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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vorzudringen. Das musste die Waffe auch nicht. Das Gift schickte den Mann zu Boden.
»Da staunt Ihr, was?« Rodario schlug Kea wuchtig auf die Nase, aufschreiend stolperte sie rückwärts. Er rannte auf den nahen Ausgang zu, verfolgt von den Rufen der Männer und den Verwünschungen der Frau. Auch wenn er lange nicht mehr in Mifurdania gewesen war, kannte er sich einigermaßen aus. Er schüttelte seine beiden Verfolger im Gewirr des Frachthafens bald ab, kehrte jedoch in einem großen Bogen zu der Lagerhalle zurück, um die Geschehnisse nach seiner kühnen Flucht weiter zu verfolgen. Von der gegenüberliegenden Seite und aus dem Schutz eines dümpelnden Fischerbootes heraus schaute er zu.
Die Männer luden in Windeseile die Säcke auf den Kahn, sogar Kea half ihnen dabei. Offenbar benötigten sie das Getreide so dringend, dass sie es trotz des Vorfalls mit den Söldnern und dem Bettler nicht zurücklassen konnten.
Einhundert Sack Korn waren eine Menge. Damit ließe sich eine kleine Streitmacht versorgen, aber wo sollte die im von Wasser beherrschten Weyurn lagern? Und was bezweckte sie? Desertierte Soldaten, die sich als Seeräuber versuchen wollten und sich zuerst Proviant besorgten? Woher hatten sie so viel Gold? Und was hatte Furgas mit ihnen zu schaffen?
Fragen über Fragen, auf die ihm verständlicherweise keiner eine Antwort gab.
Als auch die Kisten mit den Gussformrohlingen an Bord des Kahns geschafft worden waren, legte er ab, ohne Positionsleuchten zu entzünden. Rodario beschloss, seine Verfolgung fortzusetzen. Das Element der Göttin Elria sollte ihn nicht abhalten.
Er fand ein kleines Segelruderboot am Kai vertäut, das er sich borgte. Er hüpfte hinein, und zu seiner Freude gehorchte es sogar seinen Bemühungen. Glücklicherweise bewegte sich der Lastkahn nicht sonderlich rasch, sodass er ohne große Anstrengung mithalten konnte.
Es ging weiter hinaus auf die riesige Wasserfläche des überfluteten Weyurn, deren Wellen im Schein der Nachtgestirne verwunschen glitzerten. Rodario hielt Abstand und versuchte, das Segel am kleinen Mast zu hissen. Es gelang ihm mit Mühe, aber bald konnte er seinen Kurs nicht mehr halten. Er war eben kein ausgebildeter Seemann.
Der Lastkahn verschwand hinter den Klippen einer Insel aus seiner Sicht, und es dauerte sehr lange, bis Rodario sein entliehenes Boot dazu brachte, den gleichen Kurs einzuschlagen.
Bevor er die Felsen umrundete, blubberte, zischte und platschte es, als sei eine glühende Sternschnuppe vom Himmel ins Wasser gestürzt. Der See geriet in heftige Bewegung, kleinere Wellen rollten gegen den Bug des Bootes und schwappten über den Rand.
Rodario umrundete die Klippen. Die Überraschung ließ nicht lange auf sich warten.
»Was, bei allen schlechten Mimen des Geborgenen Landes, ist denn das?« Rodario stand auf, die Arme in die Hüften gestützt, und starrte auf den See vor sich. Den leeren See.
Es gab nichts mehr zu betrachten oder zu verfolgen. Der Kahn war verschwunden, von einem Blinzeln auf das nächste.
»Wie kann das angehen, Palandiell?«, sagte er und versuchte, in dem schaukelnden Boot das Gleichgewicht zu halten. Das Licht des Mondes zeigte ihm, dass es nichts gab außer den Inseln, die über eine Meile von ihm entfernt zu seiner Linken lagen. »Sind sie für ihre abscheulichen Taten von den Mächten Elrias in die Tiefe gezogen worden?«
Eine neuerliche Bewegung lief durch die Wasseroberfläche. Eine gewaltige Woge rollte heran und türmte sich als gischtschäumende, schwarze Wand auf, die sich vor den Mond und die Sterne schob.
»Oh, gnädige Elria! Was habe ich dir denn getan?«, murmelte er schreckerstarrt und klammerte sich an den dünnen Mast, ehe sein Boot von den tonnenschweren Wassermassen erfasst und in die Tiefe gedrückt wurde.

Das Geborgene Land, Rotes Gebirge Im Reich der Ersten 6241. Sonnenzyklus, Frühsommer.
    In diesen Zeiten, in denen die Kinder des Schmieds argwöhnischer als jemals zuvor ihre Wachdienste an den Zugängen des Geborgenen Landes verrichteten, war es für Wanderer und Kaufleute von außerhalb sehr schwer, eine der fünf Pforten zügig zu passieren. Falls sich überhaupt jemand blicken ließ. Nicht immer begehrte nur das Böse Einlass ins Geborgene Land.
Im Roten Gebirge war dies der Fall.
Die neun imposanten Türme und die beiden mächtigen, dicken Trutzmauern West-Eisenwarts wurden selbst für friedliche Besucher zu einem beinahe unüberwindbaren Hindernis. In den Abschnitten zwischen den fünf Wällen in der

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