Die Rache des glücklichen Mannes
der laufenden Angelegenheiten in letzter Zeit enorm gewachsen ist, schließlich ist im Ort Industrie entstanden, und sogar eine Eisenbahn ist nach Kuus mäki gebaut worden. Die Aufgaben der Kommune sind inzwischen so vielfältig, dass die Gemeindesekretärin nicht mehr alle Routineaufgaben allein bewältigen kann. So schlage ich also vor, dass die Abgeordneten beschlie ßen, in Kuusmäki das Amt eines Gemeindedirektors einzurichten.«
Dem Vorschlag wurde umgehend zugestimmt. Gleich zeitig wurde beschlossen, das Amt auszuschreiben.
Im November, nach Ablauf der Bewerbungsfrist, trat die Gemeindevertretung zusammen, um den Gemeinde direktor zu wählen. Es waren etliche Bewerbungen eingegangen, und Manssila stellte die Bewerber vor. Vor der Beschlussfassung bat Pyörähtälä ums Wort:
»Dann noch eine Sache. Ingenieur Jaatinen hat mir gegenüber geäußert, dass er ebenfalls zur Verfügung steht, wenn es an die Besetzung des Amtes des Gemein dedirektors geht.«
»Ich unterstütze Jaatinen«, verkündete Manssila. »Gibt es weitere Vorschläge?«, fuhr er fort.
Die Abgeordneten blieben still. Jaatinen sah alle scharf an, niemand bat ums Wort. Schließlich sagte Manssila:
»Da es keine Unterstützung für andere Vorschläge gibt, betrachte ich Ingenieur Akseli Jaatinen als den vom Gemeinderat gewählten Gemeindedirektor. Herzli chen Glückwunsch, Jaatinen.«
Am Abend montierte Jaatinen sein Türschild ab, ritzte etwas hinein und schraubte das Schild wieder an. An seiner Haustür stand nun zu lesen:
Ingenieur Jaatinen
(Gemeindedirektor)
29
Als Jäminki die Lokalzeitung las, auf deren Titelseite, über zwei Spalten, ein Bild von Jaatinen prangte, daneben die Nachricht, dass der Ingenieur zum Ge meindedirektor von Kuusmäki gewählt worden sei, bekam der Bauer einen solchen Wutanfall, dass er die Zeitung in Stücke riss.
»Verflucht noch mal! Nun hat er sich auch noch das Amt des Gemeindedirektors zugeschanzt. Jetzt begreife ich, warum der Millionenräuber die Wahlen so geführt hat. Und mich hat er gleich ganz aus dem Gemeinderat
rausgekantet, dieser Saukerl…«
Jäminki fluchte in der Stube so derb, dass die Schwiegertochter rasch die Kinder ins Nebenzimmer brachte; die Kleinen sahen mit ängstlichen Augen auf den Großvater, der herumtanzte wie ein Derwisch.
»Erst hat er Kavonkulma bestochen, dann Kainulai nen zur Hölle geschickt, anschließend ist er mit Rum mukainens Frau ein sündiges Bündnis eingegangen und hat Rummukainen aus dem Amt getrieben, und inzwi schen ist auch schon Roivas ins Wasser geschmissen und in Rente geschickt worden… Mich hat er aus dem Gemeinderat gedrängt, aber das hat noch ein Nachspiel, Jaatinen kennt mich noch nicht gut genug! Verdammt, ich werde ihm und der ganzen Gemeinde zeigen, dass man mich nicht einfach kaltstellen kann. Ich habe Geld und Land, seine Fabrik wird noch an ihrem eigenen Wahnsinn ersticken, wenn ich erst mal den großen Gang einschalte.«
Gleich am nächsten Morgen fuhr Jäminki ins Kirch dorf, hob sein Geld von der Bank ab und nahm außer dem auf seinen Hof noch einen Kredit von einhundert tausend Mark auf. Dann fuhr er mit einem Notar zu einem gewissen Kääriäinen, der einen kleinen Bauernhof hinter dem Flugplatz, zu beiden Seiten von Jaatinens Eisenbahn, besaß.
Jäminki kaufte Kääriäinen unverzüglich fünfzehn Hektar Land zu beiden Seiten der Bahn ab. Der Preis war schwindelerregend, fast zweihunderttausend Mark. Jäminki schrieb Kääriäinen einen Scheck aus, die Pa piere wurden fertig gemacht, das Eigentumsrecht ging an Jäminki über, dass es nur so krachte.
Hinterher saß Kääriäinen glücklich in seiner Wohn stube, in der Hand hielt er den großen Scheck. Seine Frau wollte nicht recht an den Handel glauben, doch als sich Kääriäinen im Kirchdorf Jäminkis Scheck hatte bestätigen lassen, war auch seine Frau endgültig über zeugt. Noch am selben Tag fuhr ein Fahrzeug des städti schen Schlachthofes auf Kääriäinens Hof, und die Bau ersleute, glühend vor Eifer, führten ihre fünf Kühe und das Kleinvieh auf die Ladefläche. Kääriäinen nagelte Türen und Fenster des Kuhstalls mit Brettern zu, ging in die Stube und sagte freudestrahlend zu seiner Frau:
»Emmi, wir sind jetzt reich. Jetzt wird nie mehr gear beitet.«
»Einverstanden, lieber Kääriäinen.«
Zwei Wochen später, als er die Parzellierungsunterla gen erhalten hatte, rief Jäminki bei Jaatinen an:
»Es sieht jetzt so aus,
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