Die Rache des Bombenlegers
Irgendwo in einem der großen Gärten kläffte ein
Hündchen, das vermutlich — zum Beinheben — über die Terrasse ins Freie durfte.
Es hörte sich nach was Winzigem an — Yorkshire-Terrier oder so ähnlich.
„Hoffentlich ist er da“, sagte Gaby.
Natürlich meinte sie Burkert, dessen
Grundstück sie jetzt erreichten. Das Tor der Einfahrt war geschlossen. Vom Haus
her blinzelte mattes Licht durch die Sträucher.
„Diesmal scheinen wir Glück zu haben“,
sagte Tarzan. „Wahrscheinlich ergötzt er sich an den Edelsteinen.“
Er stellte sein Rad an den Zaun. Die
Stelle war dunkel, der Drahtesel nahezu unsichtbar. Trotzdem bemühte er das
Kabelschloß, und seine Freunde taten es ihm nach.
Sie öffneten die Pforte, gingen zur
Villa und läuteten. Wieder schlug der Ping-pang-pong-Gong an. Würde Riebesiel
öffnen? Oder Burkert persönlich?
Der bestimmt nicht, dachte Tarzan,
nicht mit den Kratzwunden von Pedro. Wird ganz schön sauer sein, daß ihm das
passiert ist.
In der Diele wurde Licht gemacht, wie
sich durch eine grüne Butzenscheibe unschwer feststellen ließ. Die Tür schwang
auf. Adolf Burkert, gehüllt in einen schwarzseidenen Hausmantel, stand auf der
Schwelle.
Sofort glitt Tarzans Blick zu den
Händen. Die linke war unverletzt, die rechte steckte in der Tasche des
Hausmantels.
„Was wollt ihr?“ Burkerts Stimme klang,
als wäre er bis zum Kragen mit Galle gefüllt. Das hagere Gesicht mit der
eingeknickten Nase war wiedermal außer Kontrolle. Es zuckte, bibberte,
verzerrte sich, schnitt Grimassen — als übten die Gesichtsmuskeln für ein Rock’n
Roll-Turnier.
So sieht er aus, wenn er durchdreht,
dachte Tarzan — nicht ohne Schadenfreude.
Seine Freunde waren eher erschrocken.
„Die Edelsteine wollen wir zurück haben“,
sagte Tarzan.
„Was?“
„Nun sagen Sie nicht, Ihr Name wäre
Hase. Sie heißen nämlich Burkert und sind ein durchtriebener Schurke. Wir
wissen genau: Neulich bei Ihrer ehemaligen Frau haben Sie deren Hausschlüssel
gestohlen. Damit sind Sie heute abend in ihr Haus eingedrungen. Sie haben Elly
bewußtlos gewürgt und die — vor langer Zeit geschenkten — Edelsteine geraubt.
Geben Sie die zurück, sonst ist die Polizei in zehn Minuten hier. Kapiert?“
Die Zuckungen in Burkerts Gesicht
verebbten. Es erstarrte zu einer Maske der Fassungslosigkeit. Er nahm die
rechte Hand aus der Tasche und wischte sich über den Mund.
Verblüfft stellte Tarzan fest: Diese
Hand war so unverletzt wie die andere. Das Gesicht sowieso.
Ja, zum Henker! Wo hatte Pedro den Kerl
denn erwischt? An der Sitzfläche? Unsinn!
Hölzern sagte Burkert: „Kommt rein.“
Das klang fast wie eine Einladung.
Klößchens Miene wurde auch gleich erwartungsvoll. Die Hoffnung auf ein
Abendessen hatte er noch lange nicht aufgegeben.
Burkert schloß die Tür. In beinahe
ruhigem Ton sagte er: „Euer Verdacht ehrt mich. Aber ich war’s nicht. Ich gebe
zu, den Schlüssel — Ellys Hausschlüssel — habe ich mitgenommen. Aber nicht, um
meine Frau zu überfallen — vielmehr, um sie zu überraschen, ihr heimlich Blumen
auf den Tisch zu stellen und... Aber das ist meine Sache und geht euch nichts
an. Daß der Schlüssel... Moment!“
Er machte kehrt, rannte in sein
Schlafzimmer und war einen Moment später zurück.
„Er ist weg. Der Mittagsräuber hat ihn
mitgenommen. Ohne jeden Zweifel.“
„Dann hatten Sie wohl einen Zettel an
den Schlüssel gehängt“, sagte Tarzan höhnisch. „Mit der Aufschrift: Elly Burkerts
Hausschlüssel. Dazu die Adresse. Und in Klammern der Hinweis: Besitzt
eine Kollektion kostbarer Edelsteine. Wie?“
Burkerts Blick wurde tückisch. „Der
Schlüssel lag unter einem Bild meiner Frau. Vielleicht hat der Mittagsräuber
das Richtige vermutet. Auf dem Foto steht jedenfalls ihr Name.“
„Auch die Adresse? Andernfalls hieße
das nämlich, der Mittagsräuber wäre über Sie beide unterrichtet und könnte sich
zusammenreimen, daß bei Ihrer ehemaligen Frau was zu holen ist.“
Burkert hob die Achseln. „Wird wohl
Aufgabe der Polizei sein, das zu ermitteln. Im übrigen schulde ich euch keine
Erklärung. Verschwindet! Macht, daß ihr rauskommt!“
Endlich wieder der alte Ton, dachte
Tarzan. Das paßt doch viel besser!
„Wir hätten Ihnen sooo gern beim
Aufräumen geholfen“, meinte Klößchen. „Und was Ihre Schulden bei mir betrifft,
da sollten Sie wissen: Es wird Tag um Tag teurer. Ich berechne nämlich Zinsen.“
„Raus!“ schrie Burkert.
Scheibenkleister! dachte
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