Die Rache der Zwerge
Er betrachtete das fingerdicke Loch überrascht. »Das ist mir nicht aufgefallen. Es können nur Ratten oder irgendwelche anderen Tiere gewesen sein.« »Ich sehe es genauso.« Tungdil befahl den Zwergen, die Tragegurte aus dem Wagen zu holen. »Es wären Fremdkörper, echter Mörtel in seinem lebenden Körper. Es gehörte zum Zeitpunkt seiner Versteinerung nicht zu ihm, also wird es sich bei der Rückverwandlung ebenfalls nicht ändern.«
Ingrimmsch bückte sich, nahm etwas von dem Pulver auf, das er am Boden entdeckt hatte. »Steinmehl.« Er kratzte an der Öffnung herum. »Es passt zusammen. Dieses Loch wurde mit Absicht gebohrt.« Er wandte sich an Risava und Dergard »Ich kenne kein Tier außerhalb der Gebirge, das Stein fressen würde.«
Die beiden Menschen waren ratlos. »Ich schwöre bei Samusin, dass wir es nicht waren«, sagte Risava. »Vielleicht ein vierter Famulus, der Nöd'onn ergeben ist und der Lot-Ionan lieber tot sehen will?«, schlug Goda vor. »Das Loch war versteckt. Es sollte wohl als Absicherung dienen, falls die Erweckung funktioniert.« »Dann hätten sie ihm doch gleich den Kopf abschlagen können, Schülerin«, meinte Ingrimmsch und bedachte sie mit einem tadelnden Blick. »Das würde dir eigentlich fünfzig Liegestützen einbringen. Aber ich bin großzügig.« Tungdil riss eine leere Seite aus einem Buch, rollte sie eng und schob sie in das Loch, um zu messen, wie tief sie sich hineinschieben ließ. »Nur so tief wie mein kleiner Finger. Das wird ein Mensch überstehen.« Er strich über die Statue. »Er kann sich außerdem sofort heilen. Wir müssen das Wagnis eingehen.«
Die Zwerge kehrten mit den Tragegurten zurück. In einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung verluden sie den versteinerten Magus auf den Karren und betteten ihn auf das Stroh.
»Gib mir den Stein!« Die dunklen Augen des Monstrums erstrahlten in finsterem Grün. Das Wesen schüttelte die Ketten von den Unterarmschienen, die Albzeichen darauf glommen auf und gaben das Leuchten an die Eisenringe weiter. Gleich darauf schwang es die Ketten gegen Rodario und gegen Gandogar; beide wurden darin eingeschnürt.
Im nächsten Moment und bevor jemand der Spectatores etwas unternahm, drückte sich das Wesen vom Boden ab und katapultierte sich mit Schwung durch das Bühnenbild. Es zerrte seine beiden Gefangenen hinter sich her, als wögen sie nichts. Lose Teile der Dekoration fielen herunter. Eine Strebe begrub Tassia unter sich und keilte sie ein, während um sie herum Soldaten und Zwerge rannten, um die Verfolgung aufzunehmen. »Helft mir«, weinte sie ängstlich. Balken und Teile des Zeltes brachen ein, Qualm kräuselte sich. Tassia hörte, wie viele Menschen an ihr vorüber liefen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen oder das Monstrum zu verfolgen. Da blieb kaum Zeit, einer Schauspielerin beizustehen.
Schließlich kam Furgas, um sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Schluchzend warf sie sich an seine Schulter und suchte nach Halt. Wie erstarrt ließ er sie gewähren, schließlich legte er zögernd die Arme um sie und tröstete sie.
»Komm, ich bringe dich weg.« Er befahl der Schauspielertruppe, die gelähmt umherstand, die kleinen Flämmchen zu ersticken, und trug Tassia hinaus, wo er sie auf ein behelfsmäßiges Lager bettete. »Hier kann dir nichts passieren«, sagte er beschwichtigend. »Ich muss los und Rodario retten.«
Sie nickte und fing sich wieder, doch der Schreck über den Anblick des Monstrums saß tief. Furgas rannte immer dem Lärm nach und sah an den erleuchteten Fenstern Poristas, dass der Krach die Bewohner aus dem Schlaf gerissen hatte. Es dauerte nicht lange, und er fand einen großen Pulk Soldaten und Zwerge, die sich um Gandogar und Rodario scharten.
War der Schauspieler vergleichsweise glimpflich davongekommen, hatte das Monstrum Gandogar den Unterarm ausgerissen. Ohnmächtig lag der Zwerg auf dem Pflaster und wurde von einem Heiler versorgt, der den Arm abband.
Rodario blutete aus vielen Schürf- und Platzwunden. Sowohl er als auch der Großkönig hatten Brandspuren auf der Kleidung, die von den heißen Ketten stammten. Er hielt sich den Kopf. »Furchtbar«, sagte er undeutlich. »Ich wurde beinahe zu Tode geschleift. Es hat die Kraft von zwanzig Pferden.« Er schaute zu Gandogar. »Dieser tapfere Zwerg wollte ihm den Diamanten nicht geben und hat das Ungeheuer sogar angegriffen. Es hat einfach eine Kette um den Arm geschleudert und mit einem Ruck ...« Er wurde bleich und hielt sich die Hand vor
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