Die Rache der Zwerge
kniete vor Gingsar nieder und reckte ihm die Waffe entgegen; dann neigte er sein Haupt. »Ich erkenne dich als meinen Großkönig an, Ginsgar Ungewalt.«
Malbalor stand ebenfalls von seinem Platz auf, ließ sich auf die Knie herab und wiederholte die Zeremonie. Xamtys sprang auf. »So viel Unvernunft, die aus meinem Reich kommt, ist nicht mehr zu ertragen!« Sie schaute auf Glaimbar. »Warum du dich ihm anschließt, weiß ich nicht.« Dann richtete sie ihren Blick auf Malbalor. »Du hast Angst um deine Macht, denn du bist ein Dritter. Du denkst, du wirst sie behalten und deine Leute werden in Ruhe gelassen, wenn du dich dem Zwerg anschließt, der die Dritten und die Freien zu seinen Feinden erklärt hat.« Ihre Augen verengten sich. »Ihr täuscht euch beide. Ihr habt die Stämme mit eurem Entschluss gespalten. Ich werde Ginsgar niemals als Großkönig annehmen.« Sie stand auf und kniete vor Bylanta nieder. Balendilin gesellte sich an ihre Seite. »Wir schwören dir Treue, Großkönigin Bylanta Schmalfinger aus dem Clan der Silberbärte«, sagten sie gemeinsam.
Dann erhoben sich die Vertreter der Städte der Freien und stellten sich auf die Seite der Königin der Vierten. Sie schworen keinen Eid, aber sie machten unmissverständlich klar, wen sie unterstützten. Auch Bramdal befand sich unter ihnen.
Ginsgar erhob sich ruckartig. »Bei Vraccas! Das ist Rebellion!«, brüllte er und langte nach dem Griff seines Kriegshammers. Malbalor und Glaimbar verharrten. »Und euch«, schrie er die Freien an, »werde ich in die Gemeinschaft zurückbringen, wie Vraccas es gewollt hat. Eure Reiche im Geborgenen Land werden bald aufgelöst.«
Bramdal bedachte ihn mit einem spöttischen Blick.
»Du und deine beiden Freunde tragen die Verantwortung für das, was geschieht«, sagte Bylanta ernst. »Wir können den Zwist verhindern«, sagte sie eindringlich zu Malbalor und Glaimbar, »wenn ihr mir Treue schwört! Verhindert, dass es zu einer Spaltung kommt!«
»Sie haben mich als ihren Herrscher anerkannt«, polterte Ginsgar sie an. »Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich der Großkönig aller Zwergenstämme bin. Ihr seid schuld! Ihr seid die Verräter, denn ihr habt euch mir nicht angeschlossen.«
Bylanta wich zurück. »Es ist besser, wenn wir gehen«, sagte sie zu den Zwerginnen und Zwergen, die sich unter ihr Banner begeben hatten. »Ich bete zu Vraccas, dass er dir Vernunft eingibt, Ginsgar Ungewalt.« »Das hat er sehr wohl, wie man an meinen Taten sieht.« Er lachte höhnisch, als sie den Saal verließen. »Wir werden sie zwingen, mir die Treue zu schwören«, sagte er zu den beiden Königen und legte die Hände auf ihre Schultern. »Ihr werdet es nicht bereuen, mich anerkannt zu haben.« Er bedeutete ihnen, sich zu erheben. »Das hoffe ich sehr.« Glaimbar kam auf die Füße. »Sie werden bald verstehen, dass deine Taten die einzig richtige Lösung für Älandur waren.« Er senkte die Stimme. »Du hast jedoch zu früh aufgehört, Großkönig.« Ginsgar lächelte grausam und rieb sich über seinen feuerroten Bart. »Was nicht ist...«, deutete er heiter an. »Kommt, wir trinken gemeinsam auf meine Anerkennung.«
Malbalor lehnte dankend ab. »Ich bin müde, Großkönig. Ich wäre ein schlechter Gesellschafter und nicht in der Stimmung, einen Erfolg zu feiern, der kein wirklicher ist.«
»Täusche dich nicht, Malbalor. Es wird in nicht allzu ferner Zeit ein großer Erfolg sein.« Er schlug ihm freundschaftlich gegen die Brust. »Und dann trinken wir darauf.«
»Ja. Dann trinken wir«, erwiderte er lahm und nahm seinen Becher mit Wasser, während Glaimbar und Ginsgar hinausmarschierten.
Die Ränkeschmiederei passte Malbalor nicht. Xamtys hatte seine Gründe auf Anhieb durchschaut. Wenn er als König der Dritten auf der Seite Ginsgars stand, gab es ihm und allen Dritten vorerst Sicherheit. Die Zeit musste genutzt werden, um sich auf die Vorhaben Ginsgars vorzubereiten.
Wenn es bald keine besonnenen Köpfe mehr gab, endete der Zwist um den Titel des Großkönigs in einem echten Krieg zwischen den Stämmen. Es wäre das erste Mal, dass sich Zwerge be kämpften, ohne dass Dritte die Schuld daran trugen oder die Schlacht schlugen, wie einst Lorimbas. Da schimmerte ein leiser Verdacht in ihm auf. »Vraccas, sende uns Einsicht oder erschlage Ginsgar«, murmelte er und leerte seinen Becher. »Rette deine Kinder.«
XX
Das Jenseitige Land, Östlich der Stadt Letefora, eine Meile vor der Schwarzen Schlucht, 6241. Sonnenzyklus,
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