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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ilsig-Götter zu berauben.
    Etwa gar im Auftrag des Kaisers? fragte sich Hanse. Doch solche Gedanken waren nichts für einen Dieb, und er spürte, wie ihm der Schweiß über die Rippen rann, trotz der kalten Nacht. Er war sich gar nicht sicher, auf welcher Seite Yorl stand — und er überlegte, ob er sich nicht das Amulett vom Hals reißen, in die Gasse werfen und einfach weglaufen sollte.
    Aber für wie lange? Und wie weit würde er kommen? Schaudernd dachte er erneut an den Zauberer und seine Verbindungen, an Sjekso, und an Kadakithis: ein Prinz, der einem Dieb für einen Dienst seine Dankbarkeit bewiesen hatte, der jedoch sehr gefährlich werden konnte, falls ihm gewisse Gerüchte zu Ohren kamen — die Yorl mühelos verbreiten könnte.
    Das Paar nahm den Weg zurück, den es gekommen war. Er folgte ihm, weil er keine andere Möglichkeit für sich sah.
    Immer erstaunlicher, diese mitternächtliche Wanderung! Cappen drückte sich in sein Versteck, zuerst, als sich das ungleiche Paar näherte, und erneut, als er Hanse kommen sah, der es beschattete wie zuvor.
    Es kam also zu keiner Auseinandersetzung. Sie gingen fort, mordeten und kamen zurück, und Hanse folgte ihnen, nachdem er gesehen hatte, was geschehen war. Das paßte so gar nicht zu Hanse. Cappen vermutete irgendwelche Motive, die er sich nicht vorzustellen vermochte. Sicher war er bloß, daß Hanse sich nicht von sich aus so verhielt. Er erinnerte sich der Art und Weise, wie die Dame zwischen den Gästen des Einhorns hindurchgegangen war; wie sie mit ihrem Begleiter durch die Straßen wanderte, wohin es ihr gefiel; und wie tapfere Wächter starben, als wären sie Schafe auf der Schlachtbank ...
    Die Erleichterung, die Cappen verspürte, als er sah, daß Hanse durchaus lebendig war und nicht steif in der Gasse lag, wurde jedoch schnell von dem Grauen verdrängt über die Stille, mit der alles geschah und der offenbaren Unbekümmertheit, und auch von der Furcht, welche diese Wanderung durch die Straßen in ihm auslöste. Der Zug, den er anfangs als belustigend empfunden hatte und der es auf dem Rückweg ebenfalls hätte sein können, erschien ihm nun durch und durch makaber. Deshalb unterließ er es auch, sich Hanse bemerkbar zu machen, als er die Gelegenheit dazu hatte, ohne von dem Paar gesehen zu werden. In dem flüchtigen Moment, als Hanse an seinem Versteck vorbeikam, hatte er festgestellt, daß auch sein Gesicht von heimlichem Grauen gezeichnet war.
    Sie kehrten auf fast demselben Weg zurück, den sie gekommen waren, und lange ehe sie sich der Gasse hinter dem Einhorn näherten, wußte Cappen, wohin sie wollten.
6
    Das Paar ging dorthin, wo Hanse es schon vermutet hatte. Sie betraten nun die Gasse hinter dem Einhorn. Hanse hielt sich in sicherem Abstand, wie schon die ganze Zeit, ohne sie aus den Augen zu verlieren. Wieder wünschte er sich, er hätte die Gelegenheit gehabt, sich tagsüber in Ischades Wohnung zu schleichen und sich dort umzusehen, aber sie war die meiste Zeit dort gewesen, und am hellichten Tag war es auch nicht so leicht, unbemerkt in den ersten Stock zu gelangen. Als sie dann gegen Abend ausging, war ihm nichts übriggeblieben, als ihr zu folgen, da er ja mit ihren Gewohnheiten noch nicht vertraut war — und wie gut, daß er es tat, so wie dieser Abend sich entwickelt hatte.
    Aber immer noch wurde er selbst beschattet — und er wußte auch von wem. Er hatte den Minnesänger mehrmals außerhalb seines eigenen Reviers und auf Straßen gesehen, auf denen Cappen nichts verloren hatte. Doch wer hatte Cappen angeworben?
    Es sah dem Spielmann nicht ähnlich, Aufträge anzunehmen. Er würfelte gern, sang Lieder, aber Verfolgungen übernahm er sonst nicht. Dazu hatte er auch keine Begabung. Enas Yorl hätte sich einen besseren aussuchen können. Einen viel besseren.
    Aber diese Ischade ...
    Hanse wollte es nicht glauben. Und dennoch bohrte es ständig in dem Winkel seines Gehirns, in dem er Zufälle verstaute. Cappen war an diesem Morgen dagewesen. Aber Cappen hatte auch bei dem Würfelspiel mitgemacht, genau wie Mradhon Vis und Sjekso; und Cappen hatte ein bißchen etwas gewonnen, wie gewöhnlich.
    Cappen hatte ihm einen Becher Wein spendiert, es war ungewöhnlich, daß er sich das leisten konnte. Andererseits lag es im Wesen des Spielmannes, den Lord zu spielen und mit dem, was er hatte, um sich zu werfen. Cappen hatte einen kurzen Moment, bevor der Blinde das Einhorn betrat, die Schankstube verlassen, nachdem er dafür gesorgt hatte, daß

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