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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Gemein­ de. Arbeitslosigkeit gab es nicht, denn Jaatinens Fabrik sorgte für Beschäftigung. Steuergelder flossen also immer reichlicher, und das wirkte sich direkt auf die Einnahmen der Gemeinde aus, wobei die gute Beschäf­ tigungslage gleichzeitig die früher so enorm gewachse­ nen Sozialausgaben verringerte. Das Bauprogramm der Gemeinde war während Jaatinens Zeit eifrig verwirklicht worden. Als Ryynänen fragte, was für ein Mann Jaatinen sei und ob er vielleicht irgendwie eigenmächtig handle, sagte die Gemeindesekretärin:
    »Ich kenne ihn nicht persönlich.«
    Sie errötete bei diesen Worten, doch Inspektor Ryynä­ nen bemerkte nichts von ihrer Gemütsbewegung, er machte sich Notizen.
    Inspektor Ryynänen huschte schnell wieder ins Motel, rief in der Eisenbahndirektion an und befragte die dorti­ gen Beamten.
    »Ach ja, Jaatinens Eisenbahn… die hat er tatsächlich selber gebaut. Bei uns hätte der Bau drei Jahre gedau­ ert, mindestens, aber so war die Bahn in ein paar Wo­ chen plötzlich fertig. Die Trasse ist gut, hält schwerem Verkehr stand, die Staatsbahn hat keinerlei Beanstan­ dungen. Wir stehen bei dem Unternehmer eigentlich in der Schuld wegen der Bahn, wir begleichen sie in Form von Fracht.«
    Nur Gutes bekam der Inspektor über Jaatinen zu hören.
    Am Nachmittag machte Ryynänen einen Spaziergang, und als ihm eine alte Landfrau entgegengehumpelt kam, dachte er bei sich, er werde die Unglückliche einmal fragen, was sie von Jaatinen hielt. Er sprach die alte Frau also an, es war zufällig die Bäuerin Reivilä, die Mutter des halb blinden Burschen. Ryynänen sagte:
    »‘n Tag, gute Frau… ich mache hier ein wenig Ur­ laub… ein schönes Wetter haben wir.«
    »Ja, es hält sich.«
    »Sie sind eine Hiesige?«
    »Gewiss, ich bin schon ein alter Mensch…« »Erzählen Sie mir doch mal, gute Frau, was hier heut­
    zutage so los ist, wie zum Beispiel Gemeindedirektor Jaatinen seine Sache macht.«
    »Ich weiß gar nicht, ob der Ingenieur auch schon Ge­ meindedirektor ist.«
    »Ist er.«
    »Na, umso besser, so einen Mann hätten wir hier von Anfang an gebraucht.«
    Bäuerin Reivilä hielt dann eine lange Rede über Jaa­ tinen, der ihr Wald abgekauft und ihr dafür einen an­ ständigen Preis bezahlt hatte, der alten Frau kamen schier die Tränen, als sie von Jaatinens Gutherzigkeit erzählte. Ryynänen hörte eine Weile zu und versuchte, ihr etwas Ungünstiges über den Mann zu entlocken, doch sie pries ihren Wohltäter, was das Zeug hielt. Ryynänen ging verwundert und auch ein wenig gereizt von dannen, diesem Jaatinen würde man nicht so leicht Verfehlungen im Amt oder Eigenmächtigkeiten nachwei­ sen können.
    Doch Inspektor Ryynänen stellte seine Untersuchun­ gen noch nicht ein. Er informierte sich über sämtliche Angelegenheiten der Gemeinde, besah sich die neue Brücke, prüfte, wie die Kommunalwahlen in Kuusmäki abgelaufen waren, machte sich mit der Geschichte von Vornanens Denkmal, das mitten im Dorf prangte, ver­ traut, befragte die Abgeordneten. Über Kommissar Ka­ vonkulma erfuhr er von verschiedenen Seiten, dass der sich häufig Eigenmächtigkeiten herausgenommen habe, bevor Jaatinen ins Dorf gekommen sei, doch jetzt ver­ halte sich der Kommissar taktvoll zu den Einwohnern und versehe sein Amt mit der einem Polizeibeamten angemessenen Lauterkeit.

Inspektor Ryynänen befasste sich auch mit Direktor Rummukainen, der das Dorf verlassen hatte und dazu laut den Informationen, die beim Ministerium eingegan­ gen waren, von Jaatinen gedrängt worden war. Doch wie sich zeigte, hatte der Schulvorstand den Direktor wegen seines schlechten Lebenswandels zur Kündigung aufge­ fordert. Als amüsantes Detail wurde Ryynänen berichtet, dass der Direktor am Tag seiner Verabschiedung voll­ trunken mit einem ausgestopften Birkhahn unter dem Arm durch die Gegend gelaufen und mit dem Konstabler mitten im Dorf in ein Handgemenge geraten sei. Dieser Bericht wurde von Konstabler Ollonen bestätigt, der den wild gewordenen Direktor hatte verfolgen müssen. Die­ ser Ollonen war im Übrigen ein recht hölzerner Mann mit ziemlich eigenartigem Humor. Als Ryynänen ihn fragte, wie er über den Gemeindedirektor dachte und ob auch er fand, dass Jaatinen ein mustergültiger Mann sei, antwortete der Konstabler:
    »Verflucht noch mal, der ist ein so verteufelter Kerl, wie man ihn sich besser nicht wünschen mag!«
    Die Tage vergingen. Inspektor Ryynänens Bericht über den aktuellen Stand in der

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