Die Rache der Werwölfe!
Himmel abhebt!“
„Hatten die wirklich Angst vor dem Schloss oder wollten die uns nur ärgern?“ David sprach die Worte still zu sich selbst. Linda die neben ihm saß, blickte ihn verwundert an.
„Hast du etwa Angst, David?“
Er drehte seinen Kopf und schaute nachdenklich in ihre Augen.
„Ich habe ein ungutes Gefühl. Etwas stimmt nicht mit dem Schloss. Ich kann es dir nicht erklären, es ist ein Bauchgefühl. Je näher wir kommen, desto stärker fühle ich diese Beklemmung.“
Sie nahm seine Hand und drückte diese sanft zwischen ihren Fingern.
„Wir werden aufeinander aufpassen. Wir sind eine starke, große Gruppe. Uns wird nichts passieren.“
Der dunkelrote Minibus raste die Straße entlang, was eine Herde Hühner veranlasste, in einer Art Federwolke auseinander zu fliegen.
Nach drei Kilometern wurde der Wagen langsamer, um in einen schmalen, an beiden Seiten von Bäumen flankierten Fahrweg einzubiegen. Die holprige Straße drehte sich aufwärts, bis der oberste Punkt eines Hügels erreicht war und der Bus anhielt.
„Um Himmels willen!“, sprach Valentina aufgeregt und heiser. „Er hat keinen Spaß gemacht, nicht wahr?“
Vor dem Mercedes Bus senkte sich das Land in einer Reihe von Abhängen in die breiten Täler. Genau gegenüber erhob sich ein weiterer Hügel.
Das, was oben auf diesem thronte, war mit Sicherheit Schloss Willburg.
Seine finsteren Türme und Spitzen bildeten eine düstere Silhouette, wie aus dem Vorspann eines Gruselfilms, der alle anderen Horrorfilme in den Schatten stellte.
„Da, wie es sich gegen den Himmel abhebt“, murmelte Linda heiser.
„Was ist denn das daneben?“
Sie wies auf eine monolithische Turmspitze, die allein in einiger Entfernung vom Hauptgebäude stand, wobei ihre abbröckelnden Zinnen einen besonders trostlosen Anblick boten.
„Die Turmruine vermutlich“, antwortete Jan aus der zweiten Sitzreihe. „Auf Wikipedia habe ich gestern gelesen, hier gäbe es alles, einschließlich eines Burggrabens.“
„Ich dachte, einen kurzen Film für unser Theaterstück aufzunehmen wäre ein gewaltiger Spaß“, sagte Linda. „Aber jetzt bin ich mir dessen nicht mehr so sicher.“
„Sieht aus wie das Schloss von Graf Dracula aus meiner Kindheitsphantasie“, sagte Valentina mit einem ängstlichen Ton in ihrer Stimme.
Eine Eule schrie unmittelbar über dem Minibus.
Das Auto setzte sich wieder in Bewegung. Ein paar Minuten später nahm der Fahrweg vor einem offenen, schief in den Angeln hängenden Eisentor, das in dem harschen Licht der Scheinwerfer fast verlegen wirkte, ein abruptes Ende.
Der Mercedes fuhr durch das Schlosstor hindurch, dann weiter über die mit Unkraut übersäte Zufahrt, die um einen Teich herumführte, dann wieder gerade wurde, um direkt auf das Schloss zuzuführen. Eine alte Holzbrücke führte über den Burggraben hinweg, welches über stehendes Wasser verfügte von dem ein grässlicher, stinkender Geruch ausging.
Anschließend fuhr der Minibus an der zerfallenen Turmruine vorbei.
Kurz darauf hielt der Mercedes in einem offenen Hof, um den herum an drei Seiten die Mauern des Schlosses emporragten. Der Fahrer stellte den Motor ab.
Die Stille schien alle wie einen permanenten Angstschrei zu umgeben.
Nachdem alle ausgestiegen waren, kam eine plötzliche kühlende Brise auf.
„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Linda in die Runde.
„Hallo? Ist hier jemand?“
„Dort drüben ist Licht.“
Jan wies auf ein mit Eisen beschlagenes Tor, die in dem Teil des Schlosses, der wie sein Hauptflügel aussah, eingelassen war.
„Vielleicht sollten wir klopfen?“
„Na, jedenfalls ist alles besser, als hier draußen sitzen zu bleiben.“
„Was war denn das?“
Die Gruppe lauschte einen Augenblick lang angestrengt, hörte einen schwachen, zwitschernden Laut und erkannte dann den schwarzen flatternden Schatten, der über den Mercedes Bus weghuschte.
„Nur eine ganz kleine, winzige Fledermaus“, sagte David mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Fledermaus!“, kreischte Lara und stieß einen unterdrückten Schrei aus.
„Kein Grund zur Unruhe“, sagte David. „Es ist nur eine ganz winzige.“
„Sie geraten einem in das Haar“, stöhnte Lara. „Wenn sie mir zu nahe kommt, sterbe ich!“
Valentina beobachtete noch einmal flüchtig den flatternden Schatten, dann verschwand er in Richtung der Turmruine.
„Lasst uns bloß diese Tür dort aufbrechen!“, wimmerte Lara. „Wenn ich hier noch länger bleibe, schnappe ich glatt
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