Die Rache der Zwerge
verstummte abrupt. »Bei Vraccas!«, stieß er hervor. Dergard wich bis zum Ende des Aufzuges zurück.
Einen Schritt über der Plattform schwebte ein Elb, getragen von waberndem Nebel und unzähligen Blitzen, die zwischen seinem Leib und dem Metall pulsierten. Zu einem überwiegenden Teil waren Brust, Bauch, Unterleib, Schultern und Oberarme von einer Rüstung bedeckt, die mit dem Fleisch verwachsen war, die Hände steckten in schweren Panzerhandschuhen; der Rest von ihm war nackt. Neben ihm rotierte ein schmaler Speer mit einer dünnen Klinge, dessen Runen grün schimmerten.
»Kein Ungeheuer, aber ein Alb«, sagte Tungdil und wollte die Tür des Aufzugs öffnen. »Schicken wir ihn in den Tod, bevor er erwacht.« Das Schloss klemmte. »Verflucht!« Er hob die Feuerklinge und schlug wuchtig dagegen; die Verankerungen rissen heraus, und die Tür schwang mit viel Schwung auf.
Im selben Augenblick öffnete das Wesen die Lider und zeigte ihnen nichts als Schwärze, die in den Augenhöhlen hockte. Es fauchte sie an und zeigte ihnen die Zähne, griff nach dem Speer und sank auf die Plattform. Kaum berührten die nackten Füße das Metall, leuchteten unzählige Symbole auf seiner Rüstung auf. »Komm her!« Tungdil stürmte hinaus, die Axt zum Schlag erhoben.
Der Alb federte in die Höhe und sprang zum nächsten Kessel, drückte sich von dort wie eine Katze ab und katapultierte sich hinauf in eine Spalte im Fels. Vorerst war er verschwunden. Die Funken und Blitze erloschen. »Was ist da oben los?«, rief Ingrimmsch besorgt.
Tungdil trat an den Rand und schaute kurz zu seinen Begleitern hinab. »Seid vorsichtig. Wir haben einen Alb in der Höhle. Er lag auf der Plattform und labte sich an der Magie. Es war wohl die Überraschung der Dritten und der Unauslöschlichen für uns.« Wachsam wandte er sich wieder den Wänden zu. »Dergard, komm her.« »Wo ist er hin?«, fragte der Famulus und fühlte sich in dem käfigähnlichen Gebilde vorerst geschützt. »Ich weiß es nicht. Wir bekommen ihn früh genug zu Gesicht.« Tungdil drehte sich unentwegt im Kreis, sicherte und spähte angestrengt in das Halbdunkel, mit dem seine Augen gut zurecht kamen. Er konnte den Gegner nirgends sehen. Ausnahmsweise hatte er nichts dagegen, denn einem womöglich zaubernden Alb hatten sie - abgesehen von der Feuerklinge - nichts entgegenzusetzen.
Dergard verließ den Aufzug. Er betrat die Plattform und ging bis zur Mitte. Dort schloss er die Augen und hob die Hände. Weder er noch Tungdil sagten ein Wort. Ein lautes Krachen und metallisches Reißen zerstörte die Andacht. »Das Wasser kommt!«, rief Goda aufgeregt. »Bei Vraccas, die Türen sind geborsten! Wir werden ersaufen wie die Ratten.«
»In den Fahrstuhl«, rief Tungdil hinab. »Kommt hoch auf die Plattform.« Ratternd verschwand der Korb nach unten. Er rief Dergards Namen, der nicht auf die Rufe reagierte. »Wach auf! Du musst etwas tun!«, verlangte er und stieß ihn an. »Dergard! Handle, oder wir sterben alle!«
Der Magus wankte und wurde von dem Zwerg gestützt, dann keuchte er und hielt sich die Brust. »Welche Kraft«, schnaufte er überwältigt. »Ich spüre es! Tungdil, ich spüre es in mir!«
Der Zwerg packte ihn bei den Schultern. »Dann nutze deine Macht, um uns vor den Fluten zu retten. Hebe die Insel!«
Der Korb mit den letzten Überlebenden erschien, und sie sprangen der Reihe nach auf die Plattform. Schäumende Wassermassen umtosten deren massive Pfeiler. Dampfend verloschen die Öfen unter den Kesseln, die Besorgnis erregend tickten. Das heiße Blech erhielt durch die großen Temperaturunterschiede Spannung, die ersten Nieten rissen oder flogen davon.
Und während die Bedrohung für sie immer weiter wuchs, vermochten sie nichts anderes zu tun, als nach dem Alb Ausschau zu halten und zu warten, dass Dergard sie mithilfe der Magie vor dem Tod bewahrte. Der Magus wirkte wie im Rausch. Er grinste, hob die Arme und murmelte etwas, bis seine Finger leuchtende Symbole in die Luft zeichneten, die auseinander stoben und sich glitzernd auf die Innenwand des Berges legten. Wieder schüttelte sich die Insel, der Druck in den Ohren kehrte zurück. Das konnte nur eines bedeuten. »Er schafft es!«, jubelte Rodario und hielt sich die schmerzende Stelle. »Er schafft es tatsächlich. Das nenne ich mal eine Prüfung, die eines Magus würdig ist.« Er setzte sich hin. »Und wenn er damit fertig ist, uns zu retten, und ich bis dahin ohnmächtig geworden bin, soll er sich bitte um meine Wunde
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