Die Rache der Zwerge
Wesen nicht. Sie müssen hier geboren worden sein.« »Das kann nicht sein. Die Albae und alle finsteren Kreaturen sind durch den Stern der Prüfung vernichtet worden. Die meisten jedenfalls«, sagte Goda, die der Geschichte wie die beiden Zwerge gebannt gelauscht hatte. Sündalon dachte nach. »War der Stern der Prüfung eine Wand aus weißem Licht, die über das Land fegt?« Sie nickte. Er zog seinen Dolch, tauchte ihn ins Wasser und hielt ihn mit der breiten Seite nach oben. »Wenn das eure Heimat ist und mein Finger die Wand aus Licht«, er fuhr mit dem Finger über das Metall und wischte die Feuchtigkeit weg, »was bleibt unter der Erde?« Dicke Tropfen sammelten sich auf der Unterseite des Dolches. »Du willst damit sagen, dass dieser Zauber die Berge und die Tiefen nicht durchdrungen hat?« »So ist es. Wir waren in den Gebieten, in denen sie es zuvor versuchte. Es gibt immer irgendwo Bestien, die überlebten.« Nachdenklich betrachtete Sündalon die Klinge. »Bei uns gelang es ihr nicht. Die Broka kam zu uns, raubte den Stein und wartete, dass sich die Scheusale zeigten, um sie mit ihrem Zauber zu vernichten, auf dass ihre Macht wüchse. Aber sie taten ihr nicht den Gefallen, also reiste sie mit ihrem Gefolge weiter. Seit ihrem Auftauchen benahmen sich die Broka merkwürdig, und wir mussten sie schließlich vernichten, bevor sie uns alle ins Verderben gestürzt hätten.« Er steckte den Dolch weg. »Es fiel uns nicht leicht, sie auszurotten, doch es musste sein.« Er betrachtete die nachdenklichen Gesichter der Zwerge. »Sie hatten den Verstand verloren.« »Du wirst nicht abstreiten, dass sich unsere Elben seltsam ver halten, oder?«, sagte Boindil zu Tungdil. »Damit meine ich seltsamer als sonst.«
»Wir müssen den verletzten Elben so schnell wie möglich gesund pflegen. Er kann uns garantiert mehr sagen. Sie werden nicht umsonst auf ihn geschossen haben.« Tungdil nickte Sündalon zu. »Begleite mich nach Paland und berichte den Königinnen und Königen von dem, was du uns erzählt hast. Überzeuge sie! Es gibt keinen anderen Weg für dich, um den echten Diamanten zu erhalten, denn hinter die Mauern der Festung wirst du niemals gelangen. Ich gebe dir mein Wort, dass dich niemand gefangen nehmen, verletzen oder töten wird.« Er hob die Axt. »Das schwöre ich bei der Feuerklinge.«
Der namenlose Untergründige nickte seinem Anführer aufmunternd zu, und schließlich willigte Sündalon ein. »Wir kommen mit dir, Tungdil Goldhand.« Er stand auf. »Und wir wären in die Festung gelangt«, sagte er mit einem Lächeln, das der Gewissheit entsprang.
Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, Porista, 6241. Sonnenzyklus, Sommer.
Tungdil, Boindil, Goda, die Abteilung der Fünften und der Untergründigen mussten gar nicht bis nach Paland reisen.
In Porista wehten die Banner der Königreiche auf den Zinnen der Stadtmauer, was bedeutete, dass sich die Mächtigen des Geborgenen Landes erneut versammelt hatten. Und die Banner wehten auf Halbmast. Die Zwerge marschierten durch eine auffallend ruhige Stadt. Ruhig vor Bedrückung und Angst, die jegliche Heiterkeit erstickten. Auf dem Weg zum Versammlungszelt erfuhren sie von den Vorgängen in Paland und der vernichtenden Niederlage der Verteidiger.
Als Tungdil, Ingrimmsch und Sündalon am frühen Nachmittag das Zelt betraten, beratschlagten Menschen, Elben und Zwerge, was als Nächstes zu tun sei. Goda wartete wie immer draußen.
Der Platz von Prinz Mallen blieb leer, und auf dem thron ähnlichen Stuhl, auf dem einst Liütasil gesessen hatte, sah Tungdil eine Elbin in weißen Gewändern und den Insignien einer Herrscherin. In den langen, hellen Haaren funkelte Geschmeide aus kostbaren Edelsteinen, die blaugrünen Augen schweiften mit Wachheit über die Neuankömmlinge. Die Nachfolgerin Liütasils war gefunden worden und überstrahlte alle im Zelt mit ihrer Schönheit und ihrer Aura. Sie wurde ihm als Fürstin Rejalin vorgestellt. Tungdil dachte sofort an die Eoil.
König Bruron empfing die Zwerge mit einem misslungenen Lächeln und schaute verwundert zu dem bartlosen Zwerg, der Tungdil um eine Handbreit überragte. »Du hast gewiss von Paland gehört?«
Er nickte, grüßte die Herrscherinnen und Herrscher mit einer Verbeugung. »Ich habe es mit Schrecken vernommen. Damit gibt es nur noch einen Stein im geborgenen Land, von dem keiner weiß, wo er sich befindet.«
»Einen?«, sagte Isika voller böser Vorahnung. Mit ihren schwarzen Haaren und ihrem betagten Gesicht
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