Die Rache des Bombenlegers
zum dritten Mal
geläutet. Gaby hüpfte ungeduldig umher und behauptete, das wäre der
Spezialschritt vom Ententanz. Karl polierte seine Brille, obwohl in der
Dunkelheit kaum was zu sehen war. Klößchen tat nichts. Nur sein Magen knurrte
vernehmlich.
„Sie muß doch da sein.“ Tarzan ließ den
Daumen auf der Klingel.
„Vielleicht sitzt sie in der Badewanne“,
meinte Gaby.
„Stimmt!“ nickte Klößchen. „Heute ist
Freitag.“
„Kann mir schon denken“, sagte Gaby, „daß
du nur freitags badest. Ferkel.“
„Aber ich dusche fast jeden Morgen“,
verteidigte er sich.
Tarzan deutete auf ein Fenster mit
geriffelter Milchglasscheibe, die man aber kaum erkennen konnte, denn dahinter
war es tunnel-dunkel. Was die Art der Scheibe betraf — das hatte er bei Tag
gesehen.
„Das ist das Bad. Und dort ist sie
nicht. Jedenfalls glaube ich nicht, daß sie im Dusteren plätschert. Wartet mal!“
Tarzan trat zu einem erleuchteten
Fenster. Der geblümte Vorhang war leider geschlossen und verwehrte den Blick in
den Raum.
Er pochte an die Scheibe.
„Frau Burkert! Wir sind’s, die
TKKG-Bande.“
Nichts rührte sich. Schon wollte er
sich abwenden, als er den seltsamen Laut vernahm: ein halbersticktes Stöhnen.
Für einen Moment wußte er nicht: War
das Wirklichkeit? Oder hatte er sich getäuscht? Dann rannte er um die Hausecke
zur Schmalseite, wo das zweite — zu diesem Raum gehörende — Fenster lag, jenes,
durch das er neulich hineingesprungen war, um Elly von ihrem rabiaten Ex-Mann
zu befreien.
Auch hier war der Vorhang geschlossen,
aber die Kanten berührten sich nicht ganz. Ein schmaler Spalt war geblieben.
Durch ihn konnte Tarzan in den
erleuchteten Raum sehen.
Ein Stuhl lag auf dem Boden. Die
bestickte Zierdecke war halb vom Tisch gerutscht. Von rechts ragten zwei
Frauenbeine ins Bild: Offensichtlich steckten sie in einer modischen,
brombeerfarbenen Overallhose. An einem Fuß hing noch ein rose-lederner
Damenschuh mit mittelhohem Absatz. Der andere Fuß war nur mit einem seidenen
Strumpf bekleidet. Die Zehen bewegten sich, als wollten sie sich irgendwo
festkrallen; und um beide Knöchel schlang sich ein derbes Stück Strick.
Die Füße waren gefesselt.
„Hierher!“ rief Tarzan.
Dann drückte er mit dem Ellbogen die
Scheibe ein. Klirrend zerbarst sie. Er griff durch das Loch, entriegelte das
Fenster und stieß die Flügel auf.
„Brichst du ein?“ fragte Gaby
entgeistert.
„Muß sein. Hier ist was passiert.“
Er schwang sich hinein und teilte den
Vorhang.
Elly Burkert lag auf dem Rücken. Auch
ihre Hände waren gefesselt, die Arme über den Kopf gestreckt und an der Heizung
festgebunden. Ein dunkles Tuch bedeckte die Augen und war seitlich am Kopf
verknotet. Ein anderes Tuch, auf ähnliche Weise angebracht, verhinderte, daß
sie den Knebel aus dem Mund stieß.
„Um Gottes willen!“ rief Gaby.
Tarzan kniete schon neben der Frau. In
Windeseile befreite er sie von Knebel und Augenbinde. Die Knoten der Fesseln
ließen sich nicht lösen. Aber mit seinem Taschenmesser säbelte er die Stricke
durch.
Ein Fauchen ließ ihn innehalten.
Die Tür zum Flur stand offen. Dort
duckte sich Pedro, der prächtige Siam-Kater, zum Sprung. Seine Augen glühten.
Das Maul war aufgerissen.
„Ist gut, Pedro! Ist ja gut“, stammelte
Elly. „Tarzan will mir nichts tun. Er befreit mich doch.“
Mit Tarzans Hilfe richtete sie sich
auf. Sie hinkte — wegen des fehlenden Schuhs — zu Pedro hin, streichelte den
Kater und nahm ihn auf den Arm.
„So mutig hätte er sich vorher
verhalten sollen“, sagte Tarzan. „Wie fühlen Sie sich? Sollen wir einen Arzt
benachrichtigen? Setzen Sie sich doch. Sie sind ja ganz blaß.“
Erschöpft sank Elly auf die Couch. Für
einen Moment schloß sie die Augen. Pedro hatte sich beruhigt. Zufrieden
kuschelte er sich auf ihren Schoß, schnurrte und begann, seine Pfoten zu
lecken.
Verblüfft sah Tarzan: Pfoten und
Krallen war dunkel von — geronnenem Blut.
„Sie müssen jetzt nicht erzählen“,
sagte er. „Erholen Sie sich erstmal.“
„Es geht schon wieder. Verletzt bin ich
wohl nicht. Aber der Schreck war furchtbar.“ Sie blickte zum Fenster. „Kommt
doch rein, Kinder!“ Dann lachte sie. Aber dabei klapperten ihr die Zähne wie im
Fieberschauer. „Bei Elly Burkert ist immer was los. Nur ist sie leider auch
immer die Dumme.“
14. In die Enge getrieben
Gaby schlüpfte gleich in die Rolle
einer Krankenschwester, brachte Elly ein Glas Wasser und holte
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