Die Rache der Zwerge
überall lagen Papiere mit Zeichnungen von Maschinen und Apparaten herum oder hefteten an den Wänden. Auf dem Bett hockte mit angewinkelten Beinen Furgas. Die graugrünen Augen schauten durch den Freund hindurch. Er sah verwahrlost aus, trug einen langen, dichten Bart und schmutzige Wäsche. Die Haare reichten bis auf die Brust und sahen verfilzt aus. Man hatte ihn schlecht behandelt.
»Furgas! Mein lieber Furgas!«, rief Rodario und eilte zu ihm. »Ich bin es, der Unglaubliche!« Er rüttelte ihn an der Schulter und schaute hinter sich, ob der nächste Alb erschien. »Auf die Füße! Das ist die Szene mit der dramatischen Flucht, bei der die Helden den Schurken entkommen und vielleicht das Böse für immer besiegen. Na, es wäre zumindest schön.« Er zog den lethargischen Mann auf die Beine. »Komm, wir verschwinden von hier.«
Wie ein widerstrebendes Kind folgte ihm Furgas. »Rodario? Wie kommst du hierher? Wie hast du die Insel gefunden?«, murmelte er verstört.
»Das hat eine lange Vorgeschichte, schätzungsweise drei bis vier Akte, und birgt Stoff für eine laufende Folge von hervorragenden Theaterstücken«, vertröstete Rodario ihn und trat auf den Gang. »Weißt du, wie wir von diesem Gefängnis flüchten können?«
Furgas wurde allmählich lebhafter. »Sind wir schon getaucht?«
»Ja.« Rodario verschlug es den Atem, als er den Geruch einatmete, der von dem Mann ausging. Sechzig Umläufe ohne Bad, schätzte er, war das Minimum, das man benötigte, um dieses Odeur zu verbreiten. »Dann gibt es keinen Ausweg.«
»Furgas! Reiß dich zusammen!« Eindringlich schaute der Mime seinem Freund in die Augen. »Wenn ich es geschafft habe, diese verdammte Insel zu betreten, wird es uns beiden auch gelingen, sie wieder zu verlassen.« »Aber sie haben überall Wachen ...«
»Nöd'onn hatte überall Orks, die Avatare überall Soldaten«, spielte er die Gefahren herunter. »Wir haben sie auch gemeistert. Es ist unsere Pflicht, zu Tungdil und den anderen zurückzukehren und ihnen von diesen Dritten zu berichten. Komm endlich!«
Jetzt schaute ihm Furgas in die Augen. »Rodario«, lächelte er. »Der Unglaubliche Rodario. Du hast deinem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht.« Er deutete nach links. »Und du hast Recht. Es gibt einen Schacht, durch den sie das Schwebgas abblasen. Dadurch könnten wir entkommen und zur Oberfläche tauchen. Falls wir es überleben.«
»Bist du dir sicher?«
Furgas grinste ihn mit korngelben Zähnen an, die seit langer, langer Zeit keine Behandlung mehr mit einer reinigenden Wurzel erfahren hatten. »Ich habe die Insel erbaut, da werde ich doch ihre Schwächen kennen.« Die Tür zu ihrer Rechten flog auf, und fünf Albae kamen auf sie zugestürmt; zwei davon trugen Bögen mit sich. Bandilor drängte sich nach vorn, er hielt eine Zweihänderaxt schlagbereit.
»Da ist er, der Komödiant, ja?«, grollte er.
»Bedroh mich«, raunte Furgas seinem Freund zu und stellte sich vor ihn. »Ich bin zu wertvoll für sie. Sie können es nicht wagen, mich zu verletzen.«
Rodario fiel keine bessere Lösung ein, daher brach er den Speer an der Wand in der Mitte durch und setzte die Klinge an den Hals des Freundes. »Zurück, ihr Ausgeburten eines schlechten Bühnenleiters«, rief er höhnend. »Wenn ihr uns verfolgt, steche ich ihn nieder, und es wird niemanden mehr geben, der eure verfluchte Insel bedienen kann.«
Bandilor blieb tatsächlich stehen. »Haltet ein«, befahl er den Wärtern. »Lasst sie gehen. Wir schnappen sie später, ja?«
»Lass die Insel auftauchen«, verlangte Rodario.
Aber der Dritte schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Wir müssen dazu erst wieder Schwebgas sammeln. Die Ballastkammern sind voll.« Er grinste böse. »Gib auf, ja?«
»Wir machen es so, wie ich gesagt habe«, raunte Furgas und lief rückwärts. »Durch das Schott, dann verriegeln wir es und verschwinden.«
Es kam Rodario vor, als zöge sich der Weg bis zu dem Durchlass eine Meile und mehr. Endlich traten sie in den nächsten Gang, schlössen die schwere Eisentür und verkeilten das Rad mit dem Öffnungsmechanismus. Furgas übernahm die Führung, steuerte zielsicher durch die engen Röhren, erklomm natürliche und künstliche Leitern, bis er sich durch eine Luke zwängte. Dort verharrte er und reichte Rodario die Hand. »Danke, dass du mich niemals aufgegeben hast« sagte er bewegt. »Erst du hast mir den Mut zur Flucht gegeben. Ich hatte ihn schon lange verloren.« »Wozu hat man denn sonst Freunde?«, strahlte
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