen Dinge vor, mit denen ein gewöhnlicher Dieb nichts zu tun haben sollte. Zu seinem Unbehagen hatte er Kittycat einmal ausgeholfen — und nun war es möglich, daß Enas Yorl seine eigenen Pläne hatte.
    Für die er sich seine Hilfe gesichert hatte.
    Leichte Schritte am Tempelportal warnten ihn. Er duckte sich und hielt den Atem an. Ischade kehrte zu Mradhon Vis zurück. »Geschafft«, hörte er sie sagen. Und: »Hier sind wir fertig. Sehen wir zu, daß wir wegkommen.« Ein Fremder wie Mradhon Vis, der nicht aus Ilsig war, hatte natürlich keine Bedenken, Ilsig-Priester zu töten und

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