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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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spielen. Auf diesen Brettern bin ich der Kaiser, und Ihr seid so freundlich und beugt Euch dieser Machtverteilung.«
Gandogar entriss ihm den Schmuck erneut. »Das ist einer der Diamanten, Schauspieler«, grollte er. »Hast du nicht verstanden, was ich sagte?«
Rodario lachte. »Da ist Euer Kennerauge getäuscht worden, hochwohlgeborener Großkönig.« Schneller als der Zwerg reagieren konnte, umfasste er die Kette und zog den Anhänger wieder zu sich. »Es ist ein Anhänger aus poliertem, geschliffenem Bergkristall, kein Diamant.« Er ließ ihn hin und her pendeln. »Eine Fälschung, hochwohlgeborener Großkönig. Ich würde doch niemals den echten Stein als Requisit hernehmen.« »Ich bin der König der Vierten, mein Stamm besteht aus den Nachfahren des besten Gemmenschleifers unter den Kindern des Schmiedes, und wenn einer etwas von Edelsteinen versteht, bin ich das wohl und nicht ein Schauspieler«, gab er so wütend zurück, dass der Bart bebte. »Gib den Diamanten her. Auf der Stelle!« Tassia wollte sich einmischen, da trat ein gewaltiges Wesen von der anderen Seite auf die Bühne. Es überragte Zwerg und Mensch, dicke Muskelstränge zuckten unter der grau und grün gefleckten Haut. Abgesehen von dem Lendenschurz und den Stiefeln war es nackt, und um die Unterarme trug es weiße Ketten geschlungen. Das Zerrbild seines Elbengesichts richtete sich auf den Anhänger, die Augen glommen grün auf. »Gib mir die Kette!«
Alle im Zelt starrten den unerwarteten Mitspieler an.
König Bruron klatschte als Erster. »Was für eine gelungene Darstellung!«, rief er laut. »Es sieht aus, wie es in den Berichten von Tungdil und den Soldaten geschildert wurde.«
»Ich finde es geschmacklos«, empörte sich Isika.
Rodario und Tassia wichen zurück, der Mime hob sein Schwert. »Lauft, Gandogar!«, sagte er heiser, das Grauen drückte ihm die Kehle zu. Hastig reichte er ihm den Anhänger. »Rettet den letzten Stein vor den Geschöpfen Tions.«
Dann brach heilloses Durcheinander im Zelt aus.

XI

    Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, Porista, 6241. Sonnenzyklus, Sommer.
    Risava blieb vor einem unscheinbaren kleinen Haus stehen, das rechts und links von protzigen Bauten vermögender Bewohner eingekeilt war. »Hier ist es.« Sie öffnete die Tür und trat ein.
Tungdil, Sirka, Boindil, Goda und zwei Dutzend Zwerge folgten ihr nacheinander und kampfbereit; den mit Stroh gepolsterten Wagen ließen sie auf der Straße stehen.
Man sah sofort, dass sich selten jemand in den Mauern aufhielt. Auf einigen Möbeln lag eine dünne Staubschicht, und nur auf den Tischen und den Stühlen zeigten sich häufige Benutzungsspuren. Es roch nach kaltem Rauch.
»Wir kommen wegen des Kellers her«, sagte Risava, die im Flur vor der Treppe hinauf angehalten hatte und eine Stelle in der Wand berührte. Die Stufen schwenkten einfach herab, eine Steinplatte verschob sich und machte ihr Platz. Auf diese Weise wurde sie zu einer Treppe abwärts.
Aus dem Gewölbe drang der für Tungdil vertraute Geruch nach altem Papier und Pergament. »Ist das Nudins Bibliothek?«
»Nein. Es ist meine«, sagte die Frau, entzündete eine Lampe und ging voraus.
Bald drängten sie sich in dem kleinen Keller, dessen Wände über und über mit Regalen und Büchern voll gestellt waren. In der Mitte erhob sich der versteinerte Lot-Ionan, um ihn herum war ein Kreis mit magischen Symbolen gezeichnet worden; mehrere Runen fanden sich auf der Oberfläche der Statue.
»Wir haben schon alles vorbereitet«, erklärte sie. »Alles, was wir zu seiner Erweckung benötigen, ist die Magie.«
»Wir habt ihr ihn heruntergeschafft?«
Risava zeigte auf die Treppe. »Getragen. Es hat eine halbe Nacht gedauert.«
Ingrimmsch umrundete die Statue. »Sie hat ein paar üble Kratzer abbekommen«, sagte er und fuhr mit den Fingern prüfend über die Rillen.
Tungdil begutachtete die Schäden ebenfalls und fühlte sich merkwürdig dabei. Betrachtete er eine Statue oder einen Menschen? Aus dem Stein würde vielleicht bald Lot-Ionan werden, der Magus, bei dem er zyklenlang gelebt hatte, der ihn aufgezogen hatte. Es durfte kein Fehler geschehen. »Werden wir sie mit Mörtel schließen, ehe es uns gelingt, ihn zu einem lebenden Menschen zu machen? Nicht, dass er uns verblutet.« Er sah ein Loch in einem versteinerten Faltenwurf, das in Höhe des Rückgrats lag. »Oder einfach tot umfällt.« »Was meinst du?«, gab er die Frage an die Famuli weiter.
Dergard schüttelte den Kopf. »Ich würde es nicht tun.«

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