Die Rache der Werwölfe!
Besessenheit geworden.“
Sie lächelte leicht.
„Sie dürfen sich nicht an ihm stören, wenn sie ihn hier im Schloss zu Gesicht bekommen. Der arme alte Mann ist völlig harmlos.“
„Wie ist Sir Wilhelm der Bastard denn umgekommen?“, fragte Valentina neugierig.
„Es wird berichtet, dass ihn der Fluch verfolgte und dass er überzeugt gewesen sei, der Schwarze Ritter würde aus seinem Grab auferstehen und kommen, um seinen Schatz abzufordern. Sir Wilhelm war von dieser Vorstellung so besessen, dass er den Wachturm bauen ließ und Tag und Nacht dort oben eine Wache aufstellte, die beobachten musste, ob der Schwarze Ritter erscheinen würde. Dann vergrub er den Schatz irgendwo, oder versteckte ihn, um ihn in Sicherheit zu wissen.“
Sie lachte leise. „Er muss seine Sache ausgezeichnet gemacht haben, denn der Schatz ist seit dieser Zeit nie mehr aufgetaucht.“
„Aber wie ist er gestorben?“, beharrte Valentina.
„Eines Nachts war er der Überzeugung, dass der Schwarze Ritter bereits ganz nahe war. So bestand er darauf, selbst auf dem Turm Wache zu halten. Am Morgen fand man seine Leiche am Fuß des Turmes. Es wird berichtet, dass sein Kopf von einem scharfen Schnitt halb abgetrennt war. Er wurde dort, wo er gefunden wurde, begraben, denn die Leute damals waren überzeugt, dass der Schwarze Ritter mit dem Teufel im Bunde stand und es sei der Satan selbst gewesen, der Sir Wilhelm den Tod gebracht hatte. Die Kirche weigerte sich, seine Leiche in geweihter Erde zu begraben.“
„Was für eine reizende Gute-Nacht-Geschichte!“, sagte Linda mit einem Grinsen im Gesicht. „Ich werde heute Nacht sicher gut schlafen können.“
„Es ist wirklich eine faszinierende Sage“, bemerkte David. „Ich habe darüber im Internet gelesen. Aber wenn wir schon vom Schlafen reden, wollen wir uns nicht etwas früher zurückziehen. Ich würde gerne morgen Früh ein paar Ideen für den Werbefilm ausarbeiten.“
„Natürlich“, antwortete die Hausherrin, stand auf und zog an einer neben ihrem Stuhl angebrachten Klingelschnur.
„Rafael wird ihnen ihre Zimmer zeigen.“
Ein paar Sekunden später erschien der Butler auf der Türschwelle. Lucy wies ihn an, den Gästen die Zimmer zu zeigen. Die Gruppe hatte gerade die Tür erreicht, als Lucy mit fester Stimme David ansprach:
„Herr Buchmann, ob ich wohl noch ein Wort mit ihnen sprechen dürfte?“, fragte sie.
„Aber gerne.“ David drehte sich um und blickte neugierig der Hausherrin in die Augen. Lucy wartete, bis die gesamte Theatergruppe verschwunden war. Dann kam sie in ihrem raschelnden, staubgrauen Gewand durch das Zimmer auf David zu.
„Ich möchte ihnen gerne etwas zeigen.“
„Großartig“, antwortete David leicht verdutzt.
Er folgte ihr hinaus in die Diele, wo die Gruppe gerade oben an der Treppe verschwand. Lucy ging auf eine Tür zu, die im hinteren Teil der Diele neben der Treppe lag und öffnete sie. Dahinter befand sich ein langer, düster beleuchteter Korridor. Je weiter sie hinabgingen, desto mehr sträubten sich die Haare im Nacken von David. Der Gang endete an einer dicken Eichentür, die heftig knarrte, als Lucy sie öffnete. Sie blieb einen Augenblick lang stehen und sah David mit höflichem Gesichtsausdruck an.
„Haben sie ein Streichholz, Herr Buchmann?“
Er kramte in seiner Tasche, fand die Zündhölzer und gab sie ihr. Gleich darauf flammte das Streichholz auf und beleuchtete einen angelaufenen, silbernen Kerzenständer, der gleich neben der Tür auf einer altertümlichen Holzkommode stand. Lucy zündete die Kerzen an und deutete David, dass er eintreten sollte. Der Raum wirkte wie eine Art Verlies, war etwa dreieinhalb Meter im Quadrat groß, hatte Steinwände und keine Fenster.
An der Wand hing ein Bild.
Im matten Licht konnte David gerade noch erkennen, dass es sich um einen Mann in einer Rüstung handelte.
„Nach Sir Wilhelms Tod“, sagte Lucy leise, „verbannte sein ältester Sohn dieses Bild aus der Hauptgalerie und hängte es hier auf. Er veranlasste auch den örtlichen Barden, den Fluch auf eine Holztafel einzugravieren, was vermutlich erklärt, warum das in Reimform geschehen ist. Die Tafel wurde ebenfalls hier an der Wand angebracht. Dieser Raum ist also in gewisser Weise ein Altar mit umgekehrten Vorzeichen. Niemand hat die Jahrhunderte hindurch hier etwas verändert.“
Sie trat neben David und gab ihm den Kerzenständer. Er hielt ihn etwas nach oben, damit er die Inschrift auf der Holztafel lesen konnte.
Der
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