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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Bühne hin das gelbe Bändchen, und über Tassia wurde es dunkel. Das Licht nahm ab, die Sonne sank, und der Nachthimmel zog auf, was von den Zuschauern mit erstaunten Rufen zur Kenntnis genommen wurde.
Der Schauspieler lachte auf. »Du bist auf dem besten Weg, sie abzuarbeiten.«
Die Seitentür flog auf, und Tungdil betrat den kleinen Raum hinter der Bühne. »Oh, tut mir Leid. Ich dachte, es wäre der Nebeneingang.«
»Ist es auch. Für die Schauspieler«, zischte Rodario. »Sei leise! Du bist viel zu spät für die Vorstellung. Platz haben wir auch keinen mehr, aber du kannst dich in den Gang setzen. Ich erlaube es dir«, sagte er huldvoll. »Es wird gleich wieder Platz sein. Ich brauche Ingrimmsch.« Er schob Rodario zur Seite und schaute durch das Loch, um nach seinem Freund zu suchen.
»Was ist passiert?«, fragte Furgas aufgeschreckt. »Sind die Monstren etwa aufgetaucht?«
»Nein. Endlich ist Gutes geschehen«, raunte er glücklich. »Bei mir sind drei Famuli aufgetaucht, die Lot-Ionans Statue gestohlen und mir erklärt haben, dass es einen Weg gibt, ihn zu einem Menschen zu verwandeln. Einer liegt verletzt auf meinem Zimmer, mit den beiden übrigen gehe ich die Statue abholen.«
»Bei Palandiell! Kann es wahr sein?« Rodario beugte sich neben den Zwerg. »Soll ich die Vorstellung unterbrechen?«
»Nein! Ich will erst Gewissheit, dass sie die Statue haben, und sie in meinen Besitz bekommen, bevor wir die anderen in Kenntnis setzen.« Tungdil strahlte ihn an. »Und sie wissen, wo sich die Quelle befindet.« »Welche Quelle?« Furgas zog am roten Bändchen und schuf aufwallenden Nebel auf der Bühne. »Die Quelle?« »Genau die magische Quelle, aus der die Ungeheuer ihre Kraft ziehen.« Er eilte zu dem Durchgang, der ihn zu den Spectatores führte. »Später erzähle ich euch mehr«, sagte er aufgeregt. »Jetzt muss es schnell gehen.« Er nickte ihnen zu. »Es gibt Hoffnung, Freunde. Große Hoffnung.« Damit verschwand er.
Rodario beobachtete durch das Loch, wie er sich Ingrimmsch und Goda näherte, gleich darauf verließen die drei das Zelt. »Was sagt man dazu?«, lächelte er. »Da fällt man von einem bedeutenden Augenblick in den nächsten. Ich habe gar nicht so viel Zeit, wie ich Stücke zum Aufführen hätte.« Er strich sich über das Kinnbärtchen. »Ich gründe einfach noch ein Curiosum«, überlegte er. »Ich übergebe Tassia die Leitung. Was hältst du davon?« »Sehr pfiffig, Rodario«, sagte Furgas. »Das nennt man einen Gegenspieler wegloben.«
Rodario nickte. »Exakt. Und sie wird mir dafür auf ewig dankbar sein. Liebesakte in Hülle und Fülle, Nächte der Leidenschaft, wann immer ich an ihre Pforte klopfe.« Er hörte sein Stichwort, rückte die Garderobe zurecht und zwinkerte Furgas zu. »Ich könnte mir selbst auf die Schulter klopfen.« Dann trat er durch den Spalt im Vorhang auf die Bühne.
Es folgte eine Abwandlung der Szene, als Nolik ihn damals im Wohnwagen überfallen hatte. Natürlich vergrößerte sich hier auf der Bühne die Anzahl der Gegner, und das Ganze geriet zu einem heldenhafteren Kampf um die Liebe zu Tassia und um das wertvolle Geschmeide. Letztlich lagen die Angreifer am Boden oder waren in die Flucht geschlagen.
»So triumphieren ein schnelles Schwert und die Liebe über jedes Unbill«, sagte Rodario zu den Spectatores. Tassia stellte sich an seine Seite und hielt das Geschmeide hoch. »Und die Halskette entschädigt mich für das, was ich erdulden musste.« Die dünnen Goldplättchen schimmerten warm; der geschliffene Bergkristall brach das Licht der falschen Bühnengestirne und sandte sein Funkeln auf die Gesichter der Menschen, Elben und Zwerge. Tassia schmiegte sich an Rodario. »Was ist es, das du mir schenkst, weil ich bei dir sicherlich viel erdulden werde?«, fragte sie und klimperte mit den Wimpern.
»Der Diamant!«, ertönte ein Ruf aus den Reihen der Spectatores.
»Nein, keinen Diamanten«, nahm Rodario den Einwurf auf. »Sondern mein Herz...«
Gandogar kam auf die Bühne gesprungen, seine Rechte schloss sich um den Anhänger. »Licht«, rief er laut. »Hochwohlgeborner Großkönig aller Zwergenstämme des Geborgenen Landes, ich weiß, dass Euer Volk von Schmuck begeistert ist und ein so schönes Stück Eure Leidenschaft entbrennen lässt, aber nehmt zur Kenntnis, dass Ihr gerade mein Schauspiel ruiniert«, sagte Rodario freundlich, doch ungehalten. Er schnappte nach dem Anhänger. »Setzt Euch wieder auf Euren Platz und lasst uns den letzten Akt zu Ende

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