Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Jaatinen, dass ich von Kääriäi­ nen fünfzehn Hektar Land gekauft habe. Und es ist genau das Land, über das deine Eisenbahn fährt. Im Geschäft inbegriffen ist dein Pachtvertrag, den du mit Kääriäinen abgeschlossen hast. Ich kündige jetzt diesen Pachtvertrag, und zwar nach Ablauf eines halben Jahres ab dem heutigen Tag. Du kannst deine Bahngleise auf­ wickeln, ich habe nämlich beschlossen, genau an der Stelle auf drei Kilometern Gerste anzubauen.«
    »So so. Gib mir aber trotzdem die Kündigung schrift­ lich, ich will mir erst mal alles durchlesen«, sagte Jaati­ nen und legte auf. Dann telefonierte er mit seinem An-walt in Helsinki. Nach kurzer Beratung kamen sie zu dem Schluss, dass die Situation ernst war. Die Bahn­ strecke würde erst in drei Jahren an die Staatsbahn übergehen, nachdem Jaatinen die entstandenen Kosten durch die Fracht hereingeholt hätte. Somit war die Strecke also Privatbesitz, und ein Privatmann kann nicht ohne weiteres den Boden eines anderen Privat­ mannes zwangsenteignen. Eine böse Sache. Doch es blieb ja noch ein halbes Jahr Zeit.
    Jaatinen holte sofort zum Gegenschlag aus. Er ließ Jäminkis Land in den Bebauungsplan aufnehmen und die Uferzone als allgemeines Erholungsgebiet festsetzen. Der Bauer könnte das Gelände zumindest nicht für Villengrundstücke verkaufen. Aber die Überplanung des Streckenuntergrundes würde länger dauern, und es blieb nur ein halbes Jahr Zeit… da musste eine andere Idee her.
    »Ich werde dem Querkopf eine richtig böse Lehre erteilen«, beschloss Jaatinen.
    30
    Der Leiter der Abteilung Gemeindeverwaltung im In­ nenministerium bearbeitete die Papiere, die sich auf seinem Schreibtisch angehäuft hatten. Allem Anschein nach gefielen ihm die Unterlagen, die er soeben studier­ te, nicht sonderlich, denn seine Miene wurde beim Lesen immer ungeduldiger. Schließlich, als er die Lektüre beendet hatte, drückte er mit wütender Geste auf die Taste des Haustelefons und fragte ins Mikrofon:
    »Zu wem gehört noch gleich die Gemeinde Kuusmäki hier bei uns? Aha, Ryynänen also, schicken Sie mir den Mann sofort her.«
    Bald erschien Kommunalinspektor Ryynänen. Er war ein zäh wirkender Beamter mittleren Alters; die arbeit­ samen Jahre im Ministerium hatten Furchen in sein Gesicht gegraben, und das verlieh ihm ein Vertrauen erweckendes Aussehen.
    Der Abteilungsleiter fragte:
    »Du bearbeitest dieses Kuusmäki?«
    »Kuusmäki… ach so, das ist die Gemeinde von Jaati­ nen, ja, sie gehört zu meinem Bereich. Warum?«
    »So, es ist also die Gemeinde eines Jaatinen! Das geht tatsächlich auch aus diesen Papieren hervor. Hier liegt ungefähr ein Kilo Beschwerden, verstehst du, und zwar kommen sie aus den verschiedensten Richtungen, auch aus der Provinzialverwaltung… dort in Kuusmäki hat sich ein entlassener Brückenbauingenieur, eben dein Jaatinen, eingenistet, und der Mann hat in der Gemein­ de alles total durcheinander gebracht. Nach flüchtiger Durchsicht konnte ich den Unterlagen entnehmen, dass der Mann dort momentan Gemeindedirektor ist, völlig ohne Kompetenz für das Amt übrigens, und außerdem besitzt er irgendeine besondere Fabrik. Ferner hat er eine komplette Eisenbahnstrecke zum Dorf gebaut, und damit noch nicht genug, er hat auch noch mitten im Kirchdorf ein riesiges Denkmal für die Roten aufge­ stellt… Was war sonst noch? Ja, er hat die jüngsten Wahlen nach seiner eigenen geheimen Liste geleitet, die Lokalzeitung gekauft, außerdem vorigen Herbst das Wasser- und Abwassernetz von Kuusmäki gebaut und dabei Millionengewinne eingestrichen. Und dann sind hier noch ein paar Beschwerden, in denen es heißt, der Mann habe Kommunalbeamte aus Kuusmäki verjagt, und den Kommissar habe er völlig am Gängelband. Hast du Kenntnis von diesen Vorgängen, Ryynänen?«
    Ryynänen sah zu den Wänden und zur Decke auf und sagte schließlich mit leiser Stimme:
    »Das eine und andere ist natürlich bei mir gelandet… aber ich habe nicht alle diese Ergüsse ernst genommen, die Leute haben ja immer etwas zu reden, und außer­ dem ist dieser Jaatinen ein rühriger Mann, die Einnah­ men der Gemeinde sind während seiner Zeit enorm gestiegen.«
    »Rührig scheint er zu sein, in der Tat. Aber jetzt müs­ sen wir sofort klären, was dort eigentlich geschieht. Ganz mit rechten Dingen geht es nicht zu, die kommu­ nale Entwicklung in einer so kleinen und abgelegenen Gemeinde kann sich nicht in anderthalb Jahren derma­ ßen verändern. Wir machen

Weitere Kostenlose Bücher