Die Rache der Zwerge
ein Zwerg vor Schmerz und Wut. Jede Faser in Bendelbars Leib verlangte danach, bei der Jagd auf die Eindringlinge dabei zu sein, doch das Eisen widerstand all seinen Bemühungen, sich hervorzuwinden.
Endlich, endlich näherten sich Schritte.
Kartevs derbes Gesicht tauchte vor ihm auf. »Da bin ich wieder«, sagte er, und zahlreiche Hände packten das Seitengitter, um es mit vereinten Kräften anzuheben.
Mit einer schmerzenden Schulter und dröhnendem Schädel rutschte Bendelbar unter den Stäben hervor. Dann wurde ihm auf die Beine geholfen. Vor ihm standen außer dem Händler Königin Xamtys und geschätzte sechzig Krieger, an deren Waffen Blut haftete. »Wie ist es ausgegangen?«, fragte er mit einer tiefen Verbeugung vor seiner Herrscherin.
»Wir haben die meisten von ihnen erschlagen müssen, weil sie sich heftig gewehrt haben«, sagte sie. »Sie gelangten sogar bis in unsere Schatzkammer, auch wenn ich nicht weiß, wie es sich zugetragen hat. Ein furchtbares Durcheinander.« Xamtys schaute zu Kartev. »Zwei von ihnen befinden sich zwar auf der Flucht, rechne jedoch nicht damit, dass du sie lebend zurückbekommst.« Sie reichte ihm ein Säckchen, in dem es in bekannter Weise klimperte: Goldmünzen. »Nimm sie als Entschädigung und als meinen Dank für deinen Versuch, uns im Kampf gegen die Untergründigen in der Schatzkammer beizustehen.«
Der Mann verneigte sich. »Vielen Dank, edle Königin. Es tut mir Leid, dass unser Geschäft auf diese Weise zu Stande kommt. Ich hätte Euch die Gefangenen gern verwahrt übergeben.« Er deutete auf den zerborstenen Boden. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie sich mit ein paar Eisenspänen einen Weg nach draußen schaffen und sogar die Schlösser der Ketten öffnen könnten.«
»Es ist nicht deine Schuld. Meine Wächter hätten den Karren gründlicher untersuchen müssen«, sagte sie und schaute zu Bendelbar. »Von nun an erwarte ich die dreifache Umsicht von den Torwächtern«, sprach sie mit schneidender Stimme. »Kehre auf deinen Posten zurück und lass es dir eine Lehre sein. Dieser Überfall hätte viel zu leicht zu einem Erfolg werden können.« Sie wandte sich um und entfernte sich mit ihrem Gefolge und der Leibwache.
Bendelbar verzog den Mund. Er hatte Schmerzen und war bei der Königin in Ungnade gefallen. Vor allem die letzte Nachricht würde bei seinem Clanoberhaupt keine Freudenstürme auslösen, er bekäme den Schopf sicherlich nochmals gewaschen. Unfreundlich schaute er zu dem Menschen, der die ersten Trümmerstücke auf seinen Karren warf. »Lass es gut sein.« Er befahl seinen Wächtern, die zurückgekommen waren, die Arbeit zu übernehmen.
Nicht lange danach machte sich Kartev mit dem, was von seinem Vehikel übrig geblieben war, auf ins Jenseitige Land. Sie mar schienen lange, geschätzte drei Sonnenumläufe auf den breitesten Straßen des Zwergenreichs, vorbei an kleinen und großen Wundern aus Stein, Stahl und Eisen. Statuen, Brückenbauwerke und Wandbilder erfreuten das Herz des Zwerges.
Obwohl der Händler reich für seinen Besuch entlohnt worden war, schwieg er und benahm sich alles andere als glücklich über den einträglichen Ausgang seiner Reise. Fast kam es Bendelbar so vor, als trauerte der Mann um die getöteten Untergründigen. Er hatte kein Auge für die Schönheiten entlang des Weges.
Weil auch er nicht die geringste Lust empfand, sich zu unterhalten, gingen sie am vierten Sonnenumlauf schweigend durch die Tore Eisenwarts. Mehr als ein »Vraccas segne dich«, kam keinem von beiden über die Lippen.
Bendelbar blieb stehen und befahl, das äußere Tor zu schließen und dem Händler die Wallpforten zu öffnen, dann lief er zum Aufzug, begab sich auf den vordersten Wehrgang und verfolgte von dort aus den Ochsenwagen mit seinen Blicken.
Als er sich im Stillen gerade wunderte, warum Kartev nach der langen Wartezeit vor den Toren nicht mit seinem Gold ins Geborgene Land gereist war, um Güter einzukaufen und mit ihnen die Rückreise anzutreten, so tat der Mann etwas noch Seltsameres.
Als Kartev den letzten Wall hinter sich gelassen hatte, unterhielt er sich mit einem Neuankömmling, dessen Ziel West-Eisenwart war; er drückte ihm die Führleine des Leitochsen in die Hand und ging ohne sein Hab und Gut weiter.
»Vraccas, was ist mit diesem Menschen?«, wunderte Bendelbar sich und verließ seinen Aussichtspunkt. Er wollte der Sache auf den Grund gehen.
Er befahl ein Pony und fünf berittene Wächter zu sich, als ein Bote an ihm vorbei eilte und
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