Die Rache des glücklichen Mannes
Gemeinde Kuusmäki und über Gemeindedirektor Jaatinen war nahezu fertig. Als er seine Notizen durchlas, sah er sich gezwungen festzustellen, dass die Inspektionsreise sämtliche Zweifel an Jaatinen zerstreut hatte. Es hatte keine einzige negative Aussage über den Gemeindedirektor gegeben. Wirklich erstaunlich.
Vor seiner Abreise beschloss Ryynänen, sich noch mit dem früheren Gemeindevorsteher, Bauer Jäminki, zu unterhalten, der dem Vernehmen nach mit Jaatinen nicht gut ausgekommen war. Doch der Besuch erwies sich als überflüssig, als Ryynänen auf Unterlagen stieß, die belegten, dass besagter Jäminki mit Jaatinen sogar in Geschäftsverbindungen stand. Der Bauer hatte Jaati nen nämlich hinter dem Flugplatz für die Eisenbahn trasse Land verpachtet. Es brachte also nichts, Jäminki aufzusuchen, der anscheinend das Wirtschaftsleben der Gemeinde in jeder Weise zu fördern bestrebt war, sogar dadurch, dass er eigene Ländereien an den unternehme risch tätigen Gemeindedirektor verpachtete. Männer, die in solcher Verbindung miteinander standen, streiten sich nicht, dass wusste Ryynänen aus Erfahrung.
Mit diesen Kenntnissen ausgestattet, verließ der Inspektor schließlich Kuusmäki.
Im Innenministerium übergab er dem Leiter der Abtei lung Kommunalverwaltung seinen umfangreichen Be richt, der gut fünfzig Schreibmaschinenseiten umfasste. Der Abteilungsleiter las den Bericht sofort durch und sagte dann:
»Wie es scheint, können wir die eingegangenen Schreiben ignorieren. Die Beschwerden sind gegens tandslos. Trotzdem war es gut, dass wir der Sache auf den Grund gegangen sind. Ich mag kein diktatorisches oder eigenmächtiges Handeln in der Kommunalverwal tung.«
Zufrieden schmunzelnd ging Ryynänen in sein Ar beitszimmer. Er stellte die Unterlagen über Kuusmäki ins Regal, den Aktenordner versah er mit der Aufschrift: »Jaatinens Papiere.«
31
In jenem Jahr gab es nicht einmal zu Weihnachten Schnee, was den Männern des Jagdklubs von Kuusmäki nur recht war: Noch am Stephanstag konnten sie in den Mooren hinter dem Dorf Birkhühner schießen. Das ganze Jahr hindurch waren die Birkhühner am Rande der Felder mit Körnern gefüttert worden, und jetzt konn te man die Beute einsammeln. Die Vögel flogen in dem nebligen Gelände nur wenige hundert Meter auf einmal; in dem Dunst nahmen sie die Schritte der Jäger nicht wahr, und so blieben sie gegen die mit Zielfernrohren ausgestatteten Gewehre chancenlos.
An dem Jagdausflug nahmen Kommissar Kavonkul ma, Konstabler Ollonen, Wehrleiter Jokikokko und Ingenieur Jaatinen teil. Hunde hatte man nicht mitge nommen, bei diesem Wetter wäre die Jagd mit ihnen zu leicht gewesen.
Ollonen und Jokikokko sonderten sich ab. Sie schos sen gleich in der Frühe ein paar Birkhühner und zünde ten sich dann ein Feuer an, um Kaffee zu kochen.
Im Schein des Feuers unterhielten sie sich mit leiser, düsterer Stimme. Sie sprachen über Jaatinen, und das keineswegs wohlwollend, im Gegenteil, sie planten einen gemeinen Schurkenstreich gegen den Ingenieur.
Die beiden Männer hatten nämlich so viel Verstand, dass sie sich ausrechneten, Jaatinen werde ihnen Sche rereien machen. Roivas war in Rente geschickt, Kainu lainen und Rummukainen aus dem Ort vertrieben, Jäminki abgewählt, Kavonkulma handzahm gemacht worden… wann wären sie beide an der Reihe? In den langen Herbstnächten hatten sie die Sache abgespro chen, sich immer weiter hineingesteigert, und jetzt, bei der Birkhuhnjagd am Stephanstag, wollten sie ihre finsteren Pläne in die Tat umsetzen.
Die Männer reinigten ihre Waffen, hauchten auf die Linsen der Diopter, rieben das Glas trocken, legten das Gewehr an und stellten es ein.
»Ein Knall, und die Sache ist erledigt«, murmelte Ollo nen rau.
»Lass uns den Kaffee austrinken, dann pirschen wir uns an«, äußerte Jokikokko. Seine sehnige Hand lieb koste den blank polierten Kolben des Jagdgewehrs.
Jaatinen stapfte zur selben Zeit durch das weite Moor, ohne zu ahnen, welche todbringende Verschwörung gegen ihn im Gange war. An seinem Gürtel hingen drei Birkhühner, er freute sich, dass es zu Neujahr einen schmackhaften Fleischtopf geben würde. Es beschämte ihn ein wenig, die schönen, halb zahmen Vögel zu schießen, doch andererseits: Geflügelfleisch war so gut, dass… Der Gedanke wurde abrupt durch ein Platschen im Tümpel unterbrochen, dann ertönte ein Knall. Je mand hatte Jaatinen direkt vor die Füße geschossen! Eine
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