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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Die Besorgnis in Gabys Stimme tat
ihm wohl.
    „Gut, dann fahre ich mit“, sagte sie
entschlossen.
    „Kommt nicht in Frage! Ist riesig nett
von dir. Aber im Ernstfall könntest du mir nicht helfen. Außerdem reicht der
Platz nur für mich. Tempo jetzt, Freunde! Ehe Kratzgesicht zurück ist.“
    Gaby atmete heftig, als breche sie
gleich in Tränen aus. Karl und Klößchen gaben mit Schnaufen, Stöhnen und
Seufzen Laute der Ratlosigkeit und des Entsetzens von sich.
Verständlicherweise, denn Tollkühnheit war ausschließlich Tarzans Ressort ( Arbeitsbereich ).
    Er kletterte in den Kofferraum, sah
noch, wie seine Freunde zu den Rädern gingen, zog den Deckel zu, ließ aber
einen messerklingenschmalen Spalt, durch den er ins Freie spähte. Er schlang
sein Taschentuch um das Schloß und knüpfte eine handliche Schlaufe, um den
Deckel während der Fahrt festzuhalten — denn völliges Eingeschlossensein wie in
einer Konservendose behagte ihm nicht. Damit der Deckel nicht klapperte, riß er
einen Streifen vom Pappkarton. Dreimal gefaltet schob er das Stück als Dämpfer
in den Spalt. Dann harrte er der Dinge, die kommen mußten. Etwas mulmig war ihm
zu Mute. Aber das lag sicherlich an dem penetranten (aufdringlichen) Geruch in diesem engen Blechverlies. Es roch, als hätten die Mittagsräuber Müll
transportiert.
    Schritte näherten sich. Kratzgesicht
kam durch den Garten. Er pfiff, wobei ihm ein Volkslied, ein sanfter Boogie und
die Nr. 3 der letzten Pop-Musik-Hitparade durcheinander gerieten. Seine
Musikalität war wohl noch schwächer entwickelt als bei Klößchen.
    Mit beiden Händen hielt er die
Aktentasche vor der Brust.
    Der Wagen schaukelte in der Federung,
als Kratzgesicht einstieg. Der Motor wurde angelassen.
    Tarzan lag auf der Seite, verkeilte
sich mit den Beinen, um schmerzhafte Rüttel-Massage zu verhindern, hielt den Deckel
fest und das Pappstück und spähte durch den Spalt.
    Seine Freunde hatten sich in der
Dunkelheit versteckt. Er sah nichts von ihnen. Der Mustang rollte. Fünf Minuten
später wußte Tarzan, daß ihm blaue Flecken sicher waren. Kratzgesicht fuhr, als
wollte er den Mustang heute noch verschrotten. Mal sprang der Kofferraumdeckel
handbreit auf, mal stieß er hart auf die Tappe. Das ließ sich nicht vermeiden.
Aber der Fahrer merkte nichts.
    Immer wieder spähte Tarzan hinaus. Er
versuchte, sich zu orientieren (zurechtzufinden), hielt Ausschau nach
Häusern und Wahrzeichen der Stadt. Auf die übrigen Verkehrsteilnehmer achtete
er kaum. Dennoch — nach einiger Zeit fiel ihm der Motorradfahrer auf.
    Hatte er denselben Weg? Er hielt
Abstand, sicherlich, aber er blieb in Sichtweite. Beharrlich schien er dem
Mustang zu folgen. War das einer der Mittagsräuber, der Geleitschutz übernahm?
Dann hatte er Tarzan möglicherweise gesehen.
    Das mulmige Gefühl wurde stärker.
Tarzan ließ den Motorradfahrer nicht mehr aus den Augen — und war schließlich
sicher: Diese Verfolgung konnte kein Zufall sein.
    Freilich — um ihn genauer zu erkennen,
war die Entfernung zu groß. Jedenfalls handelte es sich um eine schwere
Maschine und einen dunkel gekleideten Fahrer mit dunkelrotem Helm und
Gesichtsschutz.
    Irgendwann später erreichten sie die
Gegend hinter dem Güterbahnhof. Der Mustang verminderte das Tempo. Tarzan
fühlte sich, als wäre eine Elefantenherde über ihn hinweggetrampelt. Der
Motorradfahrer war zurückgeblieben und jetzt nicht mehr zu sehen. Der Wagen bog
in eine Hofeinfahrt und hielt. Die Scheinwerfer erloschen. Es wurde
stockfinster.
    Kratzgesicht stieg aus, pfiff wieder
voller Fröhlichkeit, was angesichts seiner Kratzwunden verblüffte, und warf den
Schlag zu. Schritte klapperten auf betoniertem Boden. Eine Haustür wurde
geöffnet und wieder geschlossen. Dann herrschte Stille in nächster Nähe.
    Tarzan konnte durch die Einfahrt auf
die Straße sehen. Auch dort war es dunkel. Aber er wußte, daß dieses Viertel
von häßlichen Backsteinhäusern geprägt wurde. Hinter einigen Vorhänden
flackerte das kalkige Licht von Schwarzweiß-Fernsehapparaten. Geräusche des
Güterbahnhofs drangen bis hierher.
    Er drückte den Deckel nach oben,
kletterte hinaus, steckte sein Taschentuch ein und schloß leise den Kofferraum.
Das Haus, in dem Kratzgesicht verschwunden war, hatte offenbar eine schmale
Front, besaß aber drei Stockwerke. Hinter zwei hofseitigen Fenstern im Parterre
brannte Licht, und die alten, mottenzerfressenen Tüllgardinen ließen selbst
kurzsichtige Blicke durch.
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