Die Rache der Zwerge
werdet und Euch den Strapazen der Reise ins Ungewisse unterzieht.« Er deutete auf Mallen. »Prinz Mallen, ich erteile Euch das Wort.«
Der Ido erhob sich. »Es ging mir darum zu zeigen, welche Wertschätzung wir Euch gegenüber hegen«, sagte er feierlich zu denen, die ausziehen würden. »Eine kleine Festlichkeit, um Euren Aufbruch zu würdigen, welche nichts im Vergleich zu der Feier sein wird, die Euch bei Eurer Rückkehr erwartet.« Er lächelte Tungdil zu. »Möge Euch Vraccas leiten und schützen.« Nacheinander richteten die diplomatischen Gesandten ihre besten Wünsche ihrer Herrscherinnen und Herrscher aus, versprachen Lob und Geschenke bei der Rückkehr sowie ewig währende Dankbarkeit. Tungdil hörte es und lächelte unverbindlich. Aber in ihm brodelte es wie kochendes Bergesblut. So wenig wert waren den Mächtigen die Helden, die ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, dass man sie mit Gesandten und ausgerichteten Grüßen abspeiste.
Bylanta stand auf. Sie war mit dem nicht ganz so wuchtigen Wuchs eine klassische Zwergin aus dem Stamm der Vierten und wirkte gegen Sirka gnomenhaft klein geraten. Die langen blonden Haare trug sie als Zopf, der ihr über die Schulter auf die Brust fiel, die braunen Augen ruhten auf Tungdil. Das leichte Kettenhemd war mit verschwenderisch vielen Edelsteinen besetzt, und auf ihrem Haupt saß eine meisterhaft gearbeitete Krone aus funkelnden Diamanten.
»Ich bin Bylanta Schmalfinger aus dem Clan der Silberbärte, Königin über die Vierten und Herrscherin über das Braune Gebirge.« Ihre Stimme war laut, fest und sicher. »Ich werde euren Zug bis zu den Toren der Silberfeste begleiten. Es ist mir eine Ehre, Tungdil Goldhand, mit dir zu reiten. Ich möchte dir eine Freundin sein, wie du ein Freund für Gandogar gewesen warst.« Sie nahm Platz.
Ginsgar Ungewalt erhob sich. Ein Zwerg konnte nicht stattlicher sein als er, nicht einmal der König der Fünften, Gla'imbar, reichte an seine Erscheinung heran. Der prächtige rote Bart, der kräftige Wuchs, die entschlossenen Züge und die Augen, die keinen Widerspruch duldeten, machten ihn zu einem Kind des Schmieds, wie man sie selten fand.
»Ich grüße dich, Tungdil Goldhand. Ich bin Ginsgar Ungewalt aus dem Clan der Nagelschmieds vom Stamm des Ersten, Borengar, und ich bringe dir als Großkönig die besten Wünsche der Zwergenstämme«, sagte er mit tönender Bassstimme. »Kehre wohlbehalten aus dem Jenseitigen Land zurück, und ...«
Bylanta drehte den Kopf zu ihm. »Wie kommt es, dass hier an scheinend der neue Großkönig sitzt, den meine Clans und ich gar nicht gewählt haben? Ich wusste von keiner Versammlung«, sagte sie verwundert und empört zugleich. »Ich denke, es sollte der Großkönig aller Stämme sein und nicht einiger.«
»Es gab eine Versammlung und eine Wahl«, erwiderte Ginsgar unberührt. »Die Krieger, die mit mir durch Älandur zogen, um die Elben für ihren Verrat zu strafen, riefen mich zu ihrem Großkönig aus. Und darunter befanden sich auch Zwerge aus deinen Clans, Bylanta. Es ist demnach rechtens, dass ich Großkönig bin.« Die Eröffnung traf die Gesandten, Mallen und Ortger überraschend. Lot-Ionan warf Tungdil einen wissenden Blick zu. Es war genau das eingetreten, was er und Rodario befürchtet hatten: ein Kriegsheld hatte sich zum Herrscher aufgeschwungen.
Esdalän sah Ginsgar feindselig an. »Was hast du Älandur angetan, Zwerg? Die Atär waren deine Feinde, nicht mein gesamtes Volk. Nicht die grünenden Haine und wunderschönen Behausungen. Nicht die Erde, auf der du gewandelt bist.«
»Wir haben die Atär gejagt und überall welche gefunden. Sie haben uns aus dem Hinterhalt ihrer Tempel, aus den Wäldern und aus den Dörfern heraus angegriffen.« Ginsgar hielt dem Blick des Elben grimmig stand. »Daher haben wir alles in Schutt und Asche gelegt, was ihnen als Schutz für ihre heimtückischen Überfälle dienen konnte.«
»Haben ihnen auch die Wiegen der Neugeborenen als Schutz gedient?«, stieß Esdalän wütend hervor. »Wir haben die Nachkommen der Atär getötet, was wohl auch in deinem Sinn sein wird, Elb. Aus ihnen wäre neues Übel erwachsen.« Ginsgar legte die Hand an den Griff des Kriegshammers, der neben ihm stand. »Wenn wir in Älandur fertig sind mit Ausmisten, dürfen die Elben zurück in ihre Heimat. Bäume wachsen nach. Wie dein Volk auch.«
»Wie viele Unschuldige habt ihr erschlagen?«
»Keinen Einzigen. Alle, die starben, verdienten es auch«, gab Ginsgar
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