Die Rache der Zwerge
musterten die Besucher. Mit einem leisen Knallen entfalteten sich die riesigen Schwingen auf seinem Rücken und verdunkelten das Licht. Mit diesem unheimlichen Geräusch hatte Djerün die Orks und alle anderen Kreaturen Tions in Todesfurcht versetzt.
Die Untergründige in dem Seidenkleid stellte sich an die Seite des Acronten und sprach zu Flagur. »Er sagt, er heißt uns in Letefora willkommen und ist sehr froh, dass unsere Mission einen glücklichen Ausgang genommen hat«, übersetzte Sirka für Tungdil und seine Freunde.
»Oh, sie versteht ihn?« Ingrimmsch rieb sich über den schwarzen Bart. »Ich dachte, es sei unmöglich.« »Sie ist seine Gemahlin. Sie sollte ihn verstehen«, erwiderte Sirka leichthin. »In jeder Generation wird eine von uns geboren, die einen Acront verstehen kann, und sie ist dazu auserkoren, seine Gemahlin zu sein und gemeinsam mit ihm zu herrschen.«
Rodario beugte sich zu dem Krieger. »Wie fühlt man sich, wenn man die mächtigste Frau der Stadt beleidigt hat, Meister Zunder?«
»Ich habe sie nicht beleidigt, Schwätzer«, beharrte Ingrimmsch leise und regte sich auf. Schnell legte Goda eine Hand auf seinen Unterarm. Es war der falsche Augenblick für einen Streit.
Der Acront sprach wieder, seine Gemahlin gab seine Worte weiter, Sirka machte sie für die Gäste verständlich. »Demnach war die Meldung über die Vernichtung des Heeres falsch?«
»Wer hat die Meldung gebracht, gottgegebener Acront?«, wunderte sich Flagur.
»Eine Fremde, eine Zauberkundige kam vor einiger Zeit nach Letefora und berichtete uns, wie schlecht die Dinge im Geborgenen Land verlaufen seien. Ihr sei es gelungen, mit letzter Kraft nach Letefora zu gelangen. Mit dem Diamanten.«
»Sie wies ihn Euch, gottgegebener Acront?«
»Ja. Sie wies ihn mir, und ich gab ihr eine Eskorte, die sie zur Schwarzen Schlucht geleitete.« »Das kann nicht sein«, sprach Lot-Ionan aufgebracht, öffnete die Hand und zeigte dem Wesen den Diamanten. »Ihr seid einer Fälschung erlegen. Wir haben den wahren Stein!«
Rodario schluckte. »Ich habe keinen Schimmer, was sich gerade ereignet, aber es führt zu nichts Gutem.« Tungdil trat vor. »Nannte sie ihren Namen, gottgegebener Acront?«
Die großen, unheimlichen Augen richteten sich auf den Zwerg, dann sprach die Kreatur wieder. Ihre Stimme ging Tungdil durch Mark und Bein; seine Gemahlin übersetzte die Antwort und gleich darauf auch Sirka. »Ja. Sie nannte sich Narmora. Narmora die Vergessene.«
Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, Hauptstadt Porista, 6241. Sonnenzyklus, Winter.
Wieder kam es zu einer Zusammenkunft aller Herrscher des Geborgenen Landes. König Bruron lud seine Gäste in den ersten fertiggestellten Saal des zukünftigen Palastes. Große Öfen sorgten dafür, dass es trotz des tobenden Schneesturmes im Inneren der Mauern angenehm warm war.
Bruron hatte den Saal vollständig herrichten lassen, von den Möbeln über Fresken und Wandteppiche bis zu Steinstatuen. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass um diesen Raum herum der übrige Palast bereits stand. Mehr als die Grundrisse gab es in Wirklichkeit jedoch nicht.
Die Königinnen und Könige der Menschenreiche, der Zwergenreiche, der Freien und Esdalän lauschten den Ausführungen Rodarios, der die Geschehnisse an der Schwarzen Schlucht farbenreich, wortgewaltig und mitreißend schilderte.
»... und damit - mit dem Opfer von Tungdil Goldhand - endete die Schlacht. Wir haben einen großen Helden verloren, der sein Leben für das Geborgene Land gab.« Er verneigte sich vor den Anwesenden. »Für Euer aller Wohl und Euren ruhigen Schlaf. Gedenkt dem tapferen Zwerg auf ewig und überlasst die Trauer um ihn nicht allein den Kindern des Schmieds.« Mit diesen Worten nahm er Platz und erntete tosenden Beifall. Vor allem die Zwerge, in deren Augen die ein oder andere verstohlene Träne glänzte, spendeten frenetischen Applaus. Lot-Ionan erhob sich. Er trug ein hellblaues Gewand und weiße Handschuhe, um die Verbrennung zu verbergen, die ihm das Artefakt zugefügt hatte. Die Haut war verheilt, aber schwarz geblieben. Die Linke hielt einen langen, kunstvoll gedrechselten Gehstab aus Birkenholz. »Ich sehe es als unsere Aufgabe an, die Zeit des neuen Friedens zu nutzen, den uns der Einsatz meines Ziehsohnes Tungdil und seiner Freunde, die zum Teil noch immer im Jenseiten Land ausharren, gewährt. Es ist an der Zeit für eine Versöhnung.« Er schaute zu Esdalän. »Den Elben wurde Schreckliches angetan. Seid Ihr bereit, die
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