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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schlucht, die zum Eingang Eisenwarts und damit ins Reich der Ersten führte, lagerten annähernd zweihundert Menschen. Sie warteten darauf, von den Zwergen eingelassen zu werden.
Es waren überwiegend Händler, aber auch Flüchtlinge aus den verwüsteten Gebieten, die sich nach fünf Zyklen noch immer nicht von der Vernichtung durch die selbst ernannten Avatare und ihr Heer erholt hatten. Königin Xamtys hatte den Wächtern Anweisung gegeben, die Gruppen nach zwei Umläufen jeweils um einen Abschnitt vorzulassen. In den insgesamt zehn Umläufen des Ausharrens beobachteten die Zwerge die Menschen, die Wagen und ihre Tiere genaues tens, ob sie ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag legten. Nur wer sich benahm und den letzten Prüfungen vor dem Einlass in Eisenwart Stand hielt, durfte in die Hallen der Zwerge eingelassen werden und von dort über den Pass gelangen.
Die Ruhelosigkeit unter den Wächtern stieg. Gelegentlich nahm man den schwachen Duft von Orks wahr, dezent und verborgen, als liege eine kleine Rotte in weiter Entfernung auf der Lauer und warte auf eine günstige Gelegenheit zum Sturm. Vielleicht bespitzelten auch einige ihrer Aufklärer das Bollwerk.
Unter den Einlassbegehrenden, die bis vor das erste Tor der Festung gelangt waren, befand sich ein grobknochiger Händler, der aus seiner Ladung ein großes Geheimnis machte. Auf seinem langen, sperrigen Vierspänner standen viereckige Blöcke, so schien es zumindest, die mit Leder- und Stoffbahnen gegen Blicke und die Witterung geschützt wurden.
Rumpelnd näherte sich der Wagen dem Posten, und der Mann, von oben bis unten in helles Leder gekleidet, hielt seine Ochsen an. Er kam zu Bendelbar Glühisen aus dem Clan der Glühisens, dem Befehlshaber der Wächter, und verneigte sich. »Ich grüße euch. Mein Name ist Kartev, ich bin eigens aus Ajula hierher gereist, um euren König zu sprechen.«
»Weswegen sollte Königin Xamtys die Zweite das tun?«, erwiderte Bendelbar, ein kräftiger Zwerg mit langen blonden Haaren und einem ebenso farbigen, geflochtenen Bart, mit militärisch knapper Unfreundlichkeit und einer Spur Verwunderung. Ein größenwahnsinniger Kaufmann, das fehlte noch.
Kartev ging rückwärts, löste ein paar Schnüre, mit denen die Stoffstücke am Wagen befestigt waren, und lupfte die Abdeckung, hinter der Gitterstäbe zum Vorschein kamen, dann winkte er den Zwerg zu sich. »Sieh selbst.« Bendelbar näherte sich und schaute hinein. Darin hockten kleine Gestalten, die an den Füßen an den Boden angekettet und in einem jämmerlichen Zustand waren. Sie waren allesamt bartlos und glichen - abgesehen von dieser wunderlichen Eigenheit - den Zwergen des Geborgenen Landes wie aus dem Gesicht geschnitten. Der Wächter wusste sofort, um wen es sich dabei handelte. Die Nachricht aus dem Schwarzen Gebirge hatte sich schnell verbreitet: die Diamantendiebe! »Bei Vraccas!«
»Ich nenne sie Kindergreise«, sagte Kartev. »Ich dachte mir schon, dass dein Volk Interesse an ihnen hat. Sie sind gewiss mit euch verwandt, oder?«
»Und wieso hast du sie gefangen?«
»Ich habe sie nicht gefangen. Ich habe sie gekauft. Von einem Richter in Ajula, der sie wegen ihrer Raubzüge ergreifen ließ«, erklärte er eilig, damit man ihm keinen Vorwurf machte. »Sie waren sehr teuer«, fügte er rasch hinzu.
Bendelbar betrachtete die faltigen, nackten Gesichter, deren Anblick für ihn ungewöhnlich und neu war. Er entdeckte sogar zwei Frauen unter den Gefangenen, auf deren Wangen sich kein einziges Härchen entdecken ließ. »Lass mich raten: Sie waren auf der Jagd nach Diamanten?«
Kartev schaute überrascht. »Ja! In der Tat, du hast Recht.« Seine Augen wurden schmal. »Dann haben sie es bei euch auch schon versucht, nehme ich an?« Er richtete sich auf. »Sehr schön, dass ich euch helfen konnte. Ich überlasse sie euch, wenn ihr mir meine Ausgaben bezahlt habt.« Seine Finger ließen das schwere Segeltuch los, die fremden Zwerge verschwanden wieder in der Dunkelheit. »Bring mich und meine Gefangenen zu deiner Königin, damit ich mit ihr über den Preis verhandeln kann.«
Bendelbar wickelte eine Bartsträhne um seinen kräftigen Zeigefinger. Er überlegte einen Augenblick, schließlich willigte er ein. Die Gelegenheit, die Diebe zu befragen, durfte er sich nicht durch die Hände gleiten lassen. Die Geschichtsschreibung würde keine Gnade mit ihm kennen, falls durch sein Verschulden eine Katastrophe nicht verhindert werden könnte. Er ließ die Tore für den Mann und

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